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Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Puppenmacherin: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Max Bentow
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Schlüssel lag, war ihm bekannt, längst hatte er sich einen Zweitschlüssel fürs Haus anfertigen lassen. Und er wusste, dass Junker den Alfa Romeo für seine Reise nehmen würde, und die Autoschlüssel für den Van befanden sich in der Schale auf der Flurkommode, gleich neben dem Garderobenhaken, wo der Mantel hing, den er nicht oft trug, und sein Basecap, das er sich nur an besonders sonnigen Tagen aufsetzte.
    Junker, dem er noch immer zu Diensten sein musste. Junker, der ihn mit Verachtung strafte. Zu dem er weiterhin nur durch den Hintereingang kommen durfte.
    Er besuchte ihn zwar immer seltener, hoffte aber dennoch jedes Mal, wenn er bei ihm war, von ihm nicht mehr wie ein Stück Dreck behandelt zu werden.
    Er hatte doch niemanden außer ihm.
    Doch Karli war stark, und Karli hatte einen Plan.
    Junkers Haus stünde für drei Wochen leer. Und der Keller auch. Karli käme endlich zu seinem Recht. Karli fuhr den Van. Und Karli trug das Basecap.
    Wieder knirschte er mit den Zähnen. Junker hatte den Plan zunichtegemacht.
    Eine Gruppe von Jugendlichen kam ihnen entgegen, sie hatten Bierflaschen in den Händen, grölten betrunken, beachteten sie nicht.
    Das Pflaster war holprig, die Frau im Rollstuhl schwankte, doch so bald würde sie nicht aufwachen. Diesmal würde sie ihm nicht entkommen.
    Ihr Lächeln im Kino, das Siegerlächeln auf ihren Lippen, was war nur passiert in einem einzigen Jahr? Sie drohte ihm zu entgleiten. Da waren Menschen, die sie veränderten, Menschen, die sie berührten, und sie entfernte sich von ihm. Es wurde Zeit, dass diese Menschen endlich verschwanden, Zeit, dass sie alle im Schaum erstarrten.
    Und da wusste er, dass sein neuerlicher Plan in die Tat umgesetzt werden musste. Er durfte nicht länger warten, nun galt es, eiskalt zu handeln.
    Sie stöhnte leise auf. Zwei Passanten näherten sich ihnen, warfen einen kurzen Blick auf sie, dann wandten sie sich ab, schon waren sie an ihnen vorüber. Das kannte er von seiner Schwester, auch sie wurde immer nur mitleidig angesehen. Und Mutter war mit allem überfordert gewesen.
    Plötzlich tauchte ihr Gesicht vor ihm auf, ihr zerzaustes Haar, die aufgesprungenen Lippen, glasige Augen, manchmal hatte er sie in ihrem Erbrochenen vorgefunden.
    Er schüttelte sich.
    »Karli hat keine Schwester. Und Karli hat keine Mutter. Karli ist Karli, und Karli hat ein Ziel.«
    Die tiefe Stimme beruhigte ihn.
    Er kippte den Rollstuhl an, um ihn über einen Bordstein zu wuchten.
    Sie rutschte leicht zur Seite, er schob sie wieder in Position.
    Seine Gedanken wichen ab, er konnte sie nicht kontrollieren, und das verwirrte ihn. Josephin war wieder vierzehn Jahre alt und bei seiner Schwester zu Gast, er fing ihren Blick auf, und es traf ihn bis ins Mark. Von da an hatte er gewusst, dass sie füreinander bestimmt waren, sie war gekommen, um ihn aus der Hölle seiner Jugend zu befreien, gleißend hell war es um ihn herum geworden, endlich hell.
    Und es war kein Zufall, dass er sie drei Jahre später in diesem Vergnügungspark wiedertraf, kein Zufall, dass sie beide in demselben Karussell fuhren, nebeneinander. Sie erkannte ihn nicht, obwohl er sie immerzu anlächelte, noch wusste sie nichts von ihrer Bestimmung, aber ihre Zeit würde kommen. Das Karussell hatte Fahrt aufgenommen, schneller, immer schneller, im Kreis herum, ihr brünettes Haar wehte im Wind, sie kreischte vor Begeisterung, und er schaute sie an, hielt die Augen nur auf sie gerichtet, obwohl die Schwerkraft seinen Kopf von ihr wegzureißen drohte. Und wieder war ihm, als würde von irgendwo weit oben ein sengend heißer Strahl auf ihn gerichtet, der seinen Geist zum Glühen brachte.
    Als das Karussell schließlich zum Stillstand kam und sie es beide verließen, war sein Gang noch immer unsicher, er folgte ihr schwankend, wie ferngesteuert, und das Licht um ihn herum strahlte weiß und grell.
    Und kurz darauf saßen sie zusammen in einer Gondel des Riesenrads. Er ließ sie nicht aus den Augen, als sich das Rad höher schwang, immer höher.
    Sie waren dem Himmel so nah.
    Als die Fahrt beendet war, erhob sie sich wortlos und ging.
    Er holte sie ein, berührte sie am Arm.
    »Wir kennen uns«, sagte er zu ihr.
    Von ihrer Bemerkung, das müsse ein Irrtum sein, ließ er sich nicht abhalten.
    »Doch, wirklich, wir sind uns schon einmal begegnet. Ich weiß deinen Namen.«
    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Voller Verachtung blickte sie ihn an.
    »Was bildest du dir nur ein«, stieß sie hervor, »mich
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