Die Qualen der Sophora
Außerdem war Nathan viel zu erleichtert über die
angebotene Hilfe, als dass er nun ein ungemütliches Verhör führen wollte, um
das jeder andere Mann nicht herum gekommen wäre.
4. Eine Hochzeit und ein Todesfall
Sonntag, 29. Juli, nach Sonnenuntergang
Nico war erleichtert gewesen, dass sie in Kings
Begleitung in die Catskills vorfahren konnte, da sie den anderen dadurch erst
dann begegnen würde, wenn sie keine Gelegenheit mehr hatten, ein persönliches
Wort zu wechseln.
King fragte glücklicherweise nicht weiter nach. Es gab nichts mehr zu bereden.
Kein Wort, das jemand aussprechen würde, würde etwas an den Geschehnissen
ändern. Helfen konnte ihr niemand. Und sie kannte jeden wohlmeinenden Ratschlag
auswendig, den man in dieser Situation erteilen konnte, aus ihrer Tätigkeit als
Priesterin. Sie hatte das Gefühl, sich bei jedem Ratsuchenden nachträglich für
ihre naiven Worte entschuldigen zu müssen, den sie jemals in ihrer Laufbahn
beraten hatte.
Da es in der heutigen Nacht noch eine
Verbindungszeremonie geben würde, wurde Kings Feuertaufe in sehr kleinem Kreis
abgehalten. Flavia Halos erwartete ihn hinter der Feuerwand und hieß ihn in
seiner neuen Aufgabe willkommen, indem sie ihm die Insignien des Amtes umlegte.
Danach wurde der Raum für die Zeremonie danach vorbereitet und Nico verbrachte
diese Momente der Stille im Raum nebenan mit den anderen anwesenden Sophoras.
Es waren nur die der Vertreter der Kriegerhäuser anwesend, allerdings kannten
sich diese Frauen natürlich schon sehr lange und ihre ganze Aufmerksamkeit galt
hauptsächlich King, der in ihrer Mitte etwas ganz Besonderes war. In den
Staaten gab es keinen weiteren Mann in diesem wichtigen Amt. Nico war froh,
dass sie dadurch der allgemeinen Aufmerksamkeit entgehen konnte.
Nico trug eine der Perlenketten ihres Priesteramtes
unter ihrem weiten Ärmel verborgen um ihr Handgelenk und sprach stille Gebete,
um innerlich Kraft zu sammeln, wobei die glatten Perlen immer wieder durch ihre
Handfläche glitten. Ihr fiel noch eine Aufgabe zu, die ihr zugeteilt worden
war, weil sie Ashur von den Sophoras am besten kannte, jedenfalls in einem
privateren Rahmen. Sie schienen alle äußerst überrascht zu sein, dass er sich
am heutigen Tag vermählen wollte.
Nico verlor kein Wort darüber, dass das Schicksal das Paar schon vor langer
Zeit zusammengeführt hatte. Sollten die anderen ruhig an eine stürmische
Romanze glauben. Es ging schließlich um Awendela, wer konnte bei ihr auch nur
eine Sekunde zweifeln, dass sich ein Mann Hals über Kopf in sie verlieben
würde? Immerhin wurde über ihren überraschenden Auftritt beim Ball der Noctis
Transitus getuschelt, den Nico selbst ja verpasst hatte.
Die Sophoras nahmen Aufstellung und Nico stellte sich
neben dem Altar auf, wo das Orakel dem Eintreten des Kriegers entgegensah, der
eben das Portal durchschritten hatte und auf den Altar zuging. Er erklomm die
letzten Stufen und kniete sich dann vor den Altar hin. Er trug nur Lederhosen
und sein muskulöser Oberkörper war bloß. Das Orakel hob die Hände und rief
konzentriert die Mächte an, die die Immaculates schützten, während Nico sich
dem Krieger mit heftig schlagendem Herz näherte. Er sah ihr mit entschlossenem
Blick entgegen und senkte die Lider, als sie vor ihm stand.
In der linken Hand hielt sie eine Schale, in der eine
magische Flamme loderte.
„Wie lautet der Name deiner Seelenverwandten?“, musste sie fragen, obwohl sie
die Antwort ja schon kannte.
„Awendela!“, antwortete Ashur mit fester Stimme.
„Du wirst ihn tragen zum Zeichen, dass du sie erwählt
hast.“
Nico hob die glühende Nadel aus dem Feuer und ritzte
den ersten Buchstaben auf seinen Brustmuskel tief in das Fleisch ein. Sie
musste nicht einmal viel Druck ausüben, weil das Metall so heiß glühte, dass es
durch die Haut ging als wäre sie weich wie Butter. Ash zeigte nicht die
geringste Reaktion, bis sie beim L angekommen war. Da erschienen auf seiner
Stirn ein paar kleine Schweißtropfen und seine Nasenflügel bebten kurz, doch
kein Laut kam über seine Lippen. Nico legte die Nadel nach dem letzten
Buchstaben erleichtert zurück und nahm eine andere Schale entgegen, die ihr
eine der anderen Sophoras hinhielt. Vorsichtig trug sie die nach Kräutern
duftende Salbe auf die Wunden auf, die nicht bluteten, weil die Hitze das Blut
zum Gerinnen gebracht hatte.
Der Heilungsprozess der Inscriptio * wurde durch diese Salbe verlangsamt,
Dieser Brauch war mit der
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