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Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Die Puppe: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppe: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Damit kommen Sie nicht durch.« Er sucht Pilsons Bericht und nimmt ihn heraus. »Der ist sehr detailliert. Vorbildlich, genau gesagt. Nur dass ein paar Details keinen Sinn ergeben.«
    Er zieht die Tatortfotos heraus und legt sie auf den Tisch.
    Pilson wird sehr still. Starr. Er wendet den Blick von Grahams und Louises Gesichtern mit den offenen Mündern ab. »Muss das sein?«
    »Ja. Ich hab’s gern, wenn alles ganz klar in meinem Kopf ist. Und wenn ich mir vorstelle, was Sie da durchgemacht haben, kann ich mir schon denken, dass Ihnen da vielleicht ein paar Fakten durcheinandergeraten sind.« Er macht eine winzige Pause. »Und dass Ihnen ein paar Details einfach entfallen sind.«
    Caffery hat ihm soeben die Chance gegeben zu kapitulieren und seinen Ruf zu retten. Pilson ergreift sie nicht. Stattdessen schiebt er die Fotos über den Tisch zurück, sodass er sie nicht mehr sehen kann.
    Caffery verschränkt die Arme und seufzt. »Okay – dann eben auf die harte Tour. Mal sehen … Sie sind um 18 Uhr 45 am Haus angekommen, also zehn Minuten nach dem Anruf? Die Haustür stand offen, aber Sie sind nicht ins Haus gegangen, sondern in die Scheune. Warum haben Sie das getan?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Hier steht, Sie hätten eine Blutspur gesehen, die zur Scheune führte.«
    »Na, dann muss es wohl so gewesen sein.«
    »Aber Sie sind nicht sicher.«
    »Wie gesagt, das alles ist sehr lange her.«
    Caffery starrt ihn an. »Ich halte es nicht für ratsam, weiter zu lügen. Reden wir über die Blutspur.« Er sucht das Foto heraus, auf dem der Hof und die Scheune zu sehen sind, und tut, als studiere er es eingehend. »Ich sehe hier nichts von einer Blutspur. Sie?«
    »Vielleicht ist auf den Fotos nichts davon zu sehen.«
    »Im Bericht der Spurensicherung ist davon auch nichts zu lesen. Da ist etwas Blut im Flur im Erdgeschoss, aber Isaac hätte von Blut triefen müssen, wenn Sie es draußen auf dem Boden gesehen hätten. Graham und Louise waren da schon seit drei Stunden tot – ihr Blut dürfte inzwischen sowieso getrocknet gewesen sein.«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich gesehen habe. Ich wusste einfach, dass er in der Scheune ist.«
    »Die Haustür steht weit offen, aber aus irgendeinem Grund gehen Sie nicht ins Haus, sondern geradewegs in die Scheune?«
    Pilson antwortet nicht. Caffery versucht es anders. »Okay, nehmen wir – rein theoretisch – an, irgendetwas, von mir aus der Riecher eines Polizisten, führt Sie gegen allen Augenschein weg vom Haus und hinüber zur Scheune. Und dann …« Caffery sucht den Teil des Berichts und liest laut: » Die Eingangstür der großen Scheune war offen. Ich schaute um den Türrahmen herum und erkannte Isaac Handel auf dem Heuboden. Es sah aus, als sei er voller Blut .«
    Caffery streicht mit dem Daumen über den Ordner, damit die Seite sich nicht verschlägt. »Möchten Sie an dieser Aussage etwas ändern, Mr Pilson?«
    »Was denn? Erwarten Sie, dass ich mich nach der langen Zeit besser erinnere?«
    »Nein, ich erwarte, dass Sie sich richtig erinnern und mir die Wahrheit sagen. Ich komme eben aus dieser Scheune. Es ist stockfinster da drinnen. Und den Heuboden kann man von der Eingangstür aus gar nicht sehen – dazu muss man mindestens drei Schritte weit in die Scheune hineingehen, und dann muss man sich immer noch weit zurücklehnen.«
    Pilson schüttelt den Kopf, doch er sieht nicht mehr aus wie ein Excop, sondern wie jemand, der bei einer Lüge ertappt worden ist und es nicht zugeben will.
    »Na schön«, sagt Caffery. »Jetzt überlegen Sie, wie tief Sie in der Patsche sitzen. Soll ich es Ihnen sagen? Sie schützen jemanden – ich weiß nicht, wen, aber das finde ich heraus. Okay?« Er macht eine Pause und lässt seine Worte wirken. »Und wenn ich es herausgefunden habe, komme ich zurück und kassiere Sie wegen Behinderung der polizeilichen Ermittlungen. Und sollte Handel in Zukunft noch irgendetwas anstellen, geht das auf Ihre Kappe.«
    Pilson macht einen Moment lang ein ängstliches Gesicht. »Handel kann nichts anstellen. Der ist in der geschlossenen Anstalt. In der Hochsicherheitsklinik.«
    »Stimmt. Die Hochsicherheitsklinik, die alle sechs Monate, ob die Patienten das wollen oder nicht, die behördlich vorgeschriebenen Entlassungsverhandlungen durchführt. Und diesmal … ta-daaaa!« Er macht eine schwungvolle Handbewegung wie ein Zauberer. »Diesmal wurde Isaac Handel entlassen. Ich nehme an, deshalb veranstalten sie das ganze Theater – um sicherzustellen,

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