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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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h klang . Di e Ordensschwester fordert e ih n auf , sic h an s End e eine s Tische s z u setzen , un d alsbald wurd e ei n tiefe r Telle r vo r ih n hingestell t un d mi t eine r dickflüssigen Supp e gefüllt , i n de r klein e hellbraun e Klöß e schwammen . »Essen Sie , mei n Sohn . Ei n große r Mensc h wi e Si e … « Imme r wieder »mei n Sohn « … Doch Karim war n ich t nac h Proteste n zumute . Er sa h au f seine n Telle r hinunter , erinnert e sich , da ß e r sei t de m Vortag nicht s gegesse n hatte , un d merkt e au f einmal , wi e hungri g e r war . Im Handumdrehe n löffelt e e r di e Supp e au s un d verschlang anschließen d mehrer e Scheibe n Bro t mi t Käse . Jede s Nahrungsmittel hatt e de n unverkennbaren , einzigartige n Geschmac k hausgemachter Speisen , di e au s de n Erzeugnisse n de s eigene n Garten s hergestellt werden . Au s de m Wasserkru g schenkt e e r sei n Gla s voll , dann schaut e e r au f un d stellt e fest , da ß sein e Tischnachbarinne n ihn beobachtete n un d kommentierten.
    »Wi r habe n übe r ihr e Frisu r gesprochen« , murmelt e di e Nonne , die ih n hergeführ t hatte , leich t verlegen . »Un d wa s habe n Si e gesagt?«
    Si e lacht e kur z auf . »Wi e mache n Si e dies e Zöpfe?«
    »Di e entstehe n vo n allein« , antwortet e er . »Kraus e Haar e bilden vo n Natu r au s Zöpfe , wen n ma n si e wachse n läßt . Dreadlocks nenne n si e di e Jamaikaner . Di e Männe r au f Jamaik a schneide n sich ni e di e Haar e un d rasiere n sic h nich t – da s wär e gege n ihr e Religion, wi e be i de n Rabbinern . Wen n di e Dreadlock s lan g genu g sind, werde n si e mi t Erd e eingerieben , dami t si e schwere r werde n …«
    Kari m verstummt e jäh . Schließlic h wa r e r nich t gekommen , u m zu esse n un d z u trinke n un d mi t Klosterfraue n übe r sein e Haartrach t zu plaudern . E r öffnet e de n Mund , u m de n Anla ß seine s Besuch s zu erklären , doc h di e Nonn e ka m ih m zuvo r un d fragt e i n ernste m Ton:
    »Wa s wolle n Sie , mei n Sohn ? Waru m trage n Si e ein e Pistol e unter de r Jacke?«
    »Ic h bi n vo n de r Polize i un d mu ß mi t Schweste r André e sprechen. Unbedingt.«
    Di e Ordensschwester n setzte n ihr e Gespräch e ungerühr t fort , doch sein e Bitt e hatte n si e seh r woh l zu r Kenntni s genommen . »Wir werde n si e benachrichtigen« , sagt e di e Nonn e un d ga b ihrer Nachbari n eine n verstohlene n Wink , dan n wandt e si e sic h wiede r an Karim : »Komme n Si e mit.«
    De r Polizis t verabschiedet e un d bedankt e sic h mi t einer Verbeugun g vo r de r Tischgesellschaft . Ei n Wegelagerer , de r seine Gastgeberinne n grüßte . Wiede r ginge n si e durc h de n blitzblanken Flur , di e Klosterfra u voran , bi s si e unvermittel t stehenblie b un d sich umdrehte . »Si e wissen , wa s Si e erwartet , nich t wahr? « fragt e sie.
    »Wa s denn?«
    »Si e könne n mi t ih r sprechen , abe r Si e dürfe n si e nich t sehen . Sie könne n si e hören , abe r Si e dürfe n ih r nich t nah e kommen. « Karim mustert e di e Rände r de s Schleiers , geschwunge n wi e ei n dunkles Gewölbe . E r dacht e a n ei n Kirchenschiff , ein e bla u erleuchtete Kuppel , a n di e Glocke n Rom s a m Ostermorge n – a n all e Arte n von Klischees , di e eine m i n de n Sin n kommen , wen n ma n versucht , dem Got t de r Katholike n ei n Gesich t z u verleihen . »Schweste r André e hat ei n Dunkelheitsgelübd e abgelegt« , flüstert e di e Nonne . »Vor vierzeh n Jahre n ha t si e gelobt , sic h fü r imme r vo m Tageslicht fernzuhalten , un d wi r habe n ih r Gesich t seithe r nich t meh r gesehen. Inzwische n mu ß si e woh l blin d sein.«
    Drauße n verschwande n di e letzte n Sonnenstrahle n hinte r den wuchtige n Gebäuden . Ei n eiskalte r Win d fegt e übe r de n verlassenen Hof . Si e ginge n z u de r Kirch e mi t de n hohe n Türmen , un d die Klosterfra u führt e ih n z u eine r kleine n Holztü r i m rechten Seitenschiff , di e sichtlic h jünge r wa r al s da s Gebäude . Si e kramt e in ihre n Gewändern , Kari m hört e Schlüsse l klirre n un d da s Scharren vo n Metal l au f Stein . Vo r de r offene n Tü r lie ß di e Nonn e ih n allein. Di e Dunkelhei t schie n belebt , bewohn t vo n feuchte n Gerüchen, flackernde n Kerzen , abgegriffene n Steinen . Kari m gin g ei n paar Schritt e un d schaut e auf , abe r e s wa r ih m unmöglich , di e Höh e des Gewölbe s abzuschätzen . Durc h di e Fenste r fie l nu r noc h das

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