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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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über kurz oder lang begreifen würden, dass sie nicht sauer aufeinander sein mussten, sondern dass er es war, der ihren Zorn verdiente. Er war derjenige, der das Spiel zerstört und die Befragung versteckt hatte, und er war derjenige, den Alice …
    Den Alice liebte, was auch wieder sonderbar war. Es war nicht etwa so, als hätte Zach noch nie über Mädchen nachgedacht. Nein, er hatte sogar schon einmal überlegt, ob er Alice auf diese Weise gern hatte. Das war so. Aber mit ihr zu gehen? Der Gedanke daran lähmte ihn komplett.
    »Okay«, sagte Zach und drückte die Tür zum Lokal auf. »Wir gehen rein.«
    In dem Restaurant war es warm. An der Kasse drehte sich eine Vitrine mit Desserts – riesigen Torten und Kuchen mit Zuckerguss und herausquellender Füllung. Es gab kleine Glasschälchen mit Wackelpudding oder Reispudding mit Rosinen obendrauf, die mit Frischhaltefolie abgedeckt waren.
    Hinter der Kasse stand eine Frau mit kurzem weißem Haar und Dauerwelle. Sie musterte sie skeptisch von oben bis unten, als überlegte sie, ob sie Ärger machen würden. »Ihr dürft den Matsch nicht überallhin tragen«, sagte sie schließlich.
    Als Zach roch, dass im hinteren Teil etwas gebraten wurde, knurrte sein Magen vor Hunger.
    »Entschuldigung«, sagte Alice und setzte ihr schönstes Schauspielerinnengesicht auf. »Wir waren mit unserem Segelboot draußen und hatten total viel Spaß. Etwas zu viel anscheinend. Wir möchten nur schnell etwas Warmes essen, bevor wir wieder rausfahren. Das Wasser war sehr kalt.«
    Die Frau an der Kasse lächelte, als ließe die Vorstellung von gesunder sportlicher Betätigung an der frischen Luft ihr schmutziges Äußeres mustergültig erscheinen. Vielleicht dachte sie aber auch nur, dass Kinder mit Segelbooten Geld haben mussten, egal wie sie aussahen. »Na gut, aber vorher trocknet ihr euch hinten ein bisschen ab. Ein Tisch für vier?«
    »Drei«, antwortete Alice und die Frau zwinkerte verwirrt.
    »Komm.« Poppy nahm Alice’ Arm, zog sie zum Waschraum und drehte sich zu der weißhaarigen Frau um. »Ein Vierertisch passt gut.«
    Zach ging auf die Herrentoilette. Es gab drei Urinale und eine Kabine, alles blau gefliest. An den Wänden hingen Bilder vom Ohio River in früheren Zeiten. Zach ging zu den Waschbecken, zog die Schuhe aus und reinigte sie. Dann zog er die Jeans aus, spülte Schmutz und Grashalme von den Aufschlägen und versuchte, sie mithilfe von Papierhandtüchern und dem Händetrockner so gut wie möglich zu trocknen.
    Schließlich wrang er sein Hemd über dem Waschbecken aus, kämmte sich mit den Fingern und zog die Jeans wieder an. Sie klebte klamm und kalt an seinen Beinen. Dann sah er in den Spiegel, aus dem ein Junge mit einem leichten Sonnenbrand zurückblickte, der älter aussah, als er sich in Erinnerung hatte. Die verstrubbelten rabenschwarzen Haare und die blauen Augen waren ihm allerdings vertraut. Ich hoffe, du weißt, was du tust , schienen sie zu sagen.
    Als er von der Toilette kam, saßen Poppy und Alice bereits in einer Sitzbank. Sie winkten ihm zu und er setzte sich gerade zu ihnen, als die Kellnerin kam.
    Sie war kaum älter als sie – mit pinkfarbenem Lippenstift, stumpf geschnittenem schwarzem Haar und einem Nasenring. Bevor sie die Speisekarten auf den Tisch legte, blieb sie stehen und starrte die Königin an, die zusammengesunken neben Poppy saß.
    »Eure Puppe?«, fragte die Kellnerin und zeigte auf Eleanor. Schmutz aus dem Flussbett klebte in den Rillen an ihrer Nase und ihrem Mund und verklumpte ihre blonden Locken. »Total gruselig.«
    »Oh ja«, sagte Alice mit einem finsteren Blick auf Poppy. »Gruseliger geht’s nicht.«
    Die Kellnerin lächelte, reichte ihnen die Speisekarten und ging. Zach war schon froh, dass sie anscheinend eine Puppe sah und nicht das, was Tinshoe Jones, der Donut-Mann und die Kassiererin gesehen hatten. Er verdrängte den Gedanken und studierte die Karte. Zusammen konnten sie zwölf Dollar fünfundsiebzig ausgeben und trotzdem noch nach Hause fahren – dabei hatte er schon die fünfundzwanzig Cent eingeplant, die er Poppy für den Bus würde leihen müssen.
    Es gab Brot mit Eiern, weißer Würstchensoße und Rösti. Vielleicht reichten zwei Teller davon für fünf Dollar für alle drei. Aber es gab auch ein Club-Sandwich mit Putenspeck für gut sieben Dollar, und dazu gab es Pommes frites und Krautsalat. Wenn sie dann auch noch Leitungswasser statt Limo nahmen und einen Dollar Trinkgeld veranschlagten, hätten sie immer

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