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Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)

Titel: Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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weg«, sagte Alice. »Wahrscheinlich sind sie beim Kentern rausgefallen.«
    Zach ließ sich in den matschigen Sand am Ufer fallen und betrachtete die Puppe in seinen Armen. Das Kleid der Puppenkönigin war zerrissen und löste sich beim Trocknen weiter auf. Ein Arm hing schlaff an einer schmutzigen Schnur aus dem Gelenk. Zach starrte auf sie hinunter und fragte sich, warum er ihretwegen freiwillig in einen eiskalten Fluss gesprungen war.
    Er hatte nicht einmal darüber nachgedacht. Er konnte sich nicht erinnern, sich bewusst dafür entschieden zu haben. Er hatte nur gewusst, wenn er es nicht tat, würde er etwas verlieren, von dem er sich noch nicht trennen wollte.
    Als sich die trüben Augen der Königin öffneten und zu ihm aufsahen, fiel ihm wieder ein, was Poppy über das Einatmen der Toten gesagt hatte. Möglicherweise hatte er aus Versehen etwas von ihrer Asche eingeatmet, als er den Beutel geöffnet hatte. Wenn das stimmte, konnte sie ihn vielleicht von sich besessen machen, wann immer sie wollte – genau wie die Toten, wenn man an einem Friedhof vorbeiging. Zach wollte sie ablegen, doch seine Hände gehorchten ihm nicht.
    »Wie spät ist es?«, fragte Alice. »Mein Handy tut’s nicht mehr.«
    Er sah auf die Uhr. Das Glas war in der Mitte beschlagen, doch selbst wenn sie stehen geblieben war, konnte es noch nicht lange her sein. »Zwanzig nach drei.«
    »Dann müssen wir los«, sagte Alice sichtlich in Panik. »Steht auf. Wir müssen weiter.«
    Zachs Füße fühlten sich an, als wären sie mit Blei ausgegossen. »Alice … « Wir schaffen es nicht mehr , wollte er sagen. Das geht gar nicht. Wir wissen nicht einmal, wo wir sind. Doch ihre Miene sagte ihm, dass sie all das bereits wusste. Sich schon auf dem Boot darüber klargeworden war, bevor sie die Königin in die Wellen geschleudert hatte.
    »Wie konntest du … «, sagte Poppy zu ihr, verkniff sich aber den Rest des Satzes, als Alice einfach fortging. Schweigend nahm Poppy Zach die Puppe aus den Händen. Er ließ sie gewähren.
    Alice ging zielstrebig weiter und obwohl Zach sicher war, dass sie nicht wusste wohin, folgte er ihr mit Poppy im Schlepptau.
    Sie trotteten durch den Wald und dann an einer unbefahrenen Straße entlang, vorbei an einem löchrigen Stacheldrahtzaun, der aussah, als wäre er eher gegen eine Zombieinvasion nach dem Weltuntergang errichtet denn wegen ein paar Kühen. Während sie über Steine und Wurzeln stolperten, das nasse Haar an Gesicht und Hals klebend, und die durchweichten Socken bei jedem Schritt platschten, sagte keiner ein Wort. Zach erschrak darüber zutiefst. Er sah immer wieder auf die Uhr, die nicht mehr genau ging und doch immer noch schneller tickte, als ihm lieb war.
    Sie zitterten alle drei. Alice fragte immer wieder, wie spät es war, aber ihre Stimme klang jedes Mal kläglicher. Um halb vier ging sie mit grimmiger Entschlossenheit weiter. Als es vier Minuten nach halb war, fing sie an zu rennen und um drei Uhr siebenunddreißig begann sie zu weinen, leise und in sich gekehrt. Zach streckte die Hand nach ihr aus, aber sie warf ihm einen so bösen Blick zu, dass er sie in Ruhe ließ. Als es dann siebzehn Minuten vor vier war, biss sie die Zähne zusammen. Sie blieb nicht stehen.
    Sechs Minuten vor vier, als der Bus mit Sicherheit abgefahren war, drehte sie sich um und fiel über Poppy her.
    »Du hast mir versprochen, dass das nicht passiert!«, schrie sie. »Du hast es versprochen und dann hast du dein Versprechen immer wieder gebrochen. Mein Leben ist ruiniert, und alles nur deinetwegen!«
    »Dir war die Mission doch ganz egal«, rief Poppy zurück. »Du hast Eleanor ins Wasser geworfen. Du hast sie weggeschmissen wie ein Stück Müll.«
    »Ich dachte, wenn sie weg ist, benimmst du dich wieder normal«, sagte Alice. »Ich weiß doch, dass du dir das nur ausdenkst. Hör auf so zu tun, als wäre es wirklich wichtig, als würdest du daran glauben. Zach kannst du vielleicht zum Narren halten, aber mich nicht.«
    »Bist du deswegen so sauer? Wegen Zach?«
    »Ich bin nicht … «
    Poppy baute sich vor Zach auf. »Sie liiiieeeebt dich. Das ist ihr großes Geheimnis. Sie möchte, dass du ihr Freund bist und mit ihr ins Kino gehst und sie verliebt ansiehst. Nur deshalb ist sie mitgekommen.«
    Zach wich einen Schritt vor ihr zurück und sah Alice an, weil er erwartete, dass sie es bestritt.
    Sie schlug die zitternden Hände vors Gesicht. Sie und Poppy zitterten genauso heftig wie er. Doch Alice bestritt gar nichts und Zach

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