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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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keine von denen, die begehen ruchlose Taten.
    Meide Müßiggang und Maßlosigkeit.
    »Das hat Pauline sich auf die Schenkel geritzt. Und das hier hat Zelda geschrieben. Und das …?«
    Er klopft mit dem Finger auf die unterste Zeile.
    Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.
    »Das hat Moses an die Wand seines Zimmers geschrieben, bevor er sich das Auge ausgerissen hat.«
    Caffery nickt langsam. Er hebt den Kopf und sieht, dass AJ ihn fest anschaut.
    »Wenn ich bis dahin irgendwelche Zweifel hatte – aber als ich das gesehen habe, dachte ich …«
    »Ich weiß, was Sie dachten.« Caffery will los, und zwar sofort. »Und nur zur Information: Ich denke es auch.«
    Upton Farm
    AJ hat gerade das Gebäude verlassen, als Beatrice Foxton, die Rechtsmedizinerin, anruft. Sie hat die zweite Obduktion an Zelda vorgenommen, aber sie hat keine weitergehenden Befunde. Manchmal, sagt sie, müssen wir einfach die Hände heben. Und sagen, wir wissen es nicht genau.
    Caffery entscheidet, dass es nicht wichtig ist. Er hat jetzt genug von Handel gehört und gesehen, um auch so an ihm dranzubleiben. Er zieht ein Paar Einmalhandschuhe an – sowohl aus Reinlichkeitsgründen als auch, um kein Beweismaterial zu kontaminieren – und packt die Puppen wieder in die Sporttasche. Er schiebt sie in einen versiegelten Beutel, den er von einem der Spurensicherer bekommt, und geht damit zum Auto, wirft den Beutel in den Kofferraum und steigt ein. Er lässt den Motor ein paar Minuten laufen und schnuppert dann. Von den Puppen dringt kein Geruch herein. Gut. Er legt den Gang ein und rollt vom Parkplatz.
    In den Neunzigern, als Handel seine Eltern ermordet hat, gab es auf dem Land noch so etwas wie eine Dorfpolizei. Wenn ein Ort für eine Wache zu klein war, wohnte wenigstens ein Polizist in einem Haus, das der Behörde gehörte. Sein Revier begann vor seiner Haustür, und er kannte nicht nur die Einheimischen im Dorf an sich, sondern auch die Bewohner an den Landstraßen und auf den Höfen in der Umgebung. Er würde auch Isaac und seine Eltern gekannt haben. Auf der Fotokopie der Dienstnotizen vom Tag des Mordes heißt es, auf der Polizeiwache im Dorf sei ein Anruf aus einer nahe gelegenen Telefonzelle eingegangen. Der Ortspolizist, Sergeant Harry Pilson, sei innerhalb von zehn Minuten am Tatort gewesen.
    Die Upton Farm hat in den Jahren nach den Morden dreimal den Besitzer gewechselt. Die jetzigen Eigentümer, ein Ehepaar, das zwei Meilen weit entfernt wohnt, hat das Anwesen vor fünf Jahren gekauft und vermietet es als Ferienhaus. Caffery fährt bei ihnen vorbei, um den Schlüssel zu holen. Der Mann ist nicht da, aber die Frau. Sie ist eine Frau von etwas mehr als vierzig Jahren mit zornigen Augen und einer trotzigen Großstadtfrisur. Auf dem Lande zu leben ist eindeutig eine ästhetische Entscheidung und nicht das, wozu sie geboren ist. Jeder Zollbreit des Hauses ist angefüllt mit Country Living von der Sorte, die Großstädtern gefällt: Wachsjacken und Designer-Gummistiefel. Gemälde an den Wänden, die bemüht kunsthandwerklich erscheinen. Wahrscheinlich hofft sie, dass er das alles bewundert, aber er ist Frauen wie ihr schon öfter begegnet, und er ist zu alt, um seine Zeit mit Lügen zu verschwenden. Den Kaffee, den sie ihm anbietet, lehnt er ab und bittet um den Schlüssel für die Upton Farm.
    »Haben Sie sie immer vermietet?«
    Sie lacht kurz. Ohne Humor. »Wir haben immer versucht , sie zu vermieten. Wenn jemand sie nur nehmen wollte. Die Gegend hier soll eine beliebte Urlaubsregion sein, aber ich hatte dieses Jahr erst sechs Mieter. Und zwei von denen haben es sich nach der ersten Übernachtung anders überlegt. Sind rausspaziert und wollten ihr Geld zurückhaben.« Sie schüttelt den Kopf. »Ich würde das Haus sofort verkaufen, aber wer will es denn haben? Höchstens ein paar Londoner Idioten wie wir, die seine Geschichte nicht kennen.«
    Draußen ist es kalt und feucht. Dunstschleier ziehen von den orangeroten Wäldern herauf, die die Täler säumen, und hängen an den Felsen wie niedrige Wolken. Caffery hat die Heizung voll aufgedreht, als er über Landstraßen fährt, die gerade breit genug für einen Wagen sind. Hin und wieder gibt es Ausweichbuchten, aber Gott helfe dem Reisenden, dem ein Traktor entgegenkommt. Auf dem Beifahrersitz liegt Sergeant Pilsons Bericht vom Tag des Mordes. Einer der Constables beim MCIT ist dabei festzustellen, ob Pilson noch in der Gegend

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