Die Queen macht Ferien (German Edition)
holte einen Besen und einen Mopp, um die Scherben wegzuräumen.
Kapitel 36
Ein bisschen vor den Kopf gestoßen war die Queen schon. Sie hatte sich eigentlich gedacht, dass sie die eleganten Läden in der Gegend der Sloane Street besuchen würden, vielleicht Harrod's. Aber in der Oxford Street...? Ob ihr das gefallen würde?
Sam jedenfalls schien ganz zielstrebig zu sein. Sie zog die Queen in einen Laden hinein, der grell beleuchtet war und dessen Kleiderständer und Karussells voll von trendiger Mode waren. Musik dröhnte aus den Lautsprechern und nervte die Queen. Sie wunderte sich, ob die Verkäufer nicht zum Ende der Woche reif für das Irrenhaus waren und durch neue ersetzt werden mussten. Sie wollte Sam das fragen, aber Sam hörte gar nicht auf sie, sondern zog sie in den hinteren Teil des Ladens, wo ihr Blick auf einige flatterhaft extravagante Kleider fiel, die man vielleicht zum Karneval in Rio tragen könnte.
„ So... “, sagte Sam glücklich, „d as ist genau was wir suchen. “ Sie zog hastig zwei der Kleider vom Ständer und schob die Queen in die Richtung der Umkleidekabinen.
Die Queen fand sich nun in einer überheizten winzigen Ankleide wieder. Davor hing ein viel zu knapper Vorhang. Die Queen zerrte ihn ungeduldig zu und wünschte sich sonst wohin. Sie zwang sich in das erste Kleid hinein und schnitt eine Grimasse. Dies war alles so furchtbar! Warum war sie nicht einfach in ihrem schönen gepflegten Palast geblieben, wo sie hingehörte?
Eine Verkäuferin guckte um den Vorhang herum.
„ Kann ich helfen? “, fragte sie. Sie sah unendlich gelangweilt aus und kaute heftig auf einem Kaugummi.
Die Queen sah sie ganz kläglich an.
„ So bin ich nicht. Das passt einfach nicht zu mir! “
Die Verkäuferin kniff ein Auge zu und sah sie von Kopf bis Fuß an. „ Ne, Sie brauchen was anderes. Bin gleich wieder da. “
Sam und die Verkäuferin stöberten durch den Laden. Sam, offensichtlich etwas in ihrem Schwung gedämpft durch den Effekt des Flatterkleides an der Queen, brachte ein schlichtes graues Ensemble aus Jersey. Die Verkäuferin trug etwas über dem Arm, das wie ein Haufen lila Tüll aussah. Die Augen der Queen leuchteten auf, als sie Sams Beute sah. Sie zog sich Rock und Oberteil an und drehte sich, um bewundert zu werden. Aber Sam sah wenig begeistert aus, und die Verkäuferin schüttelte den Kopf.
„ Nee“, sagte sie wieder, „ Se woll'n doch nich' wie 'ne Lehrerin aussehen, oder? Oder am Ende wie die olle Queen selber “, s ie kicherte über ihren eigenen Witz.
„ Himmel, nein! Auf keinen Fall möchte ich wie die 'olle Queen' aussehen“, sagte die Queen höchst energisch.
Sam, die sich allmählich Sorgen machte, ob sie ihren Einkauf wirklich in nur zwei Stunden schaffen könnten, verdrehte die Augen.
„ Zieh'n se das an! “, kommandierte die Verkäuferin, wobei sie die lila Wolke der Queen praktisch zuwarf.
Die Queen entfitzelte den Stoff und entdeckte, mit zunehmender Anerkennung, dass das Tüllgebilde eigentlich ein hübscher Rock war, der fast bis zu ihren Füßen reichte.Er war etwas heller als das Oberteil. Dieses war aus demselben weichen Jersey wie das graue Ensemble und passte sofort perfekt. Es hatte lange Ärmel und einen runden Halsauschnitt. Wie eine Zauberin hielt die Verkäuferin mit einem Male einen Schal aus dem gleichen Material , wie das des Rockes bereit, der mit helleren und dunkleren Kringeln bedruckt war. Sie drapierte ihn der Queen um die Schultern und trat zurück, um den Effekt zu betrachten. Sam stand neben ihr, den Kopf zur Seite gelegt.
„ Hey“, sagte sie, „g ar nicht übel! - Nein, du siehst darin richtig nett aus, nicht wahr? “
Die Queen öffnete die Lippen, um zu antworten, aber dann merkte sie, dass Sam eigentlich die Verkäuferin um ihre Meinung gefragt hatte, die anscheinend durch diese Wahl sehr in ihrer Achtung gestiegen war.
„ S'is okay“, war ihr Urteil, „ Sie sehen wie diese klasse Schauspielerin aus – wie hieß se noch? - spielte die Queen in diesem Film – komme nich drauf. “
Also nahmen sie das Kleid und bezahlten dafür nachdem sie eine ganze Weile in der Kassenschlange gewartet hatten. Der Kopf der Queen fühlte sich an, als würde er sich durch die Musik langsam zu Gelee verwandeln.
Als sie auf die Straße traten, atmete sie erleichtert durch und sagte: „ Wunderbar! Jetzt wären wir also fertig und können wieder nach Hause gehen. “
Sam war da ganz andrer Meinung.
„ Doch nicht im Ernst? Wir haben
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