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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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landete
unsanft auf dem Rücken und sah Sternchen.
    „LASST MICH IN RUHE! ICH WILL ALLEIN SEIN!“
    Nico stürmte weiter zur Tür und riss sie auf, so dass
der Lost Soul dahinter gegen die Wand geschleudert wurde. Flink wie ein Wiesel
fand sie den Haupteingang und sprang die Stufen beinahe herunter, bis sie auf
dem Kiesweg ihrer glatten Sohlen wegen den Halt verlor und zu Boden ging. Knie
und Hände fingen den Sturz schmerzhaft ab, aber sie rappelte sich gleich wieder
auf und rannte keuchend weiter. Sie konnte nichts sehen, obwohl der volle Mond
hell über ihr schien.
    Sie lief blindlings in die Nacht hinein und prallte
irgendwann schwer gegen ein metallisches Hindernis, was ihr ein gequältes
Aufstöhnen entlockte. Ihr wurde klar, dass es ein Wagen sein musste, den man in
der Auffahrt geparkt hatte.
Sie tastete sich mit beiden Händen zur Tür und zitterte so sehr, dass sie sie
kaum öffnen konnte. Immer wieder glitten ihre blutverschmierten Hände am Griff
ab, bis sie sie ungeschickt am Stoff ihres Kleides abwischte. Schwer ließ sie
sich auf den Sitz fallen und schluchzte erleichtert auf, als sie den
Zündschlüssel im Schloss stecken fand.
Sie konnte den Wagen erst im zweiten Anlauf starten und preschte dann mit Kies
aufwerfenden Reifen davon, als wären wilde Furien hinter ihr her. Sie schaltete
so abgehackt, dass das Getriebe immer wieder aufheulte, doch das war ihr
vollkommen egal. Sie wollte nur weg von diesem unseligen Ort.
    Sie wusste nicht, wie sie den Weg zurück in die Stadt
gefunden hatte. Es war ein Wunder, dass sie mit dem immer wieder schlingernden
Sportwagen nicht im Graben gelandet war. Es war ihr Glück, dass der Highway am
Abend nicht so dicht befahren war. Sie bremste scharf, als sie den
Hintereingang ihres Wohngebäudes erreichte und brach dann kraftlos über dem
Lenkrad zusammen. Sie konnte eine ganze Weile lang nichts tun, außer nach Atem
ringen, während ihre Augen beständig überliefen.
Sie sah nur Damons blasses, schmerzverzerrtes Gesicht vor ihrem inneren Auge
und wünschte sich, an seiner Stelle zu sein. Sie wollte nicht leben, wenn er
nicht mehr da war.
     
     

5. Die Sünden der Vergangenheit
     
    Umgebracht?!
    Wohl kaum. Man hatte Damon lediglich eine Lektion
erteilt. Seine Vergehen und Fehltritte hatten in seinem Verhalten gegenüber der
unvorsichtigen, kleinen Sophora den Gipfel erreicht und mussten umgehend
geahndet werden. Da weder seine Waffenbrüder noch eine der Patronas Iniquitas
Necatum * angestrebt hatten, sah Astyanax selbst sich bemüßigt, dem
schändlichen Treiben ein Ende zu setzen. Er hätte sonst hunderte von Jahren so
weiter gemacht und nicht nur Nicolasa ins Unglück gestürzt.
(*frei übersetzt = Ungerechtigkeit auslöschen)
    Astyanax konnte sehr gut damit leben, von ihr als
grausam bezeichnet zu werden. Grausam, aber unter jedweden Umstand gerecht und
loyal. Ihr Ausbruch traf ihn keineswegs unvorbereitet. Schon längst wusste er
von dem Moment ihrer Schwäche, doch diesen nahm ihr keiner übel. Sie hätte sich
dem Krieger millionenmal an den Hals werfen können, solange dieser nicht seine
Bestimmung darin gefunden hatte, sie in eine Immaculate zu verwandeln, hätte er
sie nicht anrühren dürfen. Damon hatte Nicolasa verführt. Er hätte sich von ihr
fern halten sollen. Eine Ausflucht suchen, statt die Gunst der Stunde im
Angesicht des Vollmonds zu nutzen und seinen Trieben freien Lauf zu lassen. Er
hatte nur zu seinem eigenen Vorteil gehandelt und wenn Astyanax den Schilderungen
des Orakels, der Devena Imogen und Lord Aubrey mehr Bedeutung beimaß, als dem
blinden Zorn und der noch naiveren, wenn auch aufrichtigen Liebe dieser Sophora
hier, dann hatte er allein sich schlimmer benommen als Adam.
    Für diese Tatsache hatte der Krieger Damon Arcus
wirklich den Tod verdient.
    Astyanax starrte wortlos mit verschlossenem Gesicht
auf die schreiende Sophora herunter. Tiponi war bereits dabei, sich den Puls zu
zerbeißen, um dem Krieger ihr lebensrettendes Blut zu spenden. Devena Imogen
war ebenfalls an die Seite ihres sterbenden Sohnes geeilt. – Um der Sophora
eine schallende Ohrfeige zu geben, damit diese wieder zur Besinnung kam. Die
Kleine war in diesem Moment keine Hilfe, sondern nur im Weg. Imogen hatte schon
immer eine sehr resolute Art der Mitteilung bevorzugt. Eines Tages würden sich
die beiden sehr gut verstehen, da war sich Astyanax sicher. Nur heute nicht.
Heute war der Tag, an dem ihr Sohn endlich erwachsen wurde.
    Die Freundinnen der Sophora riefen

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