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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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das bewachte und umzäunte Camp hatte verlassen wollen, um eine Freundin zu besuchen. Man hatte sie zurückgewiesen, und sie hatte einen Tobsuchtsanfall bekommen. Selbst Kami-Passang hatte sie nur mühsam beruhigen können.
    Sie lebten in einem geschlossenen Areal, in dem außer ihnen nur noch Hunderte Familien anderer Forscher wohnten, die wie Kami-Passang an geheimen Projekten arbeiteten. Und alle mussten sich an die Regel halten, mit niemandem über ihre Forschungen zu reden. Auch nicht in der Familie. So wusste jeder vom anderen, dass auch er Geheimnisträger war, aber nicht, woran der andere forschte.
    Dabei fehlte es ihnen äußerlich an nichts. Sie konnten in Geschäften einkaufen oder über eine zentrale Stelle das bestellen, was die Geschäfte nicht führten. Die Kinder gingen in die Schule oder erhielten Privatunterricht, Golfplatz, Tennisanlage und andere Sportanlagen boten ebenso Zerstreuung wie Kinos, mehrere Restaurants, Schwimmbad und Parkanlagen.
    Aber das war eben nicht alles.
    Das Leben in der kleinen, bewachten Stadt zerstörte langsam ihr Leben. Wie ein schleichendes Gift. Sie waren Gefangene im eigenen Land.
    Das Gefühl der Freiheit fehlte.
    Sarah drehte sich mit Tränen in den Augen ab.
    »Wenn du nicht sagen willst, wohin du verreist ...«
    »... ich weiß es noch nicht!«, brüllte Kami-Passang los, um seinen Wutausbruch sofort zu bereuen. Er lief ihr hinterher, wollte sie umarmen, aber sie hielt ihn auf Distanz.
    »Du weißt, dass ich immer zu dir gehalten habe. All die Jahre, bei all der Geheimniskrämerei. Und auch jetzt stehe ich zu dir. Aber ich habe einfach kein gutes Gefühl. Du steckst da in etwas drin, was du nicht beherrschst. Versprich mir nur eins: Mach unsere Familie nicht unglücklich. Hörst du? Unsere Kinder hätten es nicht verdient.«
    Zwei Mann der Wachmannschaft, die ihn und sein Team schon seit Monaten abschirmten, brachten Kami-Passang zum Flugplatz.
    Als er den mittelgroßen Business-Jet bestieg, saßen der Energieminister und der CIA-Direktor bereits in der hochwertig ausgestatteten Maschine.
    Kami-Passang staunte. In seinem Wohnzimmer sah es nicht so elegant aus wie in der knapp zehn Meter langen Kabine. Edelhölzer und Leder bestimmten die Einrichtung.
    Der Steward wies ihm einen Platz zu.
    »Wo ist Brown?«, fragte Kami-Passang, der seinen Aufpasser der letzten Monate vermisste. »Und wollen Sie mir nicht endlich sagen, wohin wir fliegen?«
    »Sie stellen zwei berechtigte Fragen«, entgegnete Morgan Chao und nippte an seinem Cognacglas. »Auch einen?«
    »Ich trinke keinen Alkohol.«
    Die Maschine startete, und Morgan Chao und der CIA-Direktor unterhielten sich über die Qualität des Cognacs.
    »Bevor wir Ihnen sagen, wohin die Reise geht, sollten wir uns tatsächlich über Oberst Brown unterhalten.« Der CIA-Direktor nickte sinnierend. »Wir haben uns lange und ausgiebig mit Brown befasst. Er hat uns berichtet, dass Sie so gut wie alles wissen. Auch über die Aktion in Europa. Stimmt das?«
    Kami-Passang lief ein Schauer über den Rücken. Was wollten sie von ihm? Was konnte er dafür, dass Brown mit einer Geheimaktion den tatsächlichen Erfinder hatte entführen lassen wollen, um die Erfindung für sein Land zu sichern?
    »Ich habe davon erst vor wenigen Tagen erfahren. Bis dahin ging ich davon aus, dass die Unterlagen zu dem Experiment tatsächlich unserem Land gehören. Ich hatte keinen Grund, an den Worten von Brown zu zweifeln.«
    »Das sagt auch niemand. Es macht Ihnen auch keiner Vorwürfe.«
    Kami-Passang entspannte sich.
    »Allerdings wissen Sie jetzt Dinge, die Sie besser nicht wissen sollten.«
    Kami-Passang spürte, wie die Spannung zurückkehrte, wie sich seine Muskeln im Nacken versteiften.
    »Sie sollen aber auch wissen, dass wir diese Aktion trotz der lauteren Absichten Browns missbilligen«, sagte der Energieminister.
    »Hat er das allein zu verantworten?«, fraget Kami-Passang.
    »Natürlich nicht«, erwiderte CIA-Direktor George Lindley. »Das war alles mit seinen Vorgesetzten abgestimmt. Aber die Herren haben ein paar Fehler gemacht. Für Wirtschaftsspionage ist die CIA zuständig. Das ist mittlerweile eine unserer Hauptaufgaben in den Industrieländern. Es gibt so manche Neuerung in der Wirtschaft, für die wir die Grundlagen geliefert haben.«
    »Kompetenzstreitigkeiten?«, fragte Kami-Passang verwundert.
    »Nein.« Der Energieminister schüttelte den Kopf. »Der Hinweis zeigt nur, wie angefressen die CIA ist. Brown und seine Chefs waren

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