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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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wissen solche Frauen hervorzubringen - zwei habe ich gekannt: Schulamit und Mariamne. Wäre die Königin am Leben geblieben, so hätte sie Herodes’ Geist gesund erhalten. Aber sie mußte zu früh sterben, und er ist damals schon mit ihr gestorben.
    Boten nähern sich dem Tor! Schulamit tritt zu mir, ihre rechte Hand sucht die meine. Wir sehen sie, Männer in der Tracht der Krieger, die Straße herunterkommen und zum Forum einbiegen. Sie gehen zwischen den Säulen entlang, werfen keinen Blick auf unser Gefängnis und nehmen Richtung auf den Palast des Landvogts. Wir sehen, wie sie mit ihrer schicksalsschweren Meldung verschwinden, und bemerken, fast gegen unsern Willen, daß die Haltung der vier Wachen sich strafft. Sie denken an das, was sie zu tun haben.
    Schulamit kniet nieder, um zu beten. Ein paar alte Juden, die ihren Vater gekannt haben, rutschen draußen vor dem Tempel hin und her; sie sprechen Klagegebete, die ich nicht verstehe.
    Ich kann nicht beten. Ich habe mich Herodes angeschlossen, als ich neunzehn war, und ich bin mit ihm den Weg zu Macht und Sieg geritten. Wenn sein Wahnsinn mich jetzt in seinen Tod verstrickt, so darf ich mich füglich nicht beklagen. Meine Vorfahren haben seit zahllosen Generationen in Makor gelebt und immer darauf gesehen, sich den in unser Land eindringenden fremden Heeren und den fremden Herren anzupassen; meist ist ihr Entschluß richtig gewesen. Sie waren Babylonier oder Griechen, ganz wie die Lage es verlangte, und so habe auch ich vor vielen Jahren beschlossen, ein Römer zu werden. Ich bin ein guter Römer gewesen, und wenn ich diesen Teil der Welt verlasse - nicht nur Makor, sondern auch Judaea und Syrien -, so tue ich es in dem Bewußtsein, daß er durch mich schöner geworden ist, als ich ihn vorfand. Und nachdem ich dies als mein Dankgebet dargebracht habe, bin ich bereit zu sterben.
    Der Landvogt verläßt den Palast, den ich einst errichtet habe. Er schreitet das von mir erbaute Forum entlang. Er kommt an das Gefängnis, das ich mir für mich selbst gebaut habe. Die Wachen lockern ihre Schwerter - diese gräßlichen Kurzschwerter, die des Königs Arbeit tun. Der Landvogt und die Boten stehen vor den Säulen des Tempels. Schulamit steht tapfer neben mir. Eine Stimme beginnt zu sprechen.
    »König Herodes ist tot. Die Gefangenen sind frei.«
    Schulamits Hand entgleitet der meinen. Alles, was mir einfällt, ist, daß ich den neuen König aufsuchen muß, um zu
    erfahren, ob er den Bau neuer Gebäude plant. Schulamit aber ist in die Knie gesunken, und ich höre sie beten: »Höre, Israel, der HErr, unser Gott, ist der Einzige Gott.«

Schicht VIII
    Jigal und die drei Feldherren

    Römischer Sesterz, eine Münze aus Bronze, zur Zeit der Prägung etwa 15 Pfennig wert. Der Sesterz, ein Viertel-Denar, ist der »Heller« der Bibel. Das Münzbild feiert die Eroberung Judaeas - begonnen 67 n. Chr. durch den Oberbefehlshaber Titus Flavius Vespasianus. Das Münzbild ist während der Regierungszeit der Flavier-Kaiser wiederholt verwendet worden, von Vespasianus, Kaiser 70 - 79, seinem Sohn Titus, 79 - 81, und seinem zweiten Sohn Domitianus, dem Christenverfolger, 81 - 96. Die Münze wurde 72 n. Chr. in Rom durch Vespasian in Umlauf gegeben, nachdem im Jahr 70 n. Chr. sein Sohn Titus durch die Eroberung von Jerusalem den Jüdischen Krieg beendet hatte. Vorderseite: T(itus) CAES(ar) VESPASIAN(us) IMP(erator) PON(tifcx) TR(ibunicia) POT(estate) CO(n)S(ul) II. (Titus Vespasianus, Kaiser, oberster Priester, Inhaber der Tribunitischen Gewalt, zum zweitenmal Consul). Rückseite: IUDAEA CAPTA S(cnaius) C(onsulto). (Das unterworfene Judaea. Auf Beschluß des Senats.) Ähnliche Münzen sind in Caesarea geprägt worden, jedoch mit griechischer Inschrift. - In den Ruinen der Stadt Makor von einem römischen Reisenden am 18. Oktober 74 n. Chr. verloren.
    Römische Ostprovinzen 66 n.Chr.

    Im Verlaufe einer langen Geschichte war Makors Schicksal immer wieder durch die Ereignisse in fernen Hauptstädten bestimmt worden, in Memphis und Babylon, in Antiochia und Rom. Und immer wieder hatten die Bürger auf weither kommende Gerüchte zu lauschen von Dingen, die sich auf sie auswirken konnten.
    So vernahmen sie im Jahr 14 n. Chr. daß der große Caesar Augustus gestorben und sein Nachfolger der tyrannische Tiberius geworden sei, ein Mann von wüsten Sitten und solcher Feigheit, daß er aus Rom floh und sich auf kleinen Inseln verbarg, bis er im Jahre 37 n. Chr. endlich in einem Haufen schmutziger

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