Die Quelle
nicht, werde ich dich vernichten. Du weißt, womit.«
Kapitel 52
FLUGHAFEN AVIGNON
Der Flughafen Avignon lag knapp zehn Kilometer südöstlich der Stadt in dem kleinen Ort Montfavet. Auf der Fahrt dorthin hatte Daniel Rasquin Benn einen kleinen Umweg fahren lassen, um einen gewissen Jean abzuholen.
Jean war mittelgroß, kräftig und schweigsam. Das Besondere an ihm war, dass er Angestellter der Gesellschaft war, die Rasquins Flugzeug wartete.
Benn wusste nicht, welche Geschichte Rasquin dem schweigsamen Jean erzählt oder welchen Geldbetrag er geboten hatte, damit dieser ihnen am späten Nachmittag mit seinen Schlüsseln Zutritt zum Flughafengelände verschaffte und ihnen dort half.
Doch sie benötigten Jeans Schlüssel nicht, denn zu Benns Überraschung herrschte auf einem Teil des Flughafens lebhaftes Treiben. Sie fuhren durch ein Seitentor nahe der Parkzone der Privatflieger auf das Flughafengelände. Die Männer eines Sicherheitsdienstes stellten sofort ihre beabsichtigten Kontrollen ein, als sie Jean und Rasquin erkannten, und ließen sie passieren.
Der übliche Flugverkehr war zwar eingestellt worden, aber in einer Ecke des Geländes starteten immer wieder Militärhubschrauber, andere wurden beladen.
»Sie transportieren Kanister mit Trinkwasser und Lebensmittel, solange sie noch Kerosin haben«, sagte der Winzer, als Benn sich darüber wunderte.
»Wie geht das ohne Strom?«, fragte Benn, der die sich drehende Radarschüssel auf dem Tower bemerkte, während er nach Rasquins Anweisungen auf einen Hangar zufuhr.
»Wie wohl?«, erwiderte Rasquin. »Das gleiche Notstromkonzept wie auf meinem Weingut. Der Flugplatz hat eine Notversorgung, die durch Solarenergie abgesichert ist. Sonne haben wir ja hier genug.«
Benn warf einen kurzen Seitenblick auf Rasquin, der zornig schien und scheinbar widerwillig geantwortet hatte. Seine Stimme klang gepresst, und Benn fragte sich, womit Johanna Grothe den Winzer unter Druck setzte. Hatte er Wein gepanscht? Hatte sie mit ein paar Chemikalien nachgeholfen? Er hatte während der ganzen Fahrt darüber spekuliert, aber sich jede Bemerkung verkniffen.
Benn stoppte den Wagen wenige Meter von einem weißfarbenen Jet entfernt, den Benn auf über zehn Meter Länge schätzte und der trotzdem klein und schnittig wirkte. Das mochte daran liegen, dass die Kabine nach seinem Eindruck nicht einmal vier Meter lang war. Der Flugzeugrumpf insgesamt erinnerte ihn an einen Delfinkörper mit einem Storchenschnabel als Rumpfnase. Das Cockpit oberhalb des Schnabels lag hinter einer großen, bis über die Seiten hinausgezogenen Fensterfront, die durch schmale Streben in zwei große und zwei kleine Fenster an den Seiten unterteilt war.
Jean, der die ganze Fahrt über kein Wort gesagt hatte, stieg zuerst aus und öffnete den Einstieg des knapp über drei Meter hohen Jets.
»Du hast dir das wirklich gut überlegt, ja?«, zischte Rasquin Johanna Grothe an.
»Es gibt da nichts zu überlegen.«
Rasquin drehte sich erbost ab und kletterte über die kleine Treppe in den Jet, wandte sich nach links und setzte sich auf den Pilotensitz, dann folgten die Kommissarin und die Chemikerin.
Benn staunte, als er in die Kabine kletterte, die keine anderthalb Meter hoch war. Er befürchtete, selbst im Sitzen an das Kabinendach zu stoßen. Im Stillen nahm er sich vor, nie wieder über zu niedrige Schiffskabinen zu meckern.
Die beiden Frauen setzten sich rechts vom Einstieg auf braune Ledersitze, die durch eine breite Armlehne getrennt wurden, die man hochklappen konnte, um so einen weiteren Sitz zu gewinnen. Benn kletterte tief gebeugt auf den Sitz rechts neben den Piloten und musterte die drei Plasmabildschirme und das Gewirr von Schaltern und Reglern. Vor ihm am Boden waren Fußpedale angebracht.
»Ich habe keine Ahnung vom Fliegen«, sagte Benn, während er sich vorsichtig im Sitz aufrichtete. »Wenn ich auch nur ein Instrument bedienen muss ...«
»Bloß nicht. Der Jet ist auf einen Piloten ausgelegt. Alles ganz einfach. Ein Knopfdruck, und die Turbine startet.«
Benn registrierte den unterschwelligen Stolz in Rasquins Stimme, während ein lauter werdendes Brummen in hellere Pfeiftöne überging und der Boden leicht vibrierte.
»Ganz einfache Bedienung. Hier die Einhebelschubsteuerung, da der Autopilot. Die Turbine wird gleich leiser, die automatische Triebwerkssteuerung ist einfach klasse.«
Rasquin hantierte herum, überprüfte die verschiedensten Regler und kontrollierte die Displays.
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