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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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sah, als sie ihm entgegenblickte. Alice’ Miene hingegen erstarrte.
    »Du musst nicht mitkommen«, flüsterte er ihr zu, weil er nicht länger so ein egoistischer Idiot sein wollte.
    »Nein«, sagte sie, blickte in die andere Richtung und seufzte. »Das weiß ich auch. Ich bin nur müde. Außerdem, wenn ich jetzt nach Hause schliche, statt bei Poppy zu übernachten, würde Oma mich ohne Ende verhören.«
    Als Alice das letzte Mal zu spät nach Hause gekommen war, hatte ihre Großmutter ihr einen ganzen Monat Hausarrest aufgebrummt. Damals hatte sie sich mit einigen Freunden aus der Theater- AG und Poppy die Kinofassung eines ihrer Lieblingsmusicals angesehen. Aus irgendeinem Grund war die Mutter, die sie fahren sollte, nicht rechtzeitig gekommen oder es hatte zu lange gedauert, alle abzusetzen – jedenfalls war Alice eine halbe Stunde zu spät gekommen. Mehr war gar nicht nötig. Zack. Schon bekam sie richtig Ärger. Keine Telefonate, kein Internetsurfen, nichts.
    Auch wenn er wusste, dass sie in Wahrheit gar nicht mitkommen wollte, fand er, sie könne angesichts des ohnehin bevorstehenden Ärgers das Abenteuer genauso gut genießen und dann einfach das Beste hoffen.
    Unter lautem Quietschen wurde die Bustür geöffnet und ein alter Mann mit einem kurz geschorenen weißen Bart blickte auf sie herunter. Er trug einen kleinen goldenen Ohrring und sein Gesicht erinnerte Zach an einen mürrischen unfreundlichen Zauberer. »Dann steigt mal ein, wenn ihr mitfahren wollt.«
    Poppy, Zach und Alice erklommen die Stufen und warfen ihre Münzen in den Fahrscheinautomaten neben dem Fahrer. Er druckte drei Tickets aus und gab Kleingeld heraus, das klingelnd in eine Schale fiel. Zach trottete durch den Gang, vorbei an einer strickenden Frau, drei schlafenden Typen im Collegealter und einem Mann, der aus dem Fenster sah und vor sich hin brabbelte.
    Zach ging mit Poppy im Schlepptau ganz nach hinten, wo sie sich auf die breite Rückbank setzten. Alice kam direkt hinter ihnen und quetschte sich ans Fenster.
    »Na also«, sagte Poppy und zog die Füße hoch, bis sie wie ein Yogi auf dem Polster thronte. »Alles läuft planmäßig.«
    »Ich fasse es nicht, dass der Bus noch gekommen ist«, sagte Alice mit schwacher Stimme.
    Zach betrachtete Poppys Rucksack, der auf dem Boden stand, und überlegte, ob Poppy den Kopf der Königin wieder auf den Hals gesteckt hatte oder ob er in dem Rucksack herumrollte, wenn der Bus in die Kurve ging. Er glaubte, ein paar blonde Haarsträhnen zu sehen, weil der Reißverschluss nicht ganz zugezogen war.
    Als der Bus ruckartig anfuhr und die Haltestelle hinter sich ließ, musste Zach trotz allem grinsen. Sie rissen von zu Hause aus und begaben sich auf ein echtes Abenteuer, ein lebensveränderndes Abenteuer. Ein Schauer überlief ihn.
    »Du hast eben meine Frage nicht beantwortet«, sagte Zach. »Weißt du, wo der Friedhof ist? Weißt du, wohin wir gehen müssen, Poppy?«
    »Das Grab liegt unter einer Weide. Eleanor sagt uns noch wo genau.«
    » Eleanor sagt uns noch wo genau? «, fragte er leise und eindringlich.
    »Das hat sie mir doch auch schon gesagt, also was ist?«, erwiderte Poppy, und wie immer, wenn Zach wusste, dass sie unrecht hatte, obwohl sie den Eindruck erweckte, dem sei nicht so, fand sie in ihrer unnachahmlichen Art den wunden Punkt, der jeden Widerspruch zwecklos machte, und fügte hinzu: »Wenn du mir nicht geglaubt hast, warum bist du dann mitgekommen?«
    Entnervt tat er so, als wollte er mit der Stirn gegen die Lehne des Vordersitzes schlagen. Poppy beachtete ihn gar nicht.
    Alice lehnte sich ans Fenster und zog die Beine hoch, sodass sie mit dem Schuh an Zachs Bein stieß. Sie wirkte erschöpft, aber nicht mehr unglücklich. »Ich versuche zu schlafen.«
    Er legte die Hand auf ihren Knöchel, damit er nicht abrutschte.
    »Wir sollten schichtweise schlafen«, sagte Poppy. »Und Wache halten. Wie man das auf einer solchen Mission macht. Und damit wir nicht zu weit fahren.«
    »Okay.« Zach streckte die geballte Faust aus. »Schere, Stein, Papier.«
    Alice streckte die Hand aus und blinzelte so benommen, als könnte sie sich kaum noch wach halten. Trotzdem schlug sie ihn, Stein gegen Schere. Er blieb bei der Schere und legte Poppy herein, die Papier gewählt hatte, weil sie dachte, er würde nicht zwei Mal dasselbe nehmen. Und dann schlug Alice Poppy, sodass Poppy die erste Wache übernehmen musste, Zach die zweite und Alice die dritte. Zach legte den Kopf auf seinen Rucksack und

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