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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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schloss die Augen.
    Obwohl er nicht gedacht hätte, dass er einschlafen könnte, war er wohl weggedöst, und als er von Poppys spitzem Aufschrei geweckt wurde, kam es ihm vor, als wäre es nur wenige Augenblicke später.
    Er richtete sich auf. Der brabbelnde alte Mann saß plötzlich eine Reihe vor ihnen. Er hatte sich zu Poppy vorgebeugt und ließ gerade eine ihrer roten Haarsträhnen los.
    »Ich habe dich nur aufgezogen. Jetzt hab dich nicht so, du süßes kleines Ding. Bist du es nicht gewohnt, dass man dich neckt?« Zach roch seinen Mundgeruch und einen gewissen Mief, wie nasse Sachen, die man über Nacht in der Waschmaschine vergessen hatte, oder wie Turnschuhe nach einem langen Spiel. Seine Locken waren wild und zottelig, mit Grau durchzogen, und die Hälfte seines wettergegerbten Gesichts war hinter einem ungepflegten Bart verborgen. Die Fingerspitzen seiner bleichen Hände waren vom Nikotin gelblich verfärbt. »Ist das dein Bruder? Veräppelt der dich nicht auch ab und zu?«
    »Ja, das ist mein Bruder«, log Poppy rasch. »Und er hat etwas dagegen, wenn ich mit Fremden rede.«
    Als der Alte glucksend lachte, zeigte er eine schwarze Lücke anstelle der Vorderzähne. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Zach zu. »Ich habe deiner vorwitzigen kleinen Schwester gerade gesagt, ihr solltet nicht zu fest damit rechnen, dass der Bus euch dahin bringt, wohin ihr wollt.« Er hörte sich wirklich an, als wollte er sich einen Scherz mit ihnen erlauben, aber einen fiesen. Einen Furcht einflößenden. »Der Busfahrer – dem kann man nicht trauen. Verschlagen wie ein Coyote. Und manchmal wird er von Aliens besessen.«
    Alice rührte sich, öffnete die Augen und blinzelte traumversunken. Als sie den alten Mann sah, riss sie die Augen auf und griff nach ihrem Rucksack. »Was ist los?«
    »Okay«, sagte Zach zu dem Alten. Er beugte sich vor, um sich zwischen ihn und Poppy zu schieben. Sein Vater würde sagen, dass er als Junge die Mädchen beschützen musste. Das machte ihm noch mehr Angst, weil er befürchtete, dieser Verantwortung nicht gerecht werden zu können. »Danke für den Rat.«
    Der alte Mann grinste nur noch breiter. »Oh, der kleine Mann spielt sich auf, um Tinshoe-Jones loszuwerden. Hast du Bock auf eine Schlägerei? Willst du vor den Mädchen angeben? Was ist die andere denn für eine? Jedenfalls keine Schwester von dir. Was habt ihr drei überhaupt vor? Ihr lauft doch nicht etwa von zu Hause weg?«
    Alice drückte sich noch dichter ans Fenster. »Wir haben gar nichts vor.«
    »Also, herzlichen Dank, dass Sie nach hinten gekommen sind und mit uns geredet haben«, sagte Poppy beschwichtigend. »Aber wenn das alles war … «
    »Verschlagen wie nur was. Und total durchgeknallt.« Tinshoe tippte sich an den Kopf und machte eine Kreiselbewegung mit dem Finger, um auf sein Lieblingsthema zurückzukommen – den Busfahrer. »Hin und wieder verfährt er sich. Manchmal parkt er den Bus einfach, steigt aus und geht spazieren. Hin und wieder trifft er sich aber auch mit denen – mit diesen Dingern . In ihrem glänzenden Raumschiff. Man kann die Scheinwerfer sehen. Und dann lässt er uns eben so lange hier zurück, wie er braucht, um sich mit ihnen zu verständigen.«
    Alice stieß Zach mit dem Ellbogen an und zog die Augenbrauen hoch.
    »Okay«, sagte Poppy. »Wir passen auf.«
    »Deine Haare sind aber auch schön«, sagte Tinshoe Jones und wandte sich mit einem ekligen Grinsen Alice zu. Er ließ eine Hand vorschnellen, um sie am Zopf zu ziehen. »Wie Seilchen.«
    Alice zuckte zurück.
    »Fassen Sie sie nicht an«, sagte Zach.
    »Oh, die gehört dir, was? Ich kann mich auch mit deiner Schwester unterhalten, damit ihr Zeit für euch habt.« Tinshoe wollte Poppys Arm packen, doch sie drückte sich ins Polster, bevor er sie berühren konnte.
    » Hey! «, sagte Zach.
    Der alte Mann lachte. »Du bist ganz schön nervös, findest du nicht? Echt paranoid. Tja, mit der Blonden rede ich lieber nicht, das kannst du vergessen. Ich mag es nicht, wie die mich anguckt. Wenn sie dir vorgaukelt, dass sie nie jemandem wehtun würde, glaubs lieber nicht. Sie tuts doch.«
    Keiner von ihnen war blond. Soweit Zach sehen konnte, war in dem ganzen Bus niemand blond. Wie mochte es sein, wenn man so verrückt war, dass man Dinge sah, die es gar nicht gab? Sah man bei Halluzinationen die eingebildeten Sachen klar wie die richtige Welt oder waren sie an den Rändern verschwommen, sodass man es daran merken konnte, wenn man sich

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