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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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spärlich e Lich t de r fortgeschrittene n Dämmerung , un d die Kerzenflamme n schiene n i n de r Kälte , de r erdrückende n Größ e des Raum s z u ersticken.
    E r gin g vorbe i a n eine m Weihwasserbecke n i n Muschelform , an de n Beichtstühle n un d mehrere n Seitenkapellen , i n dene n offenbar Reliquie n verwahr t wurden , un d gelangt e z u eine m schmiedeeisernen Kerzenhalter , i n de m viel e Kerze n brannten , Flamme n i n flüssigem Wachs . De r Or t weckt e dumpf e Erinnerungen . Trot z seine r Herkunft, trot z de r Farb e seine r Hau t wa r ein e tiefer e Schich t seines Bewußtsein s katholisc h geprägt . E r entsan n sic h kalter Mittwochnachmittag e i m Heim , de r Katechismusstunde , die obligatorisc h war , eh e di e Kinde r sic h vo r de n Fernsehappara t setzen durften . Da s Kreuzwegmartyrium , di e Barmherzigkei t Christi , die wunderbar e Brotvermehrung , al l diese r Unsin n … Kari m verspürte eine n Anflu g vo n Wehmu t un d ein e merkwürdig e Zärtlichkei t für sein e Erziehe r un d nah m sic h solch e Gefühl e au f de r Stell e übel. Erinnerunge n un d Schwäch e gegenübe r seine r Vergangenhei t waren ih m verhaßt . E r wa r ei n Kin d de r Gegenwart , lebt e nu r fü r den Augenblick . S o sa h e r sic h jedenfall s gern . E r schrit t weite r durch da s Kirchenschiff . Hinte r de m Lettne r a m End e de r Seitenkapellen erkannt e e r undeutlic h dunkl e Teppiche , wei ß schimmernd e Steine, goldgeschmückt e Bilder . Ei n leise s Raschel n lie ß ih n herumfahren. E r braucht e ei n paa r Sekunden , eh e e r di e schemenhaft e Gestal t in de r Dunkelhei t ausmacht e – un d de n Grif f seine r Gloc k losließ , den e r instinkti v gepack t hatte . I n eine r Kapell e stan d völli g reglos Schweste r Andrée.

31

    Si e neigt e de n Kopf , de r vollständi g verschleier t war . Karim begriff , da ß si e ih m ih r Gesich t nich t offenbare n würde , un d hatte eine n Geistesblitz : Vielleich t truge n di e Ordensschweste r un d der klein e Jung e ei n gemeinsame s Mal , da s ein e Blutsverwandtschaft verrie t – vielleich t ware n si e Mutte r un d Sohn . Di e Ide e faszinierte ih n s o sehr , da ß e r di e erste n Wort e de r Fra u überhörte . »Verzeihung, wa s sagte n Sie? « murmelt e er . »Ic h hab e gefragt , weshal b Si e mich z u spreche n wünschen. « Ihr e Stimm e wa r tief , abe r sanft . Die Roßhaar e eine s Bogens , de r übe r di e Saite n de r Geig e streicht.
    »Ic h bi n vo n de r Polizei . Ic h bi n gekommen , u m Si e z u fragen , was Si e vo n Jud e Itér o wissen. « De r dunkl e Schleie r regt e sic h nicht.
    »Vo r vierzeh n Jahren« , fuh r Kari m fort , »habe n Si e i n der Kleinstad t Sarza c sämtlich e Foto s entwende t ode r zerstört , au f denen ei n kleine r Jung e namen s Jud e Itér o z u sehe n war . I n Cahor s haben Si e eine n Fotografe n bestochen . Si e habe n Kinde r hinter s Licht geführt , Feue r gelegt , Einbrüch e begangen . Da s alles , u m ei n Gesicht auszulöschen , da s au f ei n paa r Bilder n festgehalte n war . Warum?«
    Di e Nonn e stan d star r wi e ein e Statue , ih r Schleie r wa r ein schwarze s Gewölb e übe r de m Nichts . »Ic h gehorcht e eine m Befehl«, sagt e si e endlich . »Eine n Befehl ? Vo n wem?«
    »Vo n de r Mutte r de s Kindes.«
    Kari m verspürt e ei n Prickel n durc h seine n ganze n Körpe r laufen. Di e Klosterfra u sagt e di e Wahrheit . Au f de r Stell e verwar f e r seine Mutter-Sohn-Hypothese.
    Di e Nonn e öffnet e da s hölzern e Gitter , da s si e vo n Kari m trennte.
    Mi t entschlossene m Schrit t strebt e si e a n ih m vorbe i au f die Bestuhlun g de s Hauptschiff s z u un d kniet e mi t gesenkte m Kop f auf eine m Betstuh l nebe n eine r Säul e nieder . Kari m gin g ein e Reihe weite r un d setzt e sich , da s Gesich t ih r zugewandt . E s roc h nach geflochtene m Stroh , Asch e un d Weihrauch . »Ic h höre« , sagt e e r und mustert e schar f de n dunkle n Fleck , hinte r de m sic h da s Gesicht verbarg.
    »A n eine m Sonntagmorge n i m Jun i zweiundachtzi g ka m si e zu mir.«
    »Kannte n Si e sie?«
    »Nein . Wi r habe n un s hie r i n diese r Kirch e kennengelernt . Von ihre m Gesich t hab e ic h ni e vie l gesehen . Si e ha t mi r wede r ihren Name n genann t noc h sons t irgendwelch e Erklärunge n geliefert . Sie sagt e nur , si e brauch e mein e Hilf e – fü r ein e besonder e Missio n … Ic h sollt e di e Klassenfoto s ihre s Kinde s vernichten . Si e wollt e

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