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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Sie
konzentrierte sich voll und ganz auf das Jetzt und auf die gemeinsame Zukunft
mit Nathan. Auf ihre Aufgaben und das Training mit ihren Kriegern.
Die Sache mit Nico hatte ihr also tiefer zugesetzt als er bisher anzunehmen
gewagt hatte. Sie dachte, die Geschichte um ihren Bruder, in der sie versagt zu
haben glaubte, hätte sich mit einem weiteren Versagen gegenüber Nico
wiederholt.
    Nathan gab sie frei, nachdem er alle Bilder gesehen
und ihre Kommentare zu Dragomir gehört hatte. Es war ihm klar, dass sie jetzt
keine verständnisvollen Worte von ihm hören wollte. Er lehnte sich mit den
Unterarmen auf die steinerne Brüstung und sah hinunter auf den immer heller
werdenden Park. Es war ganz schön tief bis nach unten. Wenn man fiel, dann
brach man sich einige Knochen. Sein Blick glitt zurück auf Cat und flammte kurz
rot auf.
    „Sprechen wir jetzt wie Mann und Frau oder wie
Krieger, Catalina? Du möchtest wahrscheinlich Letzteres und das nehm ich dir
nicht übel, auch wenn ich dir gern sagen würde, es ist nicht deine Schuld, was
deinem Bruder geschehen ist. Zum falschen Zeitpunkt zum falschen Ort. Ihr wart
noch Kinder. Andererseits, aus der Sicht von Valeriu, war dein Verhalten dumm
und absolut naiv. Dein Bruder hatte keinerlei Erfahrung. Er war und ist in
meinen Augen immer noch ein unreifer, kleiner Bengel, den ich anschließend
übers Knie gelegt hätte. Egal wie schwer seine Verletzungen durch die Aryaner
auch gewesen sein mögen. Und du hättest ebenfalls eine Bestrafung bekommen,
allerdings wohl kaum eine, die dir annähernd alle Knochen im Leib bricht und so
viele Narben auf deinem kleinen, geschundenen Körper und deiner Seele
hinterlässt, dass du sogar nach vollständiger Heilung und oberflächlicher
Makellosigkeit darunter leidest.“
    Nathan blieb, wo er war, und kam ihr nicht ein kleines
bisschen entgegen. Sie war verletzt und in überaus reizbarer Stimmung. Die
Löwin lauerte unter der Oberfläche und wenn er es übertrieb, dann würde sie
nicht zögern und über ihn herfallen. Partner hin oder her. Das Tier würde sich
in jedem Fall verteidigen. Ob Cat das nun selbst wirklich wollte oder nicht.
Unbewusst wollte sie in jedem Fall den Austausch ihrer seelischen Schmerzen
durch körperliche. Diesen Gefallen würde er ihr niemals tun. So schnippisch
herausfordernd konnte sie nicht werden und Nathan tat ihr lediglich einen
Gefallen, indem er ihr in der eigenen Meinung über den damaligen Vorfall
zustimmte.
    „Du hättest als Anführerin den Befehl deines Vaters
unbedingt hinterfragen müssen. Dragomir hatte keinerlei praktische Erfahrung.
Dem Verhältnis nach zu urteilen, das du zu deinem Erzieher gehabt hast, hätte
er seinen Augapfel wohl kaum mit der Schande seines Hauses in den Wald
gelassen, nicht wahr?! Ja, du hast versagt. Ist es das, was du von mir hören
wolltest oder lässt du jetzt zu, dass ich dich wieder in den Arm nehme und dir
sage, dass du bei deiner inneren Verunsicherung und nach allem, was du
durchgemacht hast, wohl kaum dazu in der Lage warst, die Situation klar zu
beurteilen?“
     
    Cat wich vor Nathan zurück, als hätte er ihr mit
seinen Fähigkeiten eine Ohrfeige verpasst. Er kam ihr nicht so entgegen, wie
sie sich das gewünscht hätte. Sie prallte mit dem Kreuz gegen die hohe Brüstung
und musste sich mit beiden Händen darauf abstützen, um nicht das Gleichgewicht
zu verlieren.
„Ich habe seine Befehle niemals hinterfragt…“, flüsterte sie mit erstickter
Stimme.
Sie konnte ihn vor sich sehen, wilden Zorn in den Augen und tiefe Abscheu, als
er zu ihr in ihr Zimmer gekommen war, um sie an den Haaren nach draußen zu
ziehen, die dunklen Treppen hinunter, bis er sie in sein Arbeitszimmer gestoßen
hatte.
    Ihr Blick ging durch Nathans Erscheinung hindurch,
obwohl sie sonst kaum hätte widerstehen können, zu ihm zu gehen, um ihr Gesicht
an seinen breiten Rücken zu schmiegen, wie er da an der Brüstung lehnte und ihr
die kalte Schulter zeigte. Der Hunger nach Zuwendung und Zärtlichkeiten war
manchmal so überwältigend, dass es schwer war, sich Zurückhaltung aufzuerlegen.
Vielleicht wollte sie zu viel?
    „ Drag … Dragomir war der einzige, den ich
wirklich gern hatte… Er gehörte mir, bis zu dieser Nacht. Ich habe ihn
ausgebildet, ich habe seine Wunden versorgt und alles versucht, damit er nicht
zu schnell erwachsen werden muss. Ich dachte damals, mein Va… dass Valeriu
beschlossen hätte, ihn aus meinem Einflussbereich zu entfernen. Ich musste
Berichte über seine

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