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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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griff er nach ihr und zog sie an sich, preßte sie gegen seinen Körper, über den Schauer liefen. »Ich liebe Euch!«
    Zobeida blieb völlig ruhig. Sie sträubte sich nicht, sondern versteifte sich und sagte kalt: »Ihr liebt mich nicht, Pater, Ihr begehrt mich. Doch sei es, wie es will, ich kann Euch nur raten, schleunigst in Euer Kloster zurückzukehren und ein wenig über Euer Gelübde nachzudenken.«
    Doch sie hatte sich wieder verschätzt. Ludwig hielt ihre mangelnde körperliche Gegenwehr für Zustimmung, hörte kaum, was sie sagte, sondern versuchte, ihr Kleid aufzureißen. Zobeida stieß ihn zurück, doch der korpulente Mönch, aufgestachelt von seiner Begierde, verfügte über erstaunliche Kräfte. Seine Hände, sein saurer Atem waren überall. Andererseits unterschätzte er eine Frau, die durch die harte Schule eines Sklavenmarktes gegangen war. Zobeida befreite sich schließlich durch einen gezielten Kniestoß, griff nach einem Holzscheit und betrachtete den sich krümmenden Ludwig verächtlich.
    »Kommt noch einmal hierher«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor, »und ich richte Euch so zu, daß Ihr niemals mehr vor den Augen Eures Abts erscheinen könnt!«
    Die Augen des Mönchs flackerten, und sie hörte ihn mit sich überschlagender Stimme schreien: »Das wird Euch noch leid tun!« bevor er aus dem Haus stürzte.
    Bruder Ludwig hatte nichts Bestimmtes im Sinn, er spürte nur den Schmerz der Zurückweisung und das Begehren, das sich allmählich in Galle verwandelte. Schließlich endete er in den Gassen von Wandlingen, taumelte in eine Schenke und begann dort, sich zu betrinken. Wie konnte er sich nur so vergessen! Das war nicht mit rechten Dingen geschehen. Sie hatte ihn dazu gebracht, sie hatte ihn gereizt. Weiß Gott, wenn er ein schmucker Kerl wie Bruder Albert gewesen wäre, hätte sie sich geradezu auf ihn gestürzt!
    Nur daran konnte es liegen; sagte Bruder Heinrich nicht, daß die Frauen voller Wollust waren? Schlechtes Weib. Hure. Alles war ihre Schuld. »Ich würde Euch raten, in Euer Kloster …« Wie konnte sie es wagen?
    »Von Grund auf schlecht«, schrie er plötzlich, so daß sich die anderen Gäste in der Schenke nach ihm umsahen. Ein betrunkener Mönch, nun ja, das kam vor. Einer jedoch erkannte ihn und gesellte sich zu ihm.
    »Bruder Ludwig … Ihr seid doch Bruder Ludwig?«
    Ludwig rülpste, als er Emmerich Kühn ausmachte. »Ihr hattet recht«, murmelte er undeutlich, »vollkommen recht. Böses Weib. Ungläubige. Böse.«
    Kühn nickte mitfühlend. »Die Sarazenin, wie? Ich habe ihr schon immer mißtraut. Sie hat Augen wie der Teufel, habt Ihr das schon bemerkt? Sie könnte direkt eine Hexe sein, so wie sie … Was habt Ihr, Pater?«
    Ludwig starrte ihn an. Mit einem Mal war die Trunkenheit aus seinen Augen verschwunden. »Sagt das noch einmal.«
    »Sie könnte direkt eine Hexe sein … Mein Gott, Pater, meint Ihr etwa …«
    Ludwig ließ eine Hand auf die Schulter des Schreiners sinken.
    »Das erklärt alles«, sagte er fieberhaft, »jede Kleinigkeit. Denkt nach, sind Euch nicht auch Merkwürdigkeiten an ihr aufgefallen?« Angefeuert vom Wein, stimmte Emmerich Kühn eifrig zu. »Stimmt schon, Bruder Ludwig, stimmt schon. Ich hab's Euch doch erzählt, meine Frau …«
    Es dauerte lange, bis Ludwig die Schenke wieder verließ, und noch länger, bis er St. Georg erreichte. Der Bruder Pförtner betrachtete ihn mißbilligend.
    »Wo wart Ihr nur, Bruder, daß Ihr erst jetzt zurückkehrt?«
    Er hörte Bruder Ludwig lachen, zum ersten Mal, seit dieser aus Speyer gekommen war. »Bei einer Hexe, Bruder. Bei einer Hexe.«
    »Ihr seid wirklich betrunken und solltet Euch schämen. Das wird Euch einen Verweis des Abtes einbringen.«
    Ludwig hatte ursprünglich vorgehabt, den Inquisitor sofort aufzusuchen, doch mit dem Rest von klarem Verstand, der ihm geblieben war, erkannte er, daß ihn Bruder Heinrich vielleicht für nicht weniger betrunken halten würde als der Pförtner. Er verbrachte die verbleibenden Stunden einer unruhigen Nacht in seiner Zelle und fand sich noch vor der Morgenmesse bei Bruder Heinrich ein.
    Der Dominikaner war hellwach; er machte sich gerade einige Notizen. Bücherstaub hing in der Luft. Bei Ludwigs Eintreten hob er den Kopf.
    »Verzeiht, Frater«, sagte Ludwig heiser, »aber ich möchte etwas von Euch wissen. Wie erkennt man Eurer Meinung nach eine Hexe?«
    »Da gibt es Verschiedenes«, erwiderte Heinrich Institoris und stand auf. »Warum fragt Ihr?«
    »Weil ich

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