Die Puppenkönigin – Das Geheimnis eines Sommers (German Edition)
tun, was sie will?«
»Als ob du jetzt plötzlich glauben würdest, dass es doch Geister gibt!«, höhnte Poppy.
»Wir werden die Königin finden«, wiederholte Zach, der vermeiden wollte, dass die Mädchen sich weiter stritten. »Aber erst müssen wir hier raus. Das schaffen wir schon. Gleich wird mir etwas einfallen und das wird was Gutes sein.« Er lehnte sich an die Wand, verschränkte die Arme und versuchte sich zu konzentrieren. Sie könnten Miss Katherine vormachen, dass sie – alle gleichzeitig – auf die Toilette müssten, und dann durchs Fenster entwischen. Das Problem war nur, dass die Bibliothekarin ihnen wahrscheinlich nicht erlauben würde, gemeinsam auf die Toilette zu gehen. Dazu kam, dass die Fenster im Keller sehr hoch lagen. Beim Einsteigen hatten sie herunterspringen müssen. Und dann stellte sich noch die Frage, ob es auf der Damentoilette überhaupt ein Fenster gab.
Alice starrte an die Decke. Dann stieg sie auf einen Klappstuhl und von dort auf den Tisch.
»Was machst du da?«, fragte Poppy.
Alice stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte gegen eine Deckenplatte. Sie verschob sich und gab den Blick auf das Metallgitter frei, an dem sie befestigt war. Dahinter war es so dunkel wie in einer Zahnlücke. »Ich habe eine Idee«, sagte Alice. »Die Decke ist hier richtig niedrig. Und seht euch die Tür an, die ist anders als die anderen. Der Knauf glänzt.«
»Und?« Zach ging zu ihr und sah mit gerunzelter Stirn zu ihr hoch.
»Alles in der Bibliothek ist alt, nur in diesem Raum ist alles neu. Er wurde erst vor Kurzem umgebaut. Ich wette, über der abgehängten Decke gibt es noch eine, in der sich ein Luftschacht oder so etwas befindet, durch den man rauskriechen kann.«
»Du willst wirklich da hochklettern?«, fragte Zach.
»Wenn du den Tisch gut festhältst, mache ich das«, sagte Alice. »Es ist auch nicht höher als das Klettergerüst in der Grundschule.«
Zach sah sie einen Augenblick lang staunend an. »Und du glaubst, das klappt?«, fragte er voller Bewunderung.
Sie erwiderte seinen Blick. »Im Kino geht es auch immer gut«, sagte sie. Sie sprang hoch, schloss die Finger um die Metallsprossen und zog sich wie im Sportunterricht in die Dunkelheit hoch.
»Aber die Tür bleibt doch abgeschlossen, auch wenn du auf der anderen Seite rauskommst«, rief Poppy.
Zach grinste. »Nein. Miss Katherine lässt den Schlüssel immer stecken. Wenn Alice es schafft, kann sie die Tür aufschließen. Wir kommen wirklich hier raus.«
»Mist«, sagte Alice über ihnen. Die übrigen Deckenplatten dämpften ihre Stimme. »Ich sehe den Schacht nicht.«
»Vielleicht gibt es gar keinen«, vermutete Poppy. »Komm wieder runter.«
Sie hörten ein metallisches Klirren und einen Aufschrei. Es schepperte erneut. Zach konnte nur hoffen, dass Miss Katherines Büro schalldicht war. Dann hörte das Klirren auf und es gab einen dumpfen Aufprall, wie wenn ein Körper zu Boden fällt.
Als Poppy Zach ansah, bemerkte er neue wilde Hoffnung in ihrem Blick und grinste sie an.
Dann ging die Tür auf und Alice stand außer Atem vor ihnen. »Kommt raus«, sagte sie. »Schnell!«
»Okay«, sagte Zach. »Das ist unser Plan. Wir suchen alle nach der Königin. Ich nehme den Keller. Poppy, du gehst überallhin, wo du mit ihr warst. Alice, du siehst dir die Regale auf dieser Etage an. Treffpunkt ist draußen auf der Seite der Bibliothek, die zur Straße liegt. Einverstanden?«
»Und wenn wir sie nicht finden?«, fragte Alice.
»Wir müssen sie finden«, entgegnete Poppy.
»Wenn wir uns trennen, merken wir nicht, ob sie einer von uns findet. Das heißt, wir müssen möglichst schnell überall nachsehen und uns dann wieder treffen.« Miss Katherine würde sicher bald zurückkommen. Möglicherweise war sie weggegangen, um wie versprochen etwas zum Mittagessen zu kaufen, doch das brachte ihnen auch nicht viel mehr Zeit ein. Sie mussten sich beeilen. »Wir treffen uns in zehn Minuten.«
Poppy nickte und machte sich auf den Weg zu den Sofas. Alice salutierte und ging zu den Bücherregalen.
Zach lief die Treppe hinunter in den Keller. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sich aus gutem Grund dafür entschieden hatte, die Königin im Keller zu suchen – einen Grund, der nur teilweise mit der Hoffnung, sie zu finden, zusammenhing. Er wollte etwas über diesen Kerchner lesen, der das Porzellan geformt hatte. Zach wollte wissen, ob er wirklich mit Eleanor verwandt war.
Im Keller war es still, nur der Wind wehte durch
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