Die purpurnen Flüsse
Fertigteilen : di e Büro s de r Mautstation . Nirgend s brannt e Licht. Doc h be i de n Hallen , di e a n di e Baracke n angrenzten , erspäht e er eine n Mann . E r bo g noc h einma l ab , parkt e de n Wage n un d gin g auf di e gebückt e Gestal t zu , di e a n de r Rückseit e eine s Lastwagens hantierte . De r scharf e Win d pfif f ih m u m di e Ohren . Alle s ringsum wa r trocken , ausgedörrt , staubig , wi e vo n eine m feine n Salzschleier überzogen . Kari m stie g übe r liegend e Verkehrsschilder , Schaufeln, Plastikplane n hinweg , un d al s e r nebe n de m Lastwage n stan d – eine m Salztransporte r – , schlu g e r mi t de r flache n Han d au f den Anhänger.
De r Man n fuh r herum ; e r wa r winzi g un d tru g ein e Mütze , die lediglic h di e Auge n freigab . »Wa s wolle n Sie ? We r sin d Sie? « fragte e r mi t gerunzelte n Brauen . »De r Teufel.«
»Ha?«
Kari m lehnt e sic h a n de n Anhänge r un d lächelte . »Wa r nu r ein Scherz . Ic h bi n vo n de r Polize i un d brauch e ei n paa r Auskünfte.«
»Auskünfte ! Bi s morge n frü h is t keine r da , un d ic h …«
»Di e Autobahnstatione n sin d run d u m di e Uh r geöffnet.«
»De r Kassiere r is t i n seine r Kabine , un d ic h ha b hie r wa s z u tun.«
»Richtig , d u has t wa s z u tun . Wi r beid e gehe n jetz t in s Büro , du trinks t eine n kleine n Kaffee , währen d ic h eine n Blic k au f de n PCI werfe.«
»De n PCI ! Wa s suche n Si e den n überhaupt?«
»Da s erklär e ic h dir , wen n wi r i m Warme n sitzen. « Die Inneneinrichtun g de r Büro s entsprac h de m Gesamteindruc k der Anlage : armseli g un d provisorisch . Eng e Räume , vollgestopf t mit Akten , di e Türe n dün n wi e Pappe . Alle s wa r ausgestorben , nu r ein Compute r wa r eingeschaltet , un d de r Monito r erfüllt e da s Zimmer mi t eine m bläuliche n Licht . De r PC I wa r di e zentrale Verkehrsüberwachung , di e da s ganz e Jah r übe r Date n registrierte un d ein e Sammelstell e fü r Informatione n übe r da s gesamte Straßennet z de r Regio n war . Jede r Unfall , jed e Panne , jede r Einsatz de s Abschleppdienste s wurd e hie r gespeichert.
De r Man n wollt e de n Compute r selbs t bedienen . E r scho b seine Mütz e au f di e Stirn.
»Jul i zweiundachtzig« , murmelt e ih m Kari m in s Ohr . »Ic h will alle s wissen . Wi e viel e Unfälle , Datu m un d Ort . Wi e of t is t der Abschleppdiens t ausgerückt . Wi e viel e Fahrzeugbesitze r habe n ihn i n Anspruc h genommen , un d wi e heiße n sie . De n unbedeutendsten Vorfall , alles.«
De r Man n zo g di e Handschuh e au s un d haucht e sic h au f die Finger , u m si e z u wärmen . E r hackt e ein e Weil e au f di e Tastatu r ein, woraufhi n au f de m Bildschir m di e Date n vo m Jul i 8 2 erschienen. Zahlen , Abkürzungen , Kommentare . Nicht s Ergiebiges . »Kanns t du ein e Such e nac h Name n durchführen? « fragt e Karim , übe r die Schulte r de s Männchen s gebeugt . »Buchstabie r ihn.«
»Ic h hab e mehrere : Jud e Itéro , Judit h Hérault , Fabienn e Pascaud, Fabienn e Hérault.«
»Wi e viel e gibt’ s den n davon? « murrt e de r Mann , währen d e r die Name n eingab.
Doc h nac h wenige n Sekunde n blinkt e e s au f de m Bildschirm. Kari m tra t näher . »Wa s is t los?«
»De r PC I ha t wa s gefunden , unte r eine m de r Namen . Abe r nicht i m Jul i zweiundachtzig.«
»Suc h weiter.«
De r Man n drückt e au f mehrer e Funktionstasten , un d au f dem dunkle n Monito r erschiene n i n Leuchtbuchstabe n di e gewünschten Auskünfte . Kari m erstarrte , al s ih m da s Datu m in s Gesich t sprang:
14 . Augus t 1982 . De r Todestag , de r au f Jude s Gra b stand . Und danebe n de r Name , mi t de m de r Fal l begonne n hatte : Jud e Itéro.
»A n de n Name n erinner e ic h mic h nicht« , murmelt e de r Mann.
»Abe r a n de n Unfall . Ein e scheußlich e Sache , i n de r Näh e von Héron-Cendr é is t e s passiert . De r Wage n ka m vo n de r Straß e ab, schlittert e übe r de n Mittelstreife n un d prallt e gege n die Lärmschutzmaue r au f de r entgegengesetzte n Fahrbahn . Mutte r und Sohn , beid e i m Wrac k eingeklemmt . Abe r nu r de r Jung e ist gestorben . E r sa ß vorn . Di e Mutte r ka m mi t ei n paa r Prellungen davon . Un d jed e Meng e Blu t au f de r Straße. « Kari m schauderte . So hatt e als o de r Fluchtversuc h vo n Fabienn e un d Judit h Hérault geendet . Mi t hundertdreißi g Stundenkilometer n a n einer
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