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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Nebel um die Upton Farm weht. Vielleicht war es die Strafe für sie, vielleicht erteilte die Welt ihr eine Lektion – jedenfalls bekam sie nie Gelegenheit, Graham zu sagen, dass es aus sei.
    Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der Tag, den sie sich dafür ausgesucht hatte – Allerseelen –, zufällig der Tag war, an dem Isaac Handel beschlossen hatte, das Leben seiner Eltern zu beenden.
    Der Job
    Harry Pilson wohnt immer noch in dem Haus, in dem er dreißig Jahre lang seinen Dienstsitz hatte. Er hat sich mit fünfzig pensionieren lassen, um nicht auf das Revier in Chipping Sodbury versetzt zu werden, und sein Vorkaufsrecht genutzt, um das Haus zu erwerben.
    Pilson ist eben nach Hause gekommen; er liefert Fertigmahlzeiten an alte Leute in der Gegend aus. Er ist ein schlanker und gesunder Sechzigjähriger in Pullover und Cordhose. Nach einem kurzen Blick auf Cafferys Ausweis führt er ihn ins hintere Zimmer, vorbei an seiner Frau, die in der Küche steht, einen Teller abtrocknet und die beiden anstarrt. »Der Job«, knurrt er nur, und während sie missbilligend die Stirn runzelt, zieht er die Tür hinter sich zu. »Dauert nicht lange.«
    Wie Caffery Polizisten kennt, geht es im Hause Pilson wahrscheinlich schon seit Jahren so zu: Der Job ist schuld, dass Harry dauernd weg ist, und seine Frau steht verlassen mitten in der Küche und fragt sich, wann das einmal aufhört.
    Pilson lehnt sich für einen Augenblick an die geschlossene Wohnzimmertür. Es ist ein sehr ordentlich aufgeräumtes Zimmer: ein Schrank mit Kristall und Porzellanfigurinen, die TV -Fernbedienung liegt säuberlich ausgerichtet auf der zusammengefalteten Zeitung von heute. Die DVD s im Regal sind alphabetisch sortiert.
    »Was kann ich für Sie tun, Inspector?«
    »Können wir reden? Richtig?«
    »Tun wir das nicht gerade?«
    »Nein – ich meine, richtig .« Caffery setzt sich an den kleinen Esstisch und legt die Fallakte vor sich hin. Er schiebt den Stuhl ihm gegenüber mit dem Fuß zurück und sieht zu Pilson auf. »Kein blödes Rumgequatsche, keine Fachsimpelei und kein Partygeplauder.«
    Pilson zögert. Gehorsam setzt er sich hin, aber in seinem Gesichtsausdruck ist etwas, das Caffery warnt, die Sache nicht zu übertreiben. Er verschränkt die Arme.
    »Dann mal los.«
    »Es geht um Isaac Handel und das, was auf der Upton Farm passiert ist.«
    Pilsons Miene erschlafft sichtlich. Caffery hat eine Wunde geöffnet. Eine Luke in die Vergangenheit. »Warum jetzt, nach all der Zeit? Und wieso das MCIT ?«
    »Können wir reden, oder können wir nicht reden?«
    »Doch. Wir können reden.«
    »Sie müssen die Familie gekannt haben. Was waren das für Leute?«
    »Was sagen Ihre Erkenntnisse?«
    »Nicht viel.«
    Pilson klopft mit den Fingern auf den Tisch, als betrachte er die Möglichkeiten, die ihm offenstehen. »Okay«, sagt er schließlich. »Ich erzähle es Ihnen nur, weil es so lange her ist. Ich kannte sie. Graham Handel – der Vater –, mit dem fing das Problem an. Ist ständig fremdgegangen, als wäre er süchtig danach. Hat nie genug bekommen. Und seine Frau? Hat es irgendwann aufgegeben, darauf zu warten, dass er sich ändert, und hat es ihm gleichgetan. Am Ende war sie fast so schlimm wie er.«
    »Dem Bericht nach haben die Leute im Dorf erzählt, die beiden beschäftigten sich mit Voodoo?«
    Pilson schnaubt. »Ach was. Louise hat einen Kurs belegt und ein paar Bücher dazu aus der Bibliothek entliehen, das war alles. Bei so einem Doppelmord fängt die dörfliche Buschtrommel an zu rattern, und zwei und zwei sind plötzlich hundert.«
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist, nachdem Sie den Anruf bekommen haben.«
    »Das ist lange her. Mein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es war.«
    »Aber an den Anruf können Sie sich doch sicher noch erinnern.«
    »Alles, woran ich mich erinnere, steht in der Akte.«
    »Wirklich?«
    Cafferys Ton verändert etwas im Zimmer. Pilson wird hellhörig, sein Ton scharf. »Selbstverständlich. Warum nicht?«
    »Ich war oben auf der Farm. Sieht nicht so aus, als ob man da einfach zufällig vorbeifährt und etwas Sonderbares bemerkt. Ihre Anruferin muss einen richtigen Aufwand betrieben haben, um dort hinzukommen.«
    Harry reibt sich abwesend die Stirn. »Ich weiß es nicht – das schwöre ich. Da sind so viele Jahre vergangen – es ist schwer, sich noch an Einzelheiten zu erinnern.«
    Caffery schüttelt den Kopf und klappt die Akte auf. »Nur damit Sie es wissen: Die Nummer mit dem schlechten Gedächtnis?

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