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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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unausweichlich quälende Befragung beginnt. »Ganz recht.«
    »Und dann, von 2008 bis letzten Monat, haben Sie in Beechway gearbeitet?«
    »Ja.«
    »Man hat mich gebeten, mir ein paar … Ungereimtheiten in der Klinik Beechway anzusehen.«
    Jonathan ballt eine Hand zur Faust, öffnet sie wieder und betrachtet sie wie aus weiter Ferne. »Ja. Ich habe mir schon gedacht, dass Sie deshalb hier sind.«
    »Ja. Sind Sie bereit, darüber zu reden?«
    »Ja. Aber es wird nicht leicht sein.«
    »Das ist es selten. Wir werden sehen. Fangen wir einfach vorn an. Erzählen Sie mir von Rotherham.«
    Jonathan bewegt den Unterkiefer hin und her. Schließlich fängt er an zu reden – stockend, als machten die Wörter ihm Schwierigkeiten. »Ja … Rotherham. Mitte der Neunziger.«
    »Weiter.«
    »Einer der Patienten in Hartwool hatte die Horrorvorstellung, dass nachts etwas auf ihm saß. Eine Angststörung aus der Kindheit, irgendetwas mit Erstickungsängsten – ich weiß es nicht. Auf dem Gelände des Krankenhauses gab es zufällig ein Grab, das Grab einer Zwergin, die es dort gegeben hatte, als das Haus noch ein Armenhaus war. Das verschmolz mit der Vorstellung, etwas könnte sich auf die Leute setzen – und es verbreitete sich in der Klinik. Wir alle bemühten uns, es zu ignorieren, aber die Hysterie nahm zu, und dann passierten Dinge – und zwar Dinge, die wir nicht auf Selbstverletzung zurückführen konnten. Die Sache eskalierte, bis wir schließlich eine Patientin verloren. Als Todesursache wurde schließlich Selbstmord festgestellt, aber ich war nie überzeugt.«
    »Genauso wie in Beechway?«
    Jonathan schüttelt den Kopf. »In Beechway gab es nie ein Grab oder eine Zwergin. Das gab es nur in Rotherham. Das war immer die Geschichte von Hartwool.«
    »Aber Sie haben die Geschichte nach Beechway gebracht? Und dafür gesorgt, dass sie Wurzeln schlug?«
    »Nein.«
    »Nein? Wie hat sie sich dann dort hinunterverpflanzen können?«
    »Das will ich Ihnen ja gerade erzählen.«
    Taktik
    Der Anruf kommt, als sie ihre Sachen aus dem Van laden. Fleas Team hat die Suche für heute beendet, aber in einer hochsicheren psychiatrischen Klinik am Rande von Bristol ist es zu einer kritischen Situation gekommen. Ob sie Überstunden einlegen können?
    Sie spricht kurz mit den Männern und meldet sich dann wieder in der Zentrale: Sie werden in dreißig Minuten vor Ort sein. Die Männer klettern wieder in den Van und fangen an, sich umzuziehen. Sie zerren ihre Kampfausrüstung aus dem Gefangenenkäfig im Heck des Wagens. Sie sind an Situationen gewöhnt, bei denen es um gewaltsames Eindringen oder um das Festsetzen des Täters geht; wenn sie nicht tauchen, verbringen sie viel Zeit mit Such- oder Festnahmeeinsätzen, oft im Zusammenhang mit Rauschgiftvergehen. Sie verfügen über das ganze Handwerkszeug, sich gewaltsam Zugang zu dem Gebäude zu verschaffen, und ihr »großer roter Schlüssel« – ein spezieller Rammbock – hängt in dem Netz an der Seitenwand ihres Vans. Sie fahren in den Berufsverkehr hinaus. Flea sitzt am Steuer. Wider Willen ist sie dankbar für diese Ablenkung. Noch eine Minute bei dieser Pseudo-Suche auf dem Lande hätte sie nicht ausgehalten.
    Beechway steht hell beleuchtet in der abendlichen Dunkelheit, abgesperrt und mit Stacheldraht gesichert. Ein paar Leute aus dem Team kennen das Objekt. Sie sind schon einmal hier gewesen und haben die vermisste Patientin gesucht, von der Jack gestern Abend gesprochen hat. Pauline Scott. Flea erinnert sich gut daran.
    Das Team ist nicht das erste vor Ort. Es wimmelt hier schon von Vans und Streifenwagen mit blitzenden Blaulichtern. Drinnen ist der Teufel los. Sie geht mit ihren Männern zum Gewahrsamsbereich der Station namens Myrte und macht sich zusammen mit ihrem zweiten Mann, Wellard, ein Bild von der Tür. Es wird weniger als zehn Sekunden dauern, sie mit der Ramme aufzubrechen, aber sie müssen auf das Okay warten. Sie verabredet den Code, mit dem der Einsatz per Funkgerät gestartet wird, lässt Wellard an der Tür zurück und geht durch den gläsernen Korridor zur Security-Zentrale.
    Die Hauptbeteiligten haben sich in dem Raum vor der Zentrale versammelt. Es ist eine Art Freizeitraum für die Wachmänner, mit Kühlschrank, Fernseher und Kaffeemaschine. Der Chef des Ganzen – der sogenannte »Silver Commander« – ist ein hochgewachsener Mann mit sanfter Miene, mit dem Flea schon zusammengearbeitet hat. Bei ihm ist sein taktischer Berater und der »Bronze Commander«. Direkt

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