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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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»Alles, wonach wir forschen, hat sich innerhalb dieses kleinen Steinrings abgespielt. Wir haben jetzt das Schema freigelegt, kennen aber nicht seine Bedeutung.«
    Und dann stießen die Männer am Graben A rasch nacheinander auf drei Funde, alle in einiger Entfernung hinter der inneren Mauer. Keiner war so aufsehenerregend wie die Ruine der Burg; jeder aber bedeutete doch einen kräftigen Ruck beim Vordringen in die Geschichte von Makor. Nachdem die Fundstücke von den Fachleuten gesichtet worden waren, hatte sich das Gleichgewicht zwischen den beiden Gräben wieder eingestellt, und nun begannen sich die verborgenen Geheimnisse des Hügels planmäßig zu enthüllen. Der erste Fund war nur ein Stück Kalkstein, jedoch so typisch bearbeitet, daß die mohammedanische Herkunft klar war: Ganz offensichtlich hatte das Stück zum Schmuck einer Moschee gedient - mitten darin aber hatte eine christliche Hand später auf einem viereckigen Feld fünf Kreuze eingemeißelt.

    Islamische Steinmetzarbeit mit späteren christl. Symbolen
    Schicht VI etwa 640 n.Chr.
    Die Spezialisten konzentrierten ihre Arbeit nun auf Graben A. Hier standen sie am Schauplatz eines chronologischen Durcheinanders, bedingt durch vielfach unterbrochene Gebäude-Grundrisse und zerfallene Fundamente. Der mohammedanische Stein bewies, daß entweder eine Moschee auf diesem Gelände gestanden hatte oder der Teil eines Gebäudes als Moschee benutzt worden war, und daß später Christen diesen Bau in eine Kirche umgewandelt hatten. Als man dann aber tiefer kam, stellte sich heraus, daß das bedeutsame Gebäude eine große Basilika aus byzantinischer Zeit mit einem Mosaikfußboden gewesen war. Jetzt grub Cullinane mit stets wachsender Erregung, denn er hoffte, vielleicht doch einen stichhaltigen Beweis erbringen zu können, daß in Makor eine der ersten christlichen Kirchen von Galilaea gestanden hatte. Aber nicht er, sondern Tabari hatte das Glück: Als er einen Haufen Staub beiseite fegte, legte er einen ansehnlichen Stein frei, darauf das Flachrelief mit drei Kreuzen.
    Nachdem Tabari aus dem Graben gestiegen war, ging Eliav mit dem Fotografen hinunter, um sofort eine Reihe von Aufnahmen des Steines »in situ« zu machen - so, wie er im Augenblick der Entdeckung lag -, denn es war wichtig festzuhalten, wo und wie er in die Mauer eingelassen war. Der Stein befand sich nämlich in einem Teil, der vermutlich mehrfach umgebaut oder wiederaufgebaut war. Ob er einen Teil der Moschee gebildet hatte, war jetzt noch nicht festzustellen; erst eine spätere Grabung konnte das klären. Als nun Eliav etwas Erde entfernte, damit die Aufnahme genug Schatten bekam, um zu zeigen, wie der Stein in die anderen Steine über und unter ihm eingefügt war, entdeckte sein geübtes Auge eine Unregelmäßigkeit oben am Stein. Er bat um einen kleinen Hammer und eine Bürste. Mit ihrer Hilfe entfernte er den sechzehnhundert Jahre alten Staub, der sich zwischen den Steinen festgesetzt hatte, und jetzt sah er, daß dieser Fund wirklich höchst bedeutsam war. Wortlos machte er dem Fotografen Platz und ging langsam zu Cullinane, der gerade Vered Bar-El und Tabari seine Skizze zeigte. Eliav nahm die Karte und sagte nur: »Ich glaube, du wirst da noch etwas dran zu tun haben, John.«
    »Was meinst du damit?«
    Eliav schaute seine Kollegen nüchtern an: »Genau das, wovon wir träumen«, sagte er.
    Die drei folgten ihm sofort zum Graben. Niemand sagte ein Wort. Als sie den soeben gefundenen Stein erreicht hatten, bat Cullinane den Fotografen, etwas zurückzutreten. Dann ließ er sich nieder; auf Hände und Knie gestützt, blickte er angestrengt in den ganze sechs Millimeter breiten, stauberfüllten Spalt. Als er sich erhob, leuchteten seine Augen. Frau Dr. Bar-El und Tabari ging es nicht anders, als sie sahen, was Eliav da teilweise freigelegt hatte.
    »Die Zeichnerin soll sofort kommen«, rief Cullinane. Man hatte nur noch wenige Stunden gutes Licht. Er gab ihr Anweisungen, den Stein mit seinen plumpen Kreuzen aus jedem Blickwinkel zu zeichnen. Gleichzeitig wurde der Kameramann angewiesen, den Stein ausgiebig zu fotografieren, denn danach sollte er herausgenommen werden, um seine noch kaum sichtbare Oberseite genau betrachten zu können. So sehr alle darauf brannten, daß dies endlich geschah, mußten sie sich doch gedulden: Die restlichen Stunden des Tages wurden vollauf für das Zeichnen benötigt. Alle weitere Arbeit an dem Stein mußte bis zum nächsten Morgen warten.
    »Wir können bei

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