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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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konzentrierte?
    »Sie sollten sich wieder woanders hinsetzen«, forderte Alice ihn auf und richtete sich kerzengerade auf, wie sie es in dem Theaterstück in der Schule tat. »Auch wenn wir uns nicht ähnlich sehen, das sind meine Geschwister. Ich bin ihre Adoptivschwester. Und ich möchte nicht, dass sie weiterhin so mit meinem Bruder reden.«
    »Ach, Quatsch«, sagte der Mann und holte eine kleine, in Papier eingeschlagene Flasche aus der Brusttasche. »Ich habe den Schwarzen Gürtel. Ihr braucht mich, wenn die Aliens kommen.«
    Der Bus bog um eine Kurve und fuhr langsamer. Am Ende der Straße lag eine hell erleuchtete Bushaltestelle. Zach seufzte erleichtert.
    »Wartet nur ab. Er steigt aus dem Bus und lässt uns hier sitzen, und wenn er zurückkommt, hat er ein neues Gesicht. Die Aliens rumoren unter seiner Haut. Und wem wollt ihr es erzählen, wenn er das macht?«
    Der übrige Bus lag im Dunkeln, bis auf die Lichter der beiden Leuchtstreifen auf dem Teppichboden im Gang und dem weiter vorne, wo die strickende Frau saß. Es sah aus, als wäre es sehr weit dorthin. Nur das Klappern ihrer Stricknadeln und die Stimme des Mannes waren zu hören.
    In wenigen Minuten konnten sie aussteigen, aber was dann? Es war zu früh, sie konnten noch nicht in East Liverpool sein. Sie waren an irgendeiner beliebigen Haltestelle in irgendeiner beliebigen Stadt.
    »Pass bloß auf«, sagte Tinshoe und sah Zach in die Augen. »Sie dürfen sie nicht kriegen. Als ihr Bruder musst du dafür sorgen. Du bist der Mann in der Familie und musst kämpfen, damit die Aliens ihnen nicht die Gesichter klauen. Aliens lieben rote Haare. Sie ziehen euch runter in ihre funkelnden Geisterhöhlen und lassen euch nie wieder gehen.«
    »Aliens leben gar nicht unter der Erde«, widersprach Alice, die einfach jeden verbessern musste, der Unsinn redete. »Sie leben im Himmel. In Raumschiffen.«
    Zach riss warnend die Augen auf, damit sie den Alten nicht gegen sich aufbrachte.
    Mit knirschendem Getriebe hielt der Bus an. Als die Tür aufging, wurde auch das Deckenlicht eingeschaltet. Tinshoe Jones‘ Gesicht wirkte eingefallen, als er einen Schluck aus der eingepackten Flasche trank. Dann stand er auf.
    »Daran sieht man, wie wenig du weißt«, sagte er. »Nein, hier im Bus seid ihr am besten aufgehoben.«
    Die Kinder sahen sich an.
    »Ich muss mal«, sagte Zach.
    »Geh ruhig«, sagte Tinshoe. »Ich passe solange auf die jungen Damen auf und sorge dafür, dass du mit demselben Gesicht wieder zurückkommst. Die Aliens sind nicht ohne.«
    »Und wenn wir ihn beschützen müssen?«, fragte Alice und stand auf.
    Tinshoe Jones schüttelte den Kopf und sagte: »Ihr könnt nicht dahin gehen, wohin er geht.«
    Einen schrecklichen Moment lang befürchtete Zach, Tinshoe Jones würde den Durchgang versperren, sodass sie nicht aussteigen konnten. Doch dann erhob sich der Busfahrer und sah zu ihnen herüber. Zach war kolossal erleichtert.
    Falls Tinshoe Jones den Fahrer gut genug kannte, um sich über dessen ständige Zusammenkünfte mit den Aliens zu beklagen, musste er häufig diese Strecke nehmen. Und wenn er so oft mit diesem Bus fuhr, hatte er sicher schon andere Passagiere belästigt. Der Busfahrer würde sicher gleich nach hinten kommen und ein paar Worte sagen. Dann würde Tinshoe auf seinen Platz zurückgehen und alles wäre gut.
    Doch der Fahrer musterte Zach, Poppy und Alice nur ausführlich und stieg dann aus, ohne ein einziges Wort mit ihnen zu wechseln oder Anstalten zu machen, ihnen zu helfen.
    Tinshoe Jones grinste, als hätte er die ganze Zeit gewusst, dass der Fahrer ihm keine Schwierigkeiten bereiten würde.
    Poppy drängte sich so plötzlich an ihm vorbei, dass sie weg war, bevor er reagieren konnte. Als Tinshoe Jones ihr nachsah, packte Zach Alice an der Hand und zog sie hinter sich her, den Gang hinunter. Tinshoe schnappte zu und hielt Alice gepackt, die jedoch einen Schrei ausstieß, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    Die Collegetypen wachten auf und die strickende Frau drehte sich zu ihnen um. Tinshoe war so überrascht, dass er Alice losließ.
    »Heult mir bloß nichts vor, wenn die Aliens eure Gesichter klauen!«, brüllte er ihnen nach.
    Der Busfahrer rauchte eine Zigarette und unterhielt sich mit zwei Leuten vor der Busstation, als die Kinder an ihm vorbei ins Gebäude liefen. Im grellen Neonlicht standen Bänke und Getränkeautomaten. Alice ließ sich auf einen Sitz sinken; in ihren Augen glitzerten Tränen. Sie sah so fertig aus,

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