Die Quelle
wir uns den Kerl.«
Entschlossen griff die Kommissarin erneut zum Handy, wartete auf den Aufbau der Verbindung.
Benn war dankbar für ihre Zuversicht. Er selbst war nervlich so angegriffen, dass ihn nur noch Gedanken überfielen, was alles schiefgehen konnte.
Ela Stein verlangte Berger zu sprechen, und Benn wartete ungeduldig, bis die Kommissarin endlich mit ihm zu reden begann. Er riss ihr das Handy aus der Hand.
»Berger? Ziegler hier.« Er konnte sich kaum noch beherrschen. »Wie geht es meiner Frau? Vorhin hat Kemper ja nur seine Unterlagen im Kopf gehabt.«
»Er hat Ihnen doch gesagt, dass es ihr gut ging, als er mit dem anderen Mann verschwand.« Berger schien keineswegs überrascht, plötzlich Benn antworten zu müssen, so prompt kam seine Antwort.
»Ja. Aber ich will mehr wissen. Warum hat er meine Frau nicht mitgenommen? Warum ist sie nicht frei? Was ist überhaupt genau passiert?«
»Das werden wir Ihnen alles später erklären. Jetzt müssen wir an die Befreiung Ihrer Frau denken.«
»Das reicht mir aber nicht!«, schrie Benn.
»Sie gefährden mit Ihrer Brüllerei die Befreiung Ihrer Frau!«, schrie Berger zurück. »Geben Sie mir die Kommissarin. Wir müssen Ihre Rückkehr organisieren.«
Benn stand mit verzerrter Miene da und gab schließlich das Handy zurück an Ela Stein. »Ich will ihn gleich noch einmal sprechen.«
Die Kommissarin berichtete Berger kurz über den Fund der Unterlagen, und Benn wartete gespannt auf das, was Berger vorschlagen würde.
»Wir arbeiten an der Botschaftslösung. Wo ist Ihr Wagen?«
»Der steht hier vor dem Haus.«
»Wie weit können Sie noch fahren?«
Benn sah den überraschten Blick der Kommissarin. »Ich weiß nicht.«
»Vielleicht könnte Ziegler nachsehen.«
Die Kommissarin gab Bergers Aufforderung an Benn weiter, der sich wieder etwas beruhigt hatte.
Nach einem kurzen Zögern ging Benn in den Anbau zur Leiche von Wellens, bückte sich und nestelte an der Kleidung. Dessen Totenblick ließ ihn einen Moment daran denken, dass seine Frau auch so daliegen konnte, wenn er versagte.
Benns Haare stellten sich auf.
In den letzten Stunden hatte er immer wieder die aufkommenden Bilder verdrängt und sich so leidlich aus der Affäre gezogen. Doch jetzt schienen die grausamen Vorstellungen übermächtig zu werden.
Nicht jetzt. Nicht jetzt, wo ich all meine Kraft brauche, redete er sich immer wieder ein.
Benn durchwühlte Wellens' Taschen, bis er die Wagenschlüssel fand. Sein Blick fiel auf die Leiche des Unbekannten, den sie bisher auf Anraten der Kommissarin nicht angefasst hatten. Instinktiv filzte er auch dessen Taschen und steckte sich schließlich die Pistole ein, die der Mann in einem Schulterholster trug.
Er verließ den Anbau, eilte durch das Wohnhaus auf die Straße, überprüfte die Tankanzeige des Wagens und sah im Kofferraum nach, ob dort noch die Reservekanister lagen.
»Alles in allem kommen wir vielleicht noch hundertfünfzig, vielleicht auch zweihundert Kilometer weit. Einschließlich Reservekanister«, sagte er, als er wieder in den Innenhof zurückkehrte.
Das fahrige Nicken von Ela Stein schob Benn darauf, dass sie offensichtlich an einem wichtigen Punkt des Telefonats angekommen war.
»Ich will ihn auch noch einmal sprechen«, warf Benn ein.
Die Kommissarin streckte sich plötzlich, drehte sich weg und ging ein paar Schritte zur Seite. Benn musterte sie misstrauisch. Ihre Blicke irrten umher.
Er folgte ihr, doch statt Benn das Handy noch einmal zu geben, beendete sie unvermittelt das Gespräch.
»Was soll das? Ich wollte ihn noch einmal sprechen.«
»Es ging nicht. Er hat einfach aufgelegt«, antwortete sie gereizt und marschierte dann in Richtung Haus, wo sie nach der Chemikerin rief und zur Eile drängte.
Ela Stein wich ihm aus. Benn spürte es. Warum?
Nur mühsam beherrschte er sich, bis sie im Wagen saßen und losfuhren.
»Warum haben Sie mich nicht mit Berger reden lassen?«, fragte er erneut.
»Später. Erst einmal weg, wieder Richtung Paris. Wir stehen die ganze Zeit neben zwei Leichen. Die Polizisten auf dem Weingut können jeden Moment hier auftauchen. Keiner will diplomatische Verwicklungen. Natürlich werden wir hinterher alles erklären.«
»Ich wollte wissen, was ich dem Entführer bei seinem nächsten Anruf sagen soll.« Benn lenkte den Wagen durch die Straßen, die trotz der anbrechenden Mittagszeit praktisch menschenleer waren. »Es ist bald wieder so weit. Sage ich etwas zu Kemper? Dass wir die Unterlagen
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