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Die Qualen der Sophora

Die Qualen der Sophora

Titel: Die Qualen der Sophora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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ihres Wissens dafür
verantwortlich, den Immaculate ein angepasstes Leben zu ermöglichen, indem sie
die Wahrnehmung der Menschen beeinflussten, ansonsten hätten sie ja immer
wieder umziehen müssen, weil sie lange Zeit nicht alterten und das irgend wann
einmal auffallen würde.
    „KING!“, rief Nico über den Lärm der
sich unterhaltenden Menschen hinweg und rannte auf seine hoch gewachsene
Gestalt zu. Sie wäre ihm am liebsten vor Erleichterung um den Hals gefallen,
doch in seiner Nähe bemerkte sie, dass er jemanden auf den Armen trug, der in
einen dunklen Mantel gehüllt war.
    Er sprach leise auf ein Mädchen ein, das
sein Patenkind sein musste und Nico seufzte erleichtert auf, dass es Fay gut zu
gehen schien. Sie lächelte ihm mit Tränen in den Augen entgegen, als er langsam
den Kopf hob und sie zum ersten Mal seit ihrer Bekanntschaft seine Augen ohne
die schützende Brille sah. Nico erstarrte, die Zeit schien still zu sehen, das
Lächeln auf ihren Lippen gefror und dann versank das Chaos um sie herum, als
hätte jemand den Ton abgedreht.
    Sie fühlte sich in die Vision der Noctis
Transitus versetzt, die Wüste lebte wieder auf, das herab regnende Feuer schien
brennende Schwielen auf ihrer Haut zu hinterlassen, ihr Mund wurde trocken. Sie
blinzelte gegen die gleißende Helligkeit an und erblickte wieder die drei
Kriegerinnen in all ihrer wundersamen Herrlichkeit. Neben Romy stand allerdings
nun ein weiterer Krieger, dessen schwarze Haare leicht in der warmen Brise
wehten. Seine Augen schienen sich direkt in ihre Seele zu brennen und dann
spürte sie Feuchtigkeit auf ihren Wangen, als wollten sich ihre Augen durch
Tränen vor dem laserartigen Blick schützen.
    Eine Hand auf ihrer Schulter, die sie
leicht rüttelte, brachte sie wieder auf die Erde zurück. Nico nahm einen tiefen
Atemzug, weil sie während der Vision aufgehört hatte zu atmen und starrte
fassungslos zu King auf, der sie besorgt zu mustern schien.
„Nico? Es ist alles in Ordnung! Du musst dir keine Sorgen machen, Romy und Fay
geht es gut. Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen.“
    „Das ist gut“, hauchte Nico, als hätte sie
wie Romy plötzlich Probleme mit ihrem Kehlkopf.
Sie strich dem Mädchen auf seinen Armen ein paar Strähnen aus dem Gesicht, um
seinem Blick einen Moment ausweichen zu können.
    „Hi, ich bin Nico, eine Freundin von
King. Fehlt dir etwas? Ich kann dich medizinisch versorgen, ich bin
Krankenschwester“, sprach sie mit sehr sanfter Stimme zu dem ängstlichen
Mädchen.
    „Danke, aber es geht mir gut. Ich möchte
nur noch nach Hause“, gab Fay zurück und lehnte ihren Kopf gegen Kings
Schulter. Nico stutzte und hob die Hand, um sein offen stehendes Hemd zur Seite
zu schieben, dann hob sie den Blick fragend zu ihm an.
    Er lächelte geheimnisvoll: „Ich trage
die Schwingen des Adlers schon seit Jahren. Ich sah sie in einer Vision… Ich
wusste, dass sie mein Ziel sind, kannte ihre Bedeutung aber nicht! Bis heute
Nacht nicht… Da habe ich den mächtigen Adler mit eigenen Augen gesehen!“
    „Ich, verstehe… Ray? Dürfen King und Fay
im Hummer Platz nehmen, bis jemand sie nach Hause bringt? Danke. Setz dich mit
Fay bitte auf die Rückbank, King. Wir müssen uns zuerst um die anderen
kümmern“, wandte sie sich dann wieder an King, bevor sie sich schweren Herzens
von ihm abwandte.
    Sie lief zur Rückseite des Lieferwagens,
wo Bone sie mühelos auf die Ladefläche hob, so dass sie sich die Verletzten
ansehen und behandeln konnte. Sie setzte jedem der Opfer eine Spritze gegen
Wundstarrkrampf, weil man nicht sicher sein konnte, dass die Aryaner nur dabei
geblieben war, von einem der Menschen zu trinken. Sie übertrugen durch ihren
Biss Krankheiten des Blutes, wenn sie von einem Opfer zum anderen wechselten.
Die Vorstellung war abstoßend und erniedrigend für die Menschen, die sich nicht
vor ihnen schützen konnten. Sie hoffte wirklich, dass keiner der Opfer hier
eine ansteckende Krankheit davon getragen hatte, nachdem sie schon dieser Hölle
entkommen waren. Nico verband Wunden, desinfizierte Bisse und schiente ein paar
gebrochene Knochen provisorisch. Sie wurde immer blasser, während sie die
Menschen nacheinander durchging, wobei sie Hilfe von Wendy hatte, die
schließlich auch so etwas wie eine Krankenschwester gewesen war, auch wenn sie
sich nicht unbedingt in der gängigen Schulmedizin auskannte.
    „Die Vier, die in der stabilen
Seitenlage hinten liegen, müssen unbedingt in ein Krankenhaus! Ich kann

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