Die pure Versuchung
dass ich es vor der Trauung sehe.“
„Was ist mit ihrer Familie? Werden sie auch alle kommen?“
„Soweit ich weiß, ja.“
„Sogar ihre Großmutter?“
„Die ganz besonders.“
„Du machst dir also keine Sorgen, dass Shannon es sich in letzter Minute anders überlegen könnte?“
Dan dachte an das Gespräch zwischen ihm und Shannon letzte Nacht und lächelte. „Sie wird hier sein.“
Gegen zwei Uhr waren sämtliche Hochzeitsgäste eingetroffen. Der Partyservice war seit dem Vormittag mit den Vorbereitungen beschäftigt und hatte Klappstühle auf den Rasen gestellt, in die Nähe des Pavillons. Als Hintergrund für den Altar war ein Blumenspalier aufgestellt worden. Der Pastor war da und beide Familien, bis auf Alan, der Shannon mitbringen wollte.
Es fehlte also nur noch die Braut.
Dan wartete mit dem Pastor und seinem Trauzeugen am Altar. Mandy war im Haus und erwartete Shannons Ankunft. Er hörte einen Wagen vorfahren und warf Rafe einen zuversichtlichen Blick zu.
„Endlich bekommst du ein wenig Farbe“, bemerkte Rafe. „Ich dachte schon, du wirst gleich ohnmächtig.“
„Die Braut wird ohnmächtig, nicht der Bräutigam.“
„Was du nicht sagst.“
Der Kirchenorganist hatte eine tragbare Orgel mitgebracht, auf der er auf ein bestimmtes Signal hin, das Dan entgangen war, zu spielen begann. Das Rascheln und Flüstern der Gäste verstummte, und alle hielten Ausschau nach der Braut.
Zuerst tauchte Mandy auf. Sie strahlte und sah aus, als sei sie auf ihrer eigenen Hochzeit.
Dann kam Alan um das Haus, der seine Schwester zum Altar führte. Dan ermahnte sich, dass es nicht sehr männlich aussehen würde, wenn er beim Anblick seiner Braut im Hochzeitskleid in Ohnmacht fiel.
Sie sah märchenhaft aus. Neben ihrem anderen Bruder, der die gleiche Statur wie Buddy hatte, wirkte sie besonders zierlich. Sie trug ein schlichtes Kleid ohne Rüschen und Volants. Es war aus weißem Satin, mit einem tiefen Dekolleté, langen Ärmeln und einem geraden Rock, der bis zu den Spitzen ihrer weißen Satinschuhe reichte.
Sie war zu schön, um wahr zu sein. Dans Kehle war wie zugeschnürt.
Auf dem Kopf trug Shannon einen Kranz aus Orangenblüten, an dem der Schleier befestigt war, der ihr Gesicht zur Hälfte bedeckte. Er konnte ihren Mund sehen, und ihr Lächeln galt ihm allein.
Sobald sie bei ihm war und er ihre Hand in seiner spürte, entspannte er sich. Sie war zu ihm gekommen, aus freiem Willen. Sie hatte sich für ihn entschieden, trotz der Worte ihrer Großmutter. Sie liebte ihn.
Und so legten sie vor ihren Verwandten und Freunden das Ehegelübde ab und fühlten sich einander so tief verbunden, wie Dan es noch nie zuvor erlebt hatte.
Lange Zeit hatte er den Glauben an das Gute verloren. Heute hatte er ihn wiedergewonnen.
Einige Stunden später schlenderte Rafe zu Dan und Shannon, die ihren Gästen beim Tanzen zur Musik der Country-Band zusahen, die Dan engagiert hatte.
„Übrigens, Dan“, begann er.
Dan verdrehte die Augen. „Was kommt jetzt?“
„Du bist der misstrauischste Mensch, der mir je begegnet ist. Ich wollte dir gerade erzählen, dass wir alles auf Video haben.“
„Wer ist wir? Du hast doch die ganze Zeit neben mir gestanden.“
„Ja. Mandy fand es eine gute Idee, für die Trauung einen Profi zu engagieren. Sie wollte es dir nicht erzählen, weil sie befürchtete, dass es dich nur noch nervöser machen würde. Ich habe ihr gesagt, das sei schlecht möglich. Schlimmer als gestern Abend könnte es nicht werden.“
Shannon horchte auf. „Du warst nervös? Davon war nichts zu merken.“
„Und du?“, fragte er sie.
Sie streichelte seine Wange. „Soll das ein Witz sein? Das war die Erfüllung meiner Jugendträume. Ich konnte mich nur mühsam beherrschen, auf dem Weg zum Altar nicht Rad zu schlagen.“
„Letzte Nacht hast du ein wenig nervös geklungen.“
„Du hast letzte Nacht mit ihr gesprochen?“, fragte Rafe erstaunt.
„Ja“, antwortete Dan und seufzte schwer. „Sie rief an, nachdem du gegangen warst. Verzeih mir, dass ich dich nicht ständig darüber informiere, was in meinem Leben geschieht. Willst du über meine Flitterwochen vielleicht auch einen Videofilm drehen, damit dir nichts entgeht?“
„Tolle Idee. Ich werde gleich mit Mandy darüber …“
„Vergiss es. Und du lach nicht über ihn“, fügte er, zu Shannon gewandt, hinzu. „Das ermutigt ihn nur.“
„Ich muss mich noch umziehen, wenn wir vor Einbruch der Dunkelheit fahren wollen.“
„Ich werde dir
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