Die Qualen der Sophora
falls sie es brauchen
sollte. Gott sei Dank ging es ihr aber bis auf ein paar Kratzer gut. Der
Gedanke, sie umbringen zu wollen, war durch den harten Aufprall auf dem
Steißbein dank King erst mal vergessen. Im Grunde hatte er sich auch einfach
nur Sorgen um sie gemacht. Sie war schließlich nicht Catalina.
Romy wollte etwas sagen, aber sie
brachte nicht mehr als ein heiseres Krächzen zustande. Da es sich bei dem
langhaarigen Typen nicht um einen Aryaner und auch keinen Ghoul handelte und er
zudem (wieder Gott sei Dank) noch einen Teil seiner Kampfmontur trug, schloss
Chryses daraus, dass er Romy offenbar zur Seite gestanden hatte.
„Was ist hier passiert?“, fragte er
barsch, bevor er sich auf alle Viere rappelte und den Schmerz in seinem Rücken
und Hintern zu vergessen versuchte.
Der Chinese hatte ganze Arbeit
geleistet, ohne sich groß angestrengt zu haben.
„Ich hätte bei den Hongkong-Movies
besser aufpassen sollen!“, grummelte Rys kaum hörbar, jedoch nicht ohne ein
gewisses Maß an Anerkennung für den Breed-Mann und kroch auf Romy zu, die
ebenfalls langsam näher heran robbte und schließlich fast am Ende ihrer Kräfte,
aber sicher in seinen Armen zusammenbrach.
King hatte seine Aufmerksamkeit zwar
völlig auf Romana King gerichtet gehabt, doch er achtete dennoch auf seine
Umgebung, weil er sich nicht von weiteren Aryanern überraschen lassen wollte,
die nichts davon wussten, dass der Club nicht nur heute für die Allgemeinheit
geschlossen war. Er hörte, wie ein Mann, ein sehr wütender Mann, ihren Namen
rief, doch Romy war am Rande einer Ohnmacht, so dass er ihr mit beiden Händen
auf ihren Schultern Halt gab.
Die schweren Tritte hinter ihm verrieten
ihm zusätzlich, dass ein möglicher Feind nahte. Da er aber schon ahnte, dass
dieser Mann vermutlich die versprochene Unterstützung sein musste, wehrte er
dessen Angriff nur ab, ohne ihm wirklich Schmerzen zuzufügen. Zwei harmlose
Schläge, die verhindern würde, dass er frühzeitig geköpft wurde. Er würde nicht
oft die Gelegenheit haben, einen der Krieger aus dem Tritt zu bringen.
Wenigstens wusste er nun, dass es sich dabei nicht um denjenigen handeln
konnte, der Nico so viel Kummer bereitete.
Sein spöttisches Grinsen verblasste
bald, weil es nicht angebracht war, über den Mann am Boden zu triumphieren. Er
hatte nur die Frau beschützen wollen, die zu ihm gehörte. So wie er Fay
beschützen musste und Nico. Romana hatte eben bewiesen, wie gut sie auf sich
selbst aufpassen konnte.
“Verzeihen Sie bitte, aber bei der angewendeten
Abwehr handelt es sich um keine Technik, die in der westlichen Welt bekannt
sein dürfte“, begann King seine Erklärung und verbeugte sich dann tief vor dem
Fremden, der ihn mit stechendem Blick maß, ohne sich von dessen Präsenz
einschüchtern zu lassen.
„Dafür ist meine Abwehr umso
bekannter!“, Chryses lüpfte ein wenig den langen Mantel und präsentierte King
eine Kombination aus Dolchen, Wurfsternen und Handfeuerwaffen, die darunter
verborgen waren. Hätte Rys in ihm einen Feind gesehen, hätte er sich ganz
sicher nicht mit dem inzwischen vergessenen Schmerz aufgehalten, sondern
Hackfleisch aus ihm gemacht. Oder es zumindest versucht. Wie der junge Mann darauf reagierte, war Chryses relativ egal. Er musste sich
um Romy kümmern und sie nach Hause bringen. Die anderen würden bald hier sein.
Über das Materialisieren hatte sie schließlich immer noch keine Kontrolle und
in diesem geschwächten Zustand schon gar nicht.
„Mein Name ist Cong Shé Zhao, Nico ist
eine Freundin. Sie hat mich an Romy verwiesen, weil ich auf der Suche nach
meinem Patenkind war, das gestern Abend verschwunden ist. Die Polizei war der
Meinung, sie sei nur weggelaufen, aber ich kenne das Mädchen besser. Ich dachte
an ein Verbrechen, weil ihr Vater einer sehr wohlhabenden Familie entstammt.
Wir haben beide nicht damit gerechnet, ein Nest von Aryanern auszuheben… Ich
konnte keinen Rückzieher mehr machen, weil es um mein Patenkind ging und ich
konnte Romy nicht davon abhalten, mir beizustehen. Ohne sie hätte ich es
niemals geschafft, weil ich zwar Erfahrung als Jäger habe, aber nicht stark
genug bin, um gegen ein Dutzend Aryaner anzugehen. Mehr als die Hälfte der 18
Toten gehen auf ihr Konto, sie hat auch den Anführer enthauptet. Sein Kopf
liegt dort hinten… Sie haben die armen Menschen wie Tiere in Käfigen gehalten
und sie zu ihrem Vergnügen gejagt und so lange gequält, bis sie selbst zu
Ghouls wurden oder
Weitere Kostenlose Bücher