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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Überraschung nahm sie Cullinanes Gesicht in ihre kleinen Hände. »John«, flüsterte sie, »du bist mir sehr lieb geworden.« Er küßte sie leidenschaftlich, als wüßte er: Dies ist das letzte Mal, daß sie in einer Nacht hier in Galilaea bei mir ist. Für einen kurzen Augenblick wehrte sie sich nicht, sondern blieb in seinen Armen. Dann aber drückte sie ihre Hände gegen seine Brust und schob ihn zurück, als wolle sie einen Teil ihres Lebens von sich stoßen, der plötzlich zu kostbar geworden war, als daß man ihn sorglos ertragen könnte.
    Ganz langsam trennten sich der Katholik und die Jüdin, wie zwei Kometen, die einander für eine Zeitlang angezogen hatten und nun wieder ihren eigenen getrennten Bahnen folgen mußten.
    »Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Daß ich dich niemals heiraten kann.«
    »Aber jeden Tag, an dem ich dich sehe, bin ich mehr davon überzeugt, daß du Eliav niemals heiraten wirst.« Er stockte. Dann fragte er: »Was ist zwischen euch?«
    »Wir sind Gefangene von Kräften.«
    »Hat es etwas mit Teddy Reich zu tun?« Sie atmete schwer: »Warum fragst du das?«
    »Weil du an dem Abend, als Reich mit Eliav sprach. sie beobachtet hast wie ein eifersüchtiges Schulmädchen.«
    Sie wollte sprechen, hielt ein und sagte dann auf hebräisch: »Sorge dich nicht um mich, John. Ich muß erst einmal nach Amerika. Zeit gewinnen. die Dinge überdenken.«
    »Wenn du in Chicago bist, wirst du daran denken, wie es sein könnte. mit mir dort zu leben?«
    Warm stieg es in ihr auf. Wie gern hätte sie ihn geküßt, wie gern ihr Leben ganz und gar mit dem seinen verbunden. Denn sie hatte ihn als einen Mann von Takt kennengelernt, in allem ehrlich und fähig einer tiefen Zuneigung. Aber sie gestattete sich keine Geste der Hingabe. Langsam wandte sie sich von ihm ab, um die goldene Menora einzupacken für ihren Flug nach Amerika.

    Vier von fünf scharfkantig gezackten Feuersteinen, die, in einen Knochengriff eingesetzt, eine Sichel zum Schneiden von Korn bildeten. Der fünfte, zugespitzte Stein saß vorn an der Sichel. Die rohen Feuersteine wurden im Jahr 9831 v. Chr. in Kalkablagerungen von Klippen an der Küste gefunden und noch im selben Jahr bearbeitet. Im Sommer des Jahres 9811 v. Chr. blieben sie in der untersten Schicht von Makor liegen.
    Schicht XV
    Der Bienenfresser
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    Eine Quelle war da und ein Felsen. Von der Quelle hatten die Menschen süßes Wasser getrunken, seit jenem ersten, lange vergangenen Tag vor mehr als einer Million Jahren, damals, als ein Wesen, halb Menschenaffe noch, halb Mensch schon, von Afrika hierhergekommen war. So weit die Erinnerung zurückreichte, hatte die Wasserstelle Makor geheißen, die Quelle. Der Felsen bestand aus einer riesig weiten Granitfläche mit einer Erhöhung in der Mitte, von der die Hänge sanft nach allen Seiten hin abfielen. Das Gestein war kahl. Es gab nichts darauf, nicht einmal eine Felszeichnung oder einige zusammengetragene Steine, die etwa auf eine Verehrung höherer Mächte hingewiesen hätten, denn in jenen unendlich fernen Tagen hatte der Hunger der Menschen die Götter noch nicht herbeigerufen. Es war einfach ein Felsen, groß genug, daß in ferner Zukunft eine kanaanitische Stadt oder eine Burg auf ihm entstehen konnte.
    Der Felsen ragte über der Quelle auf. In halber Höhe des Abhangs zur Wasserstelle hin aber lag der Eingang zu einer tiefen, geräumigen Höhle. An einem Frühlingsmorgen vor fast zwölftausend Jahren stand vor dem Eingang dieser Höhle ein stämmiger, krummbeiniger alter Mann, dessen Leben sich dem Ende zuneigte, ein Mann mit buschigem Bart und in eine Bärenhaut gekleidet. Er lachte fröhlich, als einige pummelige Kinder zu ihm liefen und vor Freude wie kleine Tiere quietschend in seine Arme sprangen. Es waren nicht seine eigenen Kinder, und doch umarmte er sie kräftig. Als sie ihn aber am Bart zupften, schüttelte er sie. »Honig, Honig!« bettelten sie.
    »Ihr lauft weg, wenn die Bienen vorbeifliegen«, schalt er. Doch als sie ihn immer und immer wieder baten, versprach er es ihnen: »Wenn ich weiß, wo die Bienen ihr Versteck haben, bringe ich euch Honig.«
    Er ging von der

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