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Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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sind alle drei gleichermaßen berechtigt, abwechselnd mit ihm eine Nacht zu verbringen. Wenn er auf Kosten der beiden anderen eine der Frauen geschlechtlich oder in seinen Gefühlsbezeigungen begünstigt, so haben jene das Recht zu klagen, daß sie vernachlässigt werden. Und wenn er außerstande ist, jeder das ihr Zukommende regelmäßig zu geben - wozu nur wenige Männer imstande sind -, so soll er nur ein Weib haben.«
    Von diesem Goldenen Zeitalter der Stadt Safed, da Zaki Liebe, Abulafia Mystik und Elieser das Gesetz lehrte, weiß die Welt durch den Bericht eines Reisenden. Im Jahre 1549 sah ein spanischer Jude, der anfangs nach Portugal und dann nach Amsterdam geflohen war, voraus, daß es zwischen Spanien und seiner neuen Heimat, den Niederlanden, zum Krieg kommen werde. Er sagte sich, daß unter solchen Umständen der Zeitpunkt für eine Reise nach Erez Israel besonders günstig sei, und kam nach zweijähriger gefährlicher Fahrt nach Jerusalem. Dort sprachen alle Männer von Safed als dem Juwel Israels. Im Winter 1551 gelangte er nach Tabarije und über den Berg nach Safed. Dom Miguel aus Amsterdam war ein guter Beobachter, und die Bemerkungen in seinem Tagebuch, wiewohl manchmal naiv, sind sehr aufschlußreich:
    »Zwar hatte ich sagen hören, daß die großen Rabbinen von Safed ihren Lebensunterhalt jeder auf seine Weise durch ihrer Hände Arbeit verdienen, aber ich hatte doch nicht erwartet, daß Abulafia der Mystiker täglich Kranke empfängt oder daß Zaki der Gute Schuhe flickt. Ein frommer Mann aus Portugal, der bei den Mitbürgern hochangesehen ist, fegt die Feueressen. Und der Dichter des Lecha Dodi, das hier allerorts gesungen wird, verkauft Heu an die Karawanen, die mit Wolle aus Akka kommen.
    Auch die Frauen arbeiten. Zu Hause müssen sie putzen, nähen, kochen und für die Kinder sorgen. Viele aber gehen in die Manufakturen des Rabbi Jom Tow ben Gaddiel ha-Aschkenas und spinnen und weben dort. Andere arbeiten bei Bauern auf den Feldern. Und alle lassen sich in türkischen Münzen bezahlen - zu meinem Mißfallen. Denn auf diesen Münzen steht, daß Allah Gott sei, der Gott unseres Lehrers Mose.
    Würde man mich fragen, was Safed zum besonderen Ruhm gereicht, so würde ich die Kinder nennen. Wer an die blassen Kinder der europäischen Judenviertel denkt, der muß beim Anblick der Kinder von Safed überrascht sein. Im Winter, während eines Schneetreibens, sah ich ihnen zu; sie rollten mit roten Backen die Abhänge hinunter. Und jetzt, zu Beginn des Sommers, spielen sie mit den Araberkindern, und ihre Gesichter sind gebräunt. Sie lärmen vergnügt, und sie singen Lieder aus allen Teilen Europas. Mit zehn oder elf Jahren aber fangen die Mädchen an, tüchtig im Haushalt zu helfen, und die Knaben beginnen, den Talmud zu studieren. Ich wünschte, die Juden Deutschlands und Portugals hätten solche Kinder.
    Ich bin froh melden zu können, daß der Alltag in Safed der Mahnung gehorcht, die unser Lehrer Mose uns erteilt hat, nachdem der HErr ihm die beiden Tafeln der Zehn Gebote gegeben hatte: >Und diese Worte, die ich dir heute gebe, sollst du zu Herzen nehmen, und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du zu Hause oder auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst oder aufstehst, und sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sollen dir ein Denkmal vor deinen Augen sein und sollst sie über deines Hauses Pfosten schreiben und an die Tore. < Diese Ermahnungen werden von allen Juden in Safed befolgt, denn beständig lebt die Thora in den Herzen der großen Rabbinen wie Zaki und Abulafia. Und auch das Verhalten der Geschäftsleute wie Rabbi Jom Tow ist von der Thora beherrscht. Selbst die Kinder erlernen bereits die Gesetze, denn in jedem Haus, das ich aufsuchte, wird über das Wort Gottes gesprochen. Wann immer ich Rabbi Zaki auf der Straße begegnete, sagte er die Thora auf. Das erste, was wir jeden Morgen, das letzte, was wir jeden Abend taten, war Beten; ich wollte, die Juden von Amsterdam täten es uns gleich. Mit Genugtuung berichte ich auch, daß jeder Mann zum Beten die ledernen Gebetsriemen anlegt, an der Stirn und am linken Arm. Und alle jüdischen Häuser in Safed, die ich sah, haben am rechten Türpfosten eine kleine Metallhülse und in ihr unser großes Gebet: >Höre, Israel, der HErr, unser Gott, ist der Einzige Gott.< Es wahr ein wohltuendes Erlebnis, im Schoße des Gesetzes zu leben und stets an es erinnert zu werden, wenn ich ein Haus betrat und wenn ich ein

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