Die pure Versuchung
Mindesten hatte sie sich von ihrer Schwangerschaft beeinträchtigen lassen.
„Ich werde dir deinen Koffer ins Krankenhaus bringen, Liebling. Keine Sorge. Du brauchst ihn ja nicht sofort.“
Dan zwang sich, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Zum Glück war es erst früher Nachmittag. Mit dem Feierabendverkehr wäre er jetzt nicht fertig gewordeen. Im Rückspiegel sah er, dass Rafe ihnen folgte.
„Nimmst du die Zeit?“, erkundigte er sich.
„Oh … nein. Aber seit wir ins Auto gestiegen sind, hatte ich keine Wehe mehr.“
„Das ist fünf Minuten her. Also brauche ich mir wenigstens keine Sorgen zu machen, dass du das Baby im Wagen zur Welt bringst.“
„Das ist nicht sehr witzig.“
„Das versuche ich auch gar nicht zu sein. Erinnere dich, dass ich erst in den letzten Monaten gelernt habe, mich in die Rolle des Ehemannes zu finden. Vater zu werden macht mir schon ein wenig Angst.“
„Oje, ich habe mich zu früh gefreut“, brachte sie mühsam hervor. Er legte ihr zärtlich die Hand auf den Bauch. „Keine Sorge, mein Kleiner, wir sind bei dir.“
Als er endlich vor dem Krankenhaus hielt, standen Shannon Schweißperlen auf der Stirn.
Rafe war sofort da und machte die Beifahrertür auf. „Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich.
„Sie hatte auf dem Weg hierher zwei Wehen.“
„Gut.“ Rafe nickte. „Bringen wir sie hinein.“
Danach schien alles zu verschwimmen und ineinander zu verlaufen. Während Shannon weggebracht wurde, sagte eine der Krankenschwestern zu Dan, er solle sich gründlich waschen und dann in den Kreißsaal nachkommen, wo man ihm einen sterilen Kittel geben würde.
Als Dan die komisch aussehenden Überzieher über seine Schuhe streifte, stellte er erstaunt fest, dass ihm die Hände zitterten. Bitte mach, dass alles gut geht, betete er im Stillen.
Kaum hatte er den Kreißsaal betreten, entdeckte er den Arzt. Zum Glück war er gleich verfügbar gewesen.
„Kommen Sie, leisten Sie uns Gesellschaft“, begrüßte Dr. Trent ihn.
„Wie geht es ihr?“
„Sie hält sich großartig. Ihr Sohn ebenfalls. Im Grunde bin ich ganz froh, dass er sich entschlossen hat, früher zu kommen, denn er ist schon groß genug. Dadurch wird es leichter für Ihre Frau.“
Dan setzte sich auf den Stuhl neben Shannon und nahm ihre Hand. „Es wird alles gut laufen, Liebes. Wir sind ein Team. Vergiss das nie.“
Daniel Edwin Crenshaw jr. kam um halb zwölf nachts auf die Welt. Sein Cousin Kevin, um ein Uhr morgens an diesem Tag geboren, war somit ganze zweiundzwanzigeinhalb Stunden älter – und zwei Pfund schwerer. Danny wog jedoch noch immer beeindruckende sechs Pfund, trotz seiner etwas verfrühten Geburt. Wichtiger war Dan aber, dass die Geburt ohne Komplikationen verlaufen war.
Irgendwie hatte Rafe dafür gesorgt, dass die Frauen im gleichen Zimmer untergebracht wurden. Als Shannon zu ihrem Bett gefahren wurde, war es fast ein Uhr.
Mandy war noch wach. „Herzlichen Glückwunsch“, flüsterte sie Shannon zu, nachdem die Krankenschwestern gegangen waren.
Nur Rafe und Dan befanden sich außerdem noch im Zimmer.
Shannon lächelte müde. „Gleichfalls“, erwiderte sie.
„Du weißt natürlich, dass die beiden ihre Söhne von nun an ständig miteinander vergleichen werden“, meinte Mandy. „Vor allem, da sie am gleichen Tag Geburtstag haben.“
„Wir brauchen sie nicht zu vergleichen“, widersprach Dan. „Es sind beides gesunde Babys. Das allein zählt.
Shannon drückte seine Hand. „Hast du meine Familie schon erreicht?“
„Ich habe heute Nachmittag mit deiner Mutter gesprochen und sie gleich nach Dannys Geburt noch einmal angerufen.“
„Was hat Grandma gesagt?“
„Dass sie morgen vorbeikommen will und dir eine gute Nacht wünscht.“
„Ich meine, was hat sie dazu gesagt, dass er so früh gekommen ist?“
„Es kam mir nicht in den Sinn, sie danach zu fragen“, gestand Dan. „Ich schlage vor, dass du aufhörst, dir deswegen Sorgen zu machen. Er ist das Musterexemplar eines gesunden Neugeborenen, und ich liebe dich wahnsinnig. Und jetzt schlaf.“ Er gab ihr einen Kuss.
Als er sich wieder aufrichtete, gab Rafe Mandy ebenfalls einen Gutenachtkuss.
Draußen auf dem Gang meinte Dan: „Ich will von dir keinen Blödsinn über Kevins Größe hören, verstanden?“
Rafe lachte. „Ich habe kein Wort gesagt. Über die Tatsache, dass er bereits aussieht, als wäre er sechs Monate alt, lässt sich allerdings nicht streiten.“
Dan grinste. „Ist das zu fassen, dass
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