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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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alten Stärke zurückfinden
müssen. Wendy respektierte das. Im Grunde wollte sie nichts anderes, aber
irgendwann musste er schon spitzkriegen, dass sie nicht zerbrechlich war.
    Da kam ihr der Mond und seine
Auswirkungen gerade recht. Cat holte sich schließlich auch einfach, was ihr
ihrer Meinung nach zustand. Warum sollte sie da hinterm Berg halten? Manche
Männer mochten es doch, wenn ihre Frauen die Initiative ergriffen. Genau das
würde Awendela jetzt tun.
    „Bye, Heather!“ Ein letztes, zuckersüßes
Lächeln, dann ließ Wendy die Lost Soul stehen. Sonst hielt sie deren Boss am
Ende noch länger als beabsichtigt von der Arbeit ab.
    Heather konnte nicht anders, als Wendy
hinterher zu starren, wie sie anmutig die Hüften schwingend auf den extrem
hohen Pfennigabsätzen ihrer silberschwarzen Highheels quer durch die tanzende
Menge in Richtung Privaträume stolzierte und sich von nichts und niemandem
ablenken ließ. Ausgerechnet die Tochter von Jagannatha. Das hatte sie nicht
kommen sehen. Es war ein Faustschlag direkt in die makellose Fresse.
    Für Wendy dagegen war es wie ein Spiel.
Eine Art Verwandlung. Wenn sie die Angst und die Alpträume nach hinten
verdrängte, bis sie diese fast vergaß und statt dessen die andere Wendy
hervorkommen ließ, die wesentlich mehr wagte und der Kriegerin ähnelte, die Nico
in ihrer Vision von der Quadruga gesehen hatte, dann hinderte sie nichts mehr
daran, die Bürotür einfach aufzustoßen und sich lasziv zum Rhythmus der herein
dröhnenden Musik am Türrahmen zu reiben, was eine noch größere Ausdünstung
ihres Duftes zur Folge hatte, der die gereinigte Büroluft sofort aufheizte.
    „Überraschung!“
    Awendela formte das Wort lautlos über
Justins Kastratengesang hinweg und trat aus dem Rahmen heraus, damit die
Sicherheitstür hinter ihr wieder ins Schloss fallen konnte. Ein Gedanke genügte
und die Tür verriegelte sich ganz automatisch nach ihrem Willen. Nur für den
Fall, dass Heather vorhatte, dafür zu sorgen, dass Ash auch wirklich arbeitete.
    Wendy vollführte ein kleines Tänzchen mit
dem Refrain des eben gelaufenen und nun vollkommen ausgeblendeten Songs auf den
Lippen, damit Ash genügend Zeit hatte, ihr Outfit gebührend zu bewundern, bevor
sie mit einem sexy Augenaufschlag einem hungrigen Raubtier gleich auf seinen
Schreibtisch zu pirschte, an dem er ganz offensichtlich zu tun hatte.
Jetzt roch es nicht mehr nur nach Zitronengras, sondern auch nach Pfefferminz
und Meer.
    „Falls ich dich störe, kann ich
selbstverständlich sofort wieder verschwinden.“ Ein Satz, den die
zurückhaltende Wendy in den letzten Tagen ziemlich oft in die Tat umgesetzt
hatte, weil er wirklich arbeiten oder trainieren musste. Sie war ja keine
Klette, die ständig an ihm hing, nur weil sie einen Bund geschlossen hatten.
Sie hatte selbst zu tun und musste sich auf ihren Platz in der Quadruga
vorbereiten. Das kam nicht einfach über Nacht wie die Berufung. Sie hatte genau
wie die anderen eine Menge zu lernen.
     
    Heilige Mutter Gottes! Als die Krieger noch sehr viel jünger gewesen waren, hatten sie sich einen Spaß
daraus gemacht, diesen Spruch immer dann laut zu sagen, wenn sie etwas (oder
eher jemand) sehr beeindruckt hatte. Die Dame sollte der Überlieferung nach ja
eine ziemlich umwerfende Schönheit gewesen sein.
Mehr brachte Ash nicht zustande, als Awendela in diesem sündhaften Kleid
plötzlich in der Tür stand. Selbst wenn er nun befürchten musste, dass Nathan
ihm für sein Tun die Augen ausstechen würde, konnte er nicht anders, als sie
von Kopf bis Fuß bewundernd aber auch hungrig zu mustern.
    Ihm entging kein Detail ihres wunderbaren
Körpers, das von dem anschmiegsamen Stoff so vortrefflich betont wurde. Sie war
schon so lange ein Teil seiner Träume, dass es einige Momente dauerte, bis ihm
klar wurde, dass sie aus Fleisch und Blut und keine eingebildete Erscheinung
war.
Irgendetwas war anders. Sie schien völlig verwandelt, das verunsicherte ihn
doch etwas, weil er ja wild entschlossen war, ihr genug Zeit zu geben, sich an
ihn und an alle anderen Veränderungen zu gewöhnen. Allerdings hatte er dabei
völlig vergessen, dass sie ihren Blutbund zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt
besiegelt hatten. Viel zu kurz vor dem nächsten Vollmond.
    Hatte die Affectio von ihr Besitz
ergriffen?
Ash rutschte ein wenig auf seinem gemütlichen Sessel herum, weil ihm die Hose
plötzlich eng geworden zu sein schien.
    „Nein, Du störst… überhaupt nicht!“
Er saß hier nur an

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