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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
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Wand über den Boden ergossen hatte und eine übergroße Form ergab, einem Sarkophag ähnlich.
    Trojan berührte das schaumartige Ding. Es war längst eingetrocknet. Ein heftiges Zittern durchlief seinen Körper.
    »Wir brauchen Werkzeug«, sagte er zu Landsberg, »schnell.«
    Der Chef starrte erst ihn an, dann das Gebilde auf dem Boden. »Großer Gott.«
    Er kroch zurück durch den Stollen. Trojan hörte das Gemurmel der Kollegen hinter der Wand. Endlich kam Landsberg wieder und reichte ihm einen Spatel.
    Trojans Augen brannten, als er behutsam die erste Schicht abtrug.
    Immer wieder musste er mit dem scharfen Eisen in die verkrustete Masse stoßen.
    Nach einiger Zeit hatte er den behaarten Arm eines Mannes freigelegt.
    Er wollte den Anblick vor der hilflos am Boden liegenden Frau verbergen, doch es war zu spät.
    Entsetzt riss sie den Mund auf.
    »Um Himmels willen«, rief er, »schaff sie hier raus!«
    Landsberg schob die Arme unter ihre Achseln und zog sie vorsichtig weg.
    Vera Feil bekam einen Weinkrampf.

EINUNDDREISSIG
APRIL 1998
    D er Junge mit dem strubbligen Haar und dem Dreck unter den Fingernägeln drückte auf den Klingelknopf und wartete gespannt.
    Der Mann, der ihm die Tür öffnete, hätte sein Vater sein können. Er trug Jeans und ein weißes Unterhemd, auf seinem rechten Oberarm prangte eine Tätowierung.
    Er schaute einmal nach links, einmal nach rechts, dann packte er ihn an der Schulter und sagte: »Komm rein.«
    Im Flur des Reihenhauses standen sie sich dicht gegenüber. Der Junge konnte sein After Shave riechen. Er zog die Schultern ein, errötete leicht, als er von oben bis unten gemustert wurde.
    Und dann sagte der Mann zu ihm: »Besser, wenn du das nächste Mal von hinten reinkommst.«
    Er lachte, als hätte er einen besonders fiesen Witz gerissen.
    Der Junge verstand nicht ganz, und der Mann erklärte ihm, dass es wegen der Nachbarn sei, die könnten ihn noch für eine Schwuchtel halten.
    Er nickte, versprach, in Zukunft den Weg über den Gartenzaun zu nehmen.
    »Gut.« Der Mann kniff ihm in die Wange. »Sehr gut.«
    Und dann saßen sie im Wohnzimmer, im Fernsehen lief eine Fußballübertragung, sie schauten mal hin, mal nicht. Er durfte mit ihm Bier trinken wie ein Erwachsener, immerhin war er sechzehn, auch wenn man ihm das nicht ansah.
    »Also, was ist?« Der Mann verschränkte die Hände hinterm Kopf. Auf seinem Bizeps bewegte sich das Tattoo, ein verschlungenes asiatisches Schriftzeichen. Beim letzten Mal hatte der Junge ihn danach gefragt.
    »Schau im chinesischen Horoskop nach.«
    Das hatte er getan, in einem zerlesenen Buch aus der Stadtbibliothek.
    Der Mann war im Jahr der Ratte geboren. Wie passend zu dem, was der Junge bei ihm im Keller hatte ansehen müssen.
    »Soll ich dir noch mal die Modelle im Schuppen zeigen?«
    Der Junge dachte an die kleinen Häuser, die Autos und die Straßen, den Tunnel, die winzigen Menschen auf den Grünflächen, sogar auf einem Karussell saßen sie. Wie schön das war, wie friedlich.
    »Oder möchtest du mit mir was anderes spielen?«
    Das Grinsen gefiel ihm nicht.
    In seinem Hals bildete sich ein Kloß. Alles, nur nicht wieder dieses Spiel, aber er traute sich nicht, nein zu sagen, immerhin war es tausendmal besser hier zu sein als zu Hause in der Siedlung, wo seine Schwester auf ihn wartete.
    Seine Schwester im Rollstuhl.
    Immerzu war sie auf seine Hilfe angewiesen. Sie schaffte es nicht einmal allein ins Bett. Und wie sie ihm die Ohren volljammerte: »Du tust mir weh, Merten. Sei doch vorsichtig.« Er musste sie tragen, ihre Beine waren völlig schlaff. Wenn er den einen Arm unter ihre Achseln, den anderen unter die Kniekehlen schob, rutschte ihr meistens das Nachthemd hoch, und ihm wurde ganz heiß im Gesicht. Er sah ihr an, wie sehr sie sich schämte. Und er schämte sich auch.
    Erst wenn er sie zugedeckt hatte, konnte sie aufatmen.
    »Du bist ein anständiger Junge, Merten. Gib mir einen Gutenachtkuss.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das ist nicht gut, wir sind Geschwister.«
    Es war furchtbar, wenn sie wieder zu heulen anfing.
    Währenddessen saß die Mutter im Nebenzimmer und telefonierte mit einem ihrer zahlreichen Liebhaber. Je mehr sie getrunken hatte, desto lauter wurde sie. Manchmal schleuderte sie ein Glas gegen die Wand.
    Man durfte sie nicht stören.
    »Und? Bist du bereit?«
    Er nickte stumm in sich hinein.
    »Braver Junge.«
    Karl Junker stand auf und ging hinunter in den Keller.
    Er musste noch eine Weile sitzen bleiben, durfte
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