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Die purpurnen Flüsse

Titel: Die purpurnen Flüsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Lärmschutzmauer . S o absur d wa r es . Un d s o einfach . Ein e dumpfe Wu t stie g i n ih m auf : E r konnt e nich t glauben , da ß al l di e Umstände un d Mühen , al l di e Vorsichtsmaßnahme n de r Fra u durc h einen Autounfal l zunicht e gemach t worde n waren.
    Dabe i hatt e e r e s doc h vo n vornherei n gewußt : Wi e ih r Grabstein bezeugte , wa r Judit h i m Augus t 198 2 gestorbe n – e r hatt e nichts andere s erfahre n al s di e Umständ e ihre s Todes . Un d doc h empfand e r Trauer , al s hätt e e r vo m To d eine s teure n Angehörige n Kenntnis erhalten . Eine s Menschen , de n e r nich t gekann t un d trotzde m geliebt hatte , nu r wenig e Stunden , abe r mi t ungestüme r Leidenschaft. Jenseit s vo n Worte n un d Jahren , vo n Rau m un d Zeit.
    »Spric h weiter« , befah l er . »Wi e sa h de r Körpe r de s Kinde s aus?«
    »E r steckt e hal b i m Motorrau m un d wa r völli g eingeklemmt . Ein Wus t au s Fleisc h un d Blech . Jesusmaria . E s ha t meh r al s sechs Stunde n gedauert , bi s si e … naj a … Da s vergess e ic h jedenfall s nicht s o leich t … E r hatt e kei n Gesich t mehr , keine n Kopf , nichts.«
    »Un d di e Mutter?«
    »Di e Mutte r – ic h wei ß nicht , o b e s di e Mutte r war . Si e hieß jedenfall s anders.«
    »Ic h weiß . Wa r si e verletzt?«
    »Nein . Si e is t wirklic h gu t weggekommen . Ei n paa r Blutergüsse, Schürfwunde n … S o gu t wi e nichts . Wei l de r Wage n sic h gedreht hat , verstehs t du ? Un d di e Wan d mi t de r Beifahrerseit e geramm t hat. De r klassisch e Unfal l i n diese r Kurv e …«
    »Beschrei b si e mir.«
    »Wen?«
    »Di e Frau.«
    »Na , di e vergess e ic h auc h nich t s o leicht . Ein e Riesin.
    Schwarzhaari g mi t breite m Gesicht . Un d eine r enorme n Brille . Ganz i n Schwarz , mi t wallende n Gewändern . Ziemlic h auffällig . Sie weint e nicht , schie n völli g ungerührt . Wahrscheinlic h de r Schock, ic h wei ß nich t …«
    »Wi e wa r ih r Gesicht?«
    »Hübsch.«
    »Da s heißt?«
    »Vo n de r pausbäckige n Sorte , ic h wei ß nich t meh r … Ein e sehr hell e Haut , fas t durchscheinend.«
    Abdou f wechselt e da s Thema . »Ih r bewahr t doc h übe r jede n Unfall ein e Akt e auf , oder ? Ei n Protokoll , mi t Totenschei n un d s o weiter?«
    De r mürrisch e Verkehrswächte r starrt e ih n mi t Äuglei n wie Kaffeebohne n an , di e unruhi g hin - un d hersprangen . »Wa s genau wills t d u eigentlich?«
    »Zei g mi r di e Unterlagen.«
    De r Man n wischt e sic h di e Händ e a n seine m Anora k a b und öffnet e eine n Schran k mi t Lamellentüren . Leis e vo r sich hinmurmeln d la s e r di e Name n de r Verunglückten . »Jud e Itéro . Da is t er . Abe r ic h warn e dich , da s is t … « Kari m nah m ih m die Unterlage n au s de r Han d un d blättert e darin . Aussagen, Bestätigungen , Protokolle , Versicherungsbericht e übe r de n genauen Unfallhergan g un d di e entstandene n Schäden . Fabienn e Pasca l fuhr eine n Leihwagen , de n si e i n Sarza c gemiete t hatte . Ihr e Adress e war dieselbe , di e si e Dr . Mac é angegebe n hatt e – da s einsame , baufällige Häusche n i n de r steinige n Umgebung . Vo n diese r Seit e als o nichts Neues . Verblüffen d wa r allerdings , da ß si e de n To d ihre s Kindes unte r de m Name n Jud e Itéro , männliche n Geschlechts , angegeben hatte.
    »Da s versteh e ic h nicht« , sagt e de r Polizist . »Wa r da s Kin d denn ei n Junge?«
    »N a j a … « De r Man n späht e unte r Karim s Ar m hindurc h i n die Unterlage . »S o steht’ s jedenfall s d a …«
    »Erinners t d u dic h nich t a n irgendwelch e Unklarheite n i n diesem Zusammenhang?«
    »Wa s den n fü r Unklarheiten ? Wa s meins t d u damit? « Karim zügelt e sein e Ungeduld . »Hö r zu , ic h fra g dic h lediglich , o b e s noch möglic h war , da s Geschlech t de s Kinde s z u bestimmen.«
    »Bi n ic h ei n Arzt ? Di e Fra u wir d doc h selbe r gewuß t haben , o b sie mi t eine m Bube n ode r eine m Mädche n unterweg s war . Und offengestanden , glaub e ic h nicht , da ß ma n d a noc h irgendwas bestimme n konnte . Di e Leich e bestan d j a nu r noc h aus Einzelteile n … zu m Tei l au f de r Straß e verstreu t … « E r fuh r sic h mit de r Han d über s Gesicht . »Ic h erspar ’ di r di e Einzelheite n … Seit fünfundzwanzi g Jahre n bi n ic h hie r un d hab ’ nich t weni g Unfälle miterleb t … Da s is t imme r ein e scheußlich e Sache. « Sein e Hände wogte n hi

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