Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
Juden sich einen guten Handwerker herangezogen hatten, der nun den Christen zur Verfügung stand? Und warum dieses nicht gerade Gutes verheißende »Wir benötigen«? Aus welchem Grund bestand eine solche Notwendigkeit? Warum benötigten die Christen überhaupt ein so großes Gebäude? Als habe er geahnt, welche Fragen dem Rabbi durch den Kopf gingen, sagte Eusebios gelassen: »Wir bauen eine Kirche, die Euch sehr groß vorkommen muß. Aber wir benötigen sie, weil viele Pilger nach Makor kommen werden. Ihr wißt, daß in den nächsten Jahren.«
    »Wollt Ihr ständig hierbleiben?«
    »Ja. Ich werde hier als Bischof wirken. Man hat mich hierher entsandt, um.« Der Spanier stockte. Er hatte gerade sagen wollen: ». um das Land zu bekehren«, denn das war sein wirklicher Auftrag. Statt dessen fuhr er taktvoll fort: »Um für das Wohlergehen der Stadt und der Umgebung zu sorgen.« Und dann setzte er hinzu: »Ihr dürft nicht streng über Jochanan urteilen.«
    »Weil er seine Arbeit in der Synagoge aufgegeben hat?«
    »Nein. Weil er seinen Sohn aus Eurer Mühle fortgeholt hat. Der junge Mann arbeitet ebenfalls hier.«
    Für Rabbi Ascher war dies ein harter Schlag. Er brauchte Menachem in seiner Mühle. Doch daran dachte er nicht zuerst. Seit Menachems frühester Kindheit hatte er sich um ihn gekümmert, hatte für den Ausgestoßenen mit fast väterlicher Liebe gesorgt, ihm eine Arbeitsstelle mit gutem Lohn gegeben, und erst kürzlich alles für ein Verfahren getan, das es Menachem ermöglichte, wieder Anschluß an das Judentum zu finden. Und nun das. Aber Eusebios beabsichtigte keineswegs, derlei menschliche Dinge zu erörtern. »Rabbi Ascher«, begann er in förmlichem Ton, die Hände streng gefaltet. »Ich bin froh, daß Ihr wieder da seid, äußerst froh.« Er legte eine Pause ein. Aber Ascher ha-Garsi war in seinen Gedanken noch immer bei Menachem und der Mühle. »Ich bin froh, denn Eure Anwesenheit ist notwendig.« Wiederum zögerte der Priester, aber der Rabbi schwieg noch immer. »Ihr werdet hier gebraucht, weil einige Eurer hitzköpfigen jungen Juden anfangen, Unruhe zu stiften. Wegen der Steuern, glaube ich. Bisher hat sich unser Statthalter sehr milde gezeigt. Möglicherweise, weil ich ihm dazu geraten habe. Aber, Rabbi Ascher.«
    Der Jude stand auf, um zu gehen. Er mußte sofort mit Menachem sprechen, mußte erfahren, ob er die zehn Drachmen gestohlen hatte und man ihn deshalb als Sklave verkaufen und so wenigstens seine Kinder in die Gemeinde aufnehmen konnte. Er verneigte sich vor dem Priester, wie er sich beim Abschied von seinen Gefährten in Twerija verneigt hatte, und schritt zur Tür.
    »Rabbi Ascher«, sagte der Spanier, ohne die Stimme zu heben, aber in einem Ton, der Aufmerksamkeit heischte. »Setzt Euch. Euer Schwiegersohn Abraham ist einer der Anführer dieser Heißsporne. Ihr müßt ihm befehlen, daß er mit seinem herausfordernden Benehmen Schluß zu machen hat, wenn anders es nicht zu Unannehmlichkeiten kommen soll.«
    »Abraham?« Im ersten Augenblick vermochte Rabbi Ascher sich auf niemanden zu besinnen, der so hieß. Er schätzte diesen Schwiegersohn sehr wenig, obgleich er doch Jael zu einem so schwierigen Zeitpunkt geheiratet hatte. Zum mindesten aber konnte er auf die von Eusebios vorgebrachte Angelegenheit vom Standpunkt des Gesetzes aus eingehen. »Nun ja. Die Rabbinen haben in Twerija über die Sache gesprochen. Übermäßig hohe Steuern und als Folge davon unüberlegte, voreilige Handlungen.«
    »Ich habe unsere Steuereinzieher angewiesen, behutsamer vorzugehen«, sagte Eusebios. »Und ich habe unsere Handwerker neue Häuser für Eure Juden bauen lassen. Nun müßt Ihr, Rabbi Ascher, das Eurige tun, indem Ihr Eurem Schwiegersohn und seinen Genossen befehlt, ihre gefährlichen Umtriebe sein zu lassen.«
    »Abraham?« wiederholte der kleine Rabbi in einer Art Betäubung. Es war höchst unwahrscheinlich, daß gerade Abraham ben Hababli eine Bedrohung für Byzanz darstellte. »Ich werde ihn verwarnen«, versprach er. »Ich bitte Euch darum«, antwortete der Spanier kühl.
    Rabbi Ascher trat aus dem kargen Zimmer mit den geschnitzten Bildern und eilte zu seiner Mühle, wo er einen älteren Arbeiter vorfand, der die Steine drehte. Am Boden lagen ungefüllte Säcke. »Wo ist Menachem?« fragte er.
    »Er ist fort«, antwortete der Mann und drehte langsam den oberen Stein, so daß ein kleines Häufchen Grütze auf eine irdene Platte fiel.
    Tief bekümmert ging Rabbi Ascher durch enge

Weitere Kostenlose Bücher