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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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einige ehrliche Leute jedoch hätten ihn ins Armenhospital gebracht, wo er, da er sein Gedächtnis verloren hatte, einige Wochen – »Es waren Monate«, meinte Hänsle – dahindämmernd verbracht habe, bis die Erinnerung stückweise zurückgekehrt sei. Dann sei es recht schwierig gewesen, den Bruder Vorsteher von seiner geistigen Gesundheit und davon zu überzeugen, ihm einige Kleider zu leihen.
    »Das Zeug, das du trägst, sieht auch reichlich abgenutzt aus«, meinte Hänsle kritisch. »Du meine Güte, Richard, hast du ein Glück gehabt. Einen Raubüberfall überlebt sonst in Venedig schon niemand, und hier soll es noch schlimmer sein. Ich dachte, dieser schmierige Orsini steckte hinter allem. Hätte mir gefallen. Hätte mir wirklich gefallen. Dann hätte ihm Onkel Jakob nämlich die Hölle heißgemacht«, schloß er betrübt.
    »Kaum«, sagte Richard. »Jakob hätte keine Lust, sich seine römischen Geschäfte zu verscherzen, indem er einen Angehörigen des römischen Hochadels beleidigt, und schon gar nicht einen Orsini. In dieser Beziehung würde ich dir im übrigen auch Zurückhaltung empfehlen, aber ganz ehrlich«, er konnte sein Grinsen nicht länger verbergen, »ich bin nicht besonders empört, weil du Fabio Orsini einen Dummkopf genannt hast.«
    Zur Feier von Richards Rückkehr ließ Hänsle ein riesiges Mahl auftischen, um ihn, wie er sagte, für die Zeit im Armenhaus zu entschädigen. Johannes Zink hörte sich zwar die Geschichte ein wenig mißtrauischer an, aber auch ihm war die Erleichterung anzumerken, und er beschnitt Hänsles Anordnungen in keiner Weise.
    »Nur aus Neugier«, sagte Richard, während Hänsle seine Fegatelli genoß, »warum hat Jakob nicht geglaubt, daß ich tot wäre, obwohl ich nicht mehr auftauchte?«
    Kauend zuckte Hänsle die Achseln. »Keine Ahnung. Wie er solche Sachen eben weiß. Er hat ja auch recht gehabt, nicht wahr? Übrigens ist bei uns in Venedig die Hölle los, weil er einen Teil der Angestellten in neue Kontore verlegen will. Jeder der spanischen Häfen, die uns durch die Heirat des Erzherzogs jetzt offenstehen, soll besetzt werden. Wer will schon vom größten Handelsumschlagsplatz der Welt in ein Nest an der grenadischen Küste? Aber ich setze mein Geld im Zweifelsfall auf Jakob. Würde mich nicht wundern, wenn er auch da etwas weiß, was wir nicht wissen.«
    In den vergangenen Wochen hatte sich Richard so ausschließlich auf Fabio Orsini und Vittorio de'Pazzi konzentriert, daß er verdrängt hatte, was an dem Tag des Gastmahls noch alles geschehen war, doch nun, da Hänsle von Jakob und dem Unternehmen sprach, fiel es ihm wieder ein und ließ ihm keine Ruhe. Schließlich fragte er: »Hat Jakob dir sonst eigentlich irgend etwas aufgetragen, für den Fall, daß ich lebe?«
    Hänsle ließ den Becher, aus dem er gerade getrunken hatte, sinken und musterte Richard verblüfft. »In der Tat«, erwiderte er langsam. »Bei der Aufregung hätte ich es fast vergessen, und ich möchte wissen, wie du darauf kommst. Er hat mir geschrieben, ich solle dir sagen, dein Freund bei den Dominikanern wäre seines Amtes enthoben, und ihm stünde ein Prozeß bevor. Das klingt kaum nach guten Neuigkeiten, ich weiß, aber du hast mich gefragt.«
    »Das kommt ganz darauf an, wie man es sieht.«
    Seine Rachegelüste befriedigt zu haben, hinterließ ein seltsam hohles Gefühl. Wieder dachte Richard, ein neues Leben ist nur so gut oder schlecht, wie man es nutzt. Heinrich Institoris würde wohl keine Hexen mehr verbrennen. Aber es gab genügend andere, die an seine Stelle treten würden. Nein, wenn er, Richard, wirklich Leben retten wollte, als Wiedergutmachung für die, die er zerstört hatte, mußte er mehr tun. Auch mit einem Buch war dies nicht getan.
    Noch in derselben Nacht machte Richard sich daran, die Briefe zu schreiben, die ihm wichtig waren. Vorher hatte er sich einen Überblick über den in seiner Abwesenheit mehr oder weniger eingeschlafenen Kunsthandel verschafft; aus Florenz schickte Wolfgang Schmitz immer noch vereinzelt Stücke, doch die Zahl der Angestellten im dortigen Fondaco waren verringert worden, und Schmitz konnte immer weniger Zeit auf den Kunsthandel verwenden. Richard entschloß sich, um ein höheres Gehalt für Schmitz zu bitten. Das würde den Mann motivieren.
    Mario, dem er wie immer unverschlüsselt schrieb, teilte er nichts über die Orsini oder Pazzi mit, sondern nur, daß er am Leben sei und fügte hinzu, er habe Saviya wiedergefunden. Es ginge ihr gut, sie

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