Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
Vom Netzwerk:
nie wieder einschlafen können. Zach stand auf und tappte mit bloßen Füßen über den Teppichboden. Dann holte er auf alles gefasst tief Luft und schob den Vorhang beiseite.
    Auf den Ziegeln unter seinem Fenster lagen Kiesel. Das fiel ihm als Erstes auf. Das zweite waren zwei dunkle Gestalten, die von dem mondbeschienenen Rasen aus zu ihm hochsahen. Zach war zu überrascht, um zu schreien. Ihr Haar war windgepeitscht und ihre Gesichter waren gen Himmel gewandt, sodass er sie nicht sofort erkannte. Doch dann begriff er, dass es nur Poppy und Alice waren, keine Zombiemädchen oder Hexen oder Gruselgeister. Alice hob die Hand und winkte schüchtern. Poppy hatte die Hand voller Kieselsteine und sah aus, als würde sie ihn am liebsten damit bewerfen.
    Er atmete erleichtert aus und winkte zurück. Seine Hand zitterte leicht, doch sein Herz schlug wieder ruhiger.
    Poppy gab ihm ein Zeichen. Komm runter .
    Er dachte an den Zettel, den Alice ihm zugesteckt hatte, und das unterstrichene wichtig , doch er konnte sich nicht vorstellen, was so wichtig sein könnte, dass sie sich freitagnachts aus dem Haus schleichen würden. Alice’ Großmutter würde ihr bis ans Ende aller Tage Hausarrest aufbrummen, sollte sie es je herausfinden.
    Zach wich vom Fenster zurück, ging leise zum Schrank und zog Turnschuhe an. Dann streifte er noch einen Pullover über das T-Shirt und schlich in seiner Schlafanzughose mit Krokodilmuster die Treppe hinunter.
    Party folgte ihm unter klagendem Miauen; wahrscheinlich glaubte sie, es gäbe etwas zu fressen.
    Das Mondlicht im Treppenhaus war hell genug, um sich hinabzutasten, und Zach fand im Eingangsbereich sogar seine Jacke am Haken. In der Küche verrieten ihm die grün glimmenden Ziffern der Mikrowellenanzeige, dass es drei Minuten nach Mitternacht war. Zach legte die Jacke um die Schultern und schlich aus dem Haus. Er schloss die Tür, bevor die Katze ihm folgen konnte.
    Poppy und Alice warteten auf ihn.
    »Hey«, flüsterte er in die Dunkelheit. »Was ist los? Was ist passiert?«
    »Psssst«, antwortete Poppy. »Du weckst noch alle auf. Komm mit.«
    »Wohin?«, fragte er mit einem Blick zurück zum Haus. Im Schlafzimmer seiner Eltern in der ersten Etage brannte noch Licht. Manchmal las seine Mutter bis tief in die Nacht; manchmal schlief sie darüber ein und ließ das Licht an. Falls sie aber noch wach war, könnte sie ihre Stimmen hören, doch den Mädchen ohne einen blassen Schimmer einfach in die Nacht hinaus zu folgen kam nicht infrage.
    »Zu den Silbernen Hügeln«, erwiderte Alice.
    Das war ein Schrottplatz, der eine halbe Meile entfernt lag. Der Besitzer kaufte von Autoteilen bis zu Blechbüchsen alles und ließ es dann in großen Haufen auf seinem Grundstück vor sich hin rosten. Was er damit vorhatte, wusste niemand. Da die Rohre, Maschinenteile und Batterien sich zu silbern schimmernden Bergen auftürmten, hatten die Kinder sie Silberne Hügel getauft. Daraus war eine sehr lange Geschichte hervorgegangen, mit Zwergen, Trollen und einer Puppenprinzessin, die Poppy silbern angemalt hatte.
    Als Zach hinter Poppy und Alice herrannte, piff der Wind durch seine dünnen Schlafanzughosen. Er fror und kam sich albern vor. Nach einigen Minuten holte Poppy eine Taschenlampe hervor und schaltete sie ein. Der Lichtstrahl beleuchtete nur einen schmalen Streifen aus Rasen und Erde, sodass sie die Taschenlampe schwenken musste, um genug zu sehen.
    Das Grundstück war immer noch mit dem alten hohen Maschendrahtzaun abgeriegelt, den Zach im Gedächtnis behalten hatte. Und auch der alte verlassene Schuppen war noch da, den sie vor Jahren im Sommer entdeckt und zu ihrem Clubhaus umfunktioniert hatten, bis Alice’ Großmutter es herausgefunden und ihnen einen Vortrag über Tetanus gehalten hatte. Angeblich bekam man davon etwas, das sie Wundstarrkrampf genannt hatte. Zach glaubte nicht so recht daran, dass es so etwas wie Wundstarrkrampf wirklich gab, doch das Wort fiel ihm jedes Mal ein, wenn er einen steifen Nacken hatte.
    Seitdem waren sie nicht mehr dort gewesen – er jedenfalls nicht. Waren Poppy und Alice vielleicht ohne ihn dorthin gegangen? Anscheinend hatten sie jede Menge Geheimnisse. Er selbst hatte nur ein einziges, auf das er zu gern verzichtet hätte.
    Alice zog die knarrende alte Tür auf und betrat das Häuschen. Zach folgte ihr nervös.
    Poppy setzte sich im Schneidersitz auf den rissigen Holzboden und stellte die Taschenlampe zwischen ihre Turnschuhe, dass ihr Gesicht von unten

Weitere Kostenlose Bücher