Die Quelle
Sohn des Statthalters liebe und daß sie einander heiraten wollten, wenn die Väter einverstanden seien.
»Geheiratet haben sie schon«, rief Epher. Lea errötete, als die Männer ihrer Familie ihren Körper betasteten und sich davon überzeugten, daß sie schwanger war.
»Steinigt sie! Sofort!« schrie Epher. Aber Zadok schickte seinen hitzköpfigen Sohn fort und sprach eine Zeitlang allein mit Zibeon. Gleich vielen Kanaanitern war der junge Mann beschnitten; er war auch bereit, El-Schaddai als einzigen Gott anzuerkennen und wollte Lea niemals zwingen, Baal und Astarte anzubeten.
Zadok übergab Zibeon dem Schutz seiner älteren Söhne und zog sich zum roten Zelt zurück, vor dem er seit so vielen Jahren betete. »El-Schaddai, was ist Dein Wille? Sollen wir einen Kanaaniter in unsere Familie aufnehmen? Sollen wir ihre Götter in Dir aufgehen lassen?« Keine Antwort kam, doch hatte der Große Gott der Kinder Zadok wenigstens nichts gegen die Verbindung eingewandt. Der Alte kehrte deshalb zu seinen Söhnen zurück und sagte: »Falls Uriel sein
Einverständnis gibt, wird eure Schwester seinen Sohn heiraten.« Er duldete keine Widerrede. Schweigend führte er eine Abordnung zum Tor, wo eine erregte Menge stand. Ernst grüßten die Hebräer den Statthalter und seine Frau. »Unsere Kinder möchten heiraten«, verkündete Zadok. Abermals wurde der gute Wille der beiden für ihre Völker Verantwortlichen auf die Probe gestellt. Uriel erklärte sein Einverständnis - gerade eine solche Entwicklung hatte er ja erhofft. Es überraschte ihn allerdings, daß sein eigener Sohn betroffen war, aber die Verschmelzung von Kanaanitern und Hebräern verdiente jede
Unterstützung. Sein Weib war anderer Ansicht. »Zibeon sollte ein Mädchen aus der Stadt heiraten«, sagte sie. »Eines Tages wird er Statthalter sein.«
»Es ist eine gute Heirat«, erwiderte ihr auf Verständigung bedachter Mann. »Baal wird sie nicht billigen«, warnte Rahab. »Und Astarte wird unsere Felder nicht segnen.«
»Euer Sohn wird nicht unter Baal und Astarte heiraten«, warf Zadok ein. »Hast du dich bereit erklärt, ihren Gott anzunehmen?« fragte Rahab ihren Sohn. Der nickte. Uriel erschrak, hoffte aber immer noch, den Frieden erhalten zu können.
»Es ist möglich, Baal und El-Schaddai zugleich zu verehren«, sagte der Statthalter. Es war ein heikler Augenblick - ein Augenblick größter Gefahr für die Beziehungen zwischen Hebräern und Kanaanitern. Aber Zadok sagte großzügig: »Der Statthalter hat recht. Sein Sohn kann beide Götter verehren.« Uriel seufzte. Er würdigte Zadoks Wunsch, jede Unruhe zu vermeiden, denn er wußte, wie gefährlich nahe bereits der offene Bruch gewesen war. In der Hoffnung, alles Strittige sei nun erledigt, begann er über die Feier der Vermählung zu sprechen, aber seine Frau fiel ihm ins Wort: »Eine solche Gemeinschaft der Götter ist nicht möglich. Die Heirat darf nicht stattfinden.«
Der rothaarige Epher bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg nach vorn und sagte schroff: »Lea ist schwanger.«
Rahab bemühte sich, nicht ebenso schroff zu antworten. »Das bedauere ich«, sagte sie, »aber mein Sohn wird einst der erste Mann dieser Stadt sein, und dazu muß er ein sauberes Weib haben.«
»Dein Sohn hat meine Schwester verunreinigt«, schrie Epher. Erregt standen sich Kanaaniter und Hebräer gegenüber, und es wäre zum Kampf gekommen, hätten Uriel und Zadok die Ihren nicht beschwichtigt. Der Statthalter schritt zu Lea und fragte sie, ob sie schwanger sei. Als sie nickte, sagte er laut: »Sie werden heiraten.«
Rahab und Epher aber, die beide die Gefahren einer solchen Verbindung voraussahen, standen abseits in stummem Widerspruch.
In vollem Bewußtsein ihrer Verantwortung besprachen nun Uriel und Zadok, wie die Hochzeit zu feiern sei. Zadok verlangte lediglich, daß das Paar unter El-Schaddais Schutz vermählt werde. Uriel stimmte zu, bestand allerdings darauf, daß Lea künftig in jeder Hinsicht Kanaaniterin sein, in der Stadt wohnen und ihre Kinder zu Kanaanitern erziehen müsse. Überraschenderweise war Zadok einverstanden; seine aufbegehrenden Söhne erinnerte er an das Gesetz, nach dem »das Weib ihrem Manne folgen« solle. Zum Staunen sowohl der Kanaaniter als auch der Hebräer erbot er sich außerdem, seiner Tochter sechs fette Schafe als Hochzeitsgabe mitzugeben.
So wurde die Hochzeit vor dem kleinen roten Zelt der Hebräer feierlich vollzogen. Friede - einzig und allein dem guten Willen zweier
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