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Die Puppenspieler

Die Puppenspieler

Titel: Die Puppenspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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zusammenblieben, Hänsle.«
    Er hatte die anerkennenden Blicke bemerkt, mit denen Hänsle den weiblichen Gästen folgte. Hänsle seufzte theatralisch. »Der Rat eines Mannes, der uns einige Monate in Angst und Schrecken versetzt hat, weil er angeblich einem leichten Mädchen in die Nacht gefolgt ist. Na schön, ich nehme an, du weißt, wovon du sprichst. Aber Blicke sind doch nicht verboten, oder?«
    Hänsle, dachte Richard ein wenig zerstreut, hatte nicht ganz unrecht. Die hier anwesenden Damen waren eine Augenweide. Er suchte nach der fülligen Gestalt des Papstes und fand ihn nicht nur von einer, sondern gleich von drei Frauen umringt, die alle auffallendes, blondes Haar hatten – in Rom eine begehrte Seltenheit. Richard erkannte eine von ihnen, weil man ihn schon öfter auf sie aufmerksam gemacht hatte, wenn ihre Sänfte durch die Stadt getragen wurde: ›La bella Giulia‹, wie die Römer sie bewundernd nannten, Giulia Farnese, die neunzehnjährige offizielle Geliebte des Papstes und verheiratet, wie er sich erinnerte, mit jenem betrunkenen jungen Mann, den Fabio Orsini als ›mein Vetter Orso‹, bezeichnet hatte.
    Alexander VI. hatte den Arm um ihre Taille gelegt und sagte gerade etwas, das sie zum Lachen brachte. Sie bog den Kopf zurück, und der Anblick der langen silberblonden Pracht rief in Richard plötzlich und ungewollt die Erinnerung an seine Mutter wach. Schnell wandte er seine Aufmerksamkeit den anderen beiden Frauen zu. Sie hätten Mutter und Tochter sein können. Die Ältere von beiden schien kaum zehn Jahre jünger zu sein als der Papst, hatte längst nicht so ebenmäßige Züge wie la bella Giulia oder gar deren jugendlichen Liebreiz, aber sie strahlte Würde aus und bewegte sich völlig ungezwungen in der Umgebung des Papstes, gab ihm sogar einmal einen leichten Schlag auf die Hand, als er sich noch etwas von einer der zahlreichen Silberplatten mit den Süßigkeiten nehmen wollte. Die Jüngere war wohl kaum älter als dreizehn, und wieder bemühte sich Richard, eine ungewollte Erinnerung zu verdrängen, denn dieses Mädchen strahlte dieselbe irritierende, ständig wechselnde Mischung aus Kind und Frau aus wie Saviya, als er ihr zum ersten Mal begegnet war.
    Ihre kühlen Hände auf seinem fieberbrennenden Gesicht. Der leichte, fast unmerkliche Druck ihrer Brüste, als sie sich über ihn beugte, um ihn zuzudecken.
    Nein.
    »Das ist unerhört«, murmelte jemand neben ihm, und Richard stellte fest, daß er und Hänsle neben einigen Mitgliedern des römischen Adels, die er zumindest vom Sehen her kannte, zu stehen gekommen waren. »Jetzt bringt der Katalane nicht nur seine Dirnen, sondern auch noch seine Bastarde mit in den Vatikan.«
    »Aber mein Lieber, was ist daran neu? Und warum auch nicht? Ich habe gehört, daß Lodovico Il Moro eingewilligt hat, seinen Neffen mit der kleinen Lucrezia dort zu verheiraten, und wenn die Sforza sich mit den Borgia verbinden, dann …«
    »Il Moro hat die Hilfe des Papstes dringend nötig, um von Neapel nicht geschluckt zu werden, da Piero de'Medici sich ganz auf die Seite Ferrantes gestellt hat. Und außerdem ist er selbst nicht gerade einwandfreier Herkunft. Glaubst du, sonst würde er die Verbindung mit …«
    »Basta!« Man schien sich gewahr zu werden, daß auch das geräuschvollste Fest Platz für Lauscher bot, und in der Tat stieß Hänsle, sowie die jungen Römer sich entfernt hatten, Richard übermütig in die Seite.
    »Hast du das gehört?«
    Richard nickte abwesend. Auf jeden Fall nicht uninteressant. Er nahm sich vor, sich in den nächsten Tagen wieder zur florentinischen Botschaft zu begeben, um zu erfahren, ob Piero wirklich die zwischen den mächtigen Stadtstaaten ausgleichende Politik seines Vaters aufgegeben hatte, um sich ganz und gar mit einem von ihnen zu verbünden. Und warum Ferrante von Neapel, alt und krank, und nicht Lodovico von Mailand? Zugegebenermaßen galt Ferrante, alt oder nicht, immer noch als der unerbittlichste und furchtbarste Feind, den man sich machen konnte.
    Er schaute wieder zum Papst, der inzwischen einen Mann in Kardinalsrobe, der mit seinem wettergegerbten Gesicht und dem muskulösen Körper eher wie ein Krieger wirkte, die Frauen an seiner Seite sowie zwei Jungen, beide jünger als Richard, vorstellte.
    »Seine Eminenz, Kardinal Mendoza«, flüsterte Zink Richard und Hänsle zu, »der die katholischen Könige hier vertritt.«
    »Und wer sind diese beiden jungen Burschen?« fragte Hänsle neugierig.
    Zink senkte seine

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