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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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sich aus dem anderen Raum die Taschenlampe und leuchtete in das dunkle Loch. Der Boden bestand aus vor Dreck starrendem Beton, alles schien feucht und glitschig.
    Duvall stieg die Stufen hinab, leuchtete mit der Lampe den Gang aus, der von der Treppe in die Dunkelheit führte. Das Licht geisterte über die Betonwände; schlecht angebrachte Schalungsbretter hatten Kanten hinterlassen, an denen Moos wucherte. Ein System verrotteter Rohre zog sich an den Wänden dicht unter der Decke entlang.
    Er entspannte sich. Sie würde nicht weit kommen. Alte Bunkeranlagen waren ein Labyrinth. Man konnte schnell die Orientierung verlieren. Und wenn sie doch einen Ausgang finden sollte, dann war der vermutlich so verrammelt, dass sie ihn nicht würde öffnen können. Sie hatte sich in einen unterirdischen Irrgarten begeben. Sie saß in der Falle.
    Außerdem hatte sie kein Licht. Sie tapste praktisch blind durch die stockdunklen Gänge, würde ständig irgendwo gegenrennen. Aber warum hörte er keine Geräusche? War sie bereits so weit entfernt oder kauerte sie hinter einer Ecke und wartete?
    Duvall beschlich plötzlich Unsicherheit. Irgendetwas stimmte nicht. Steig einfach hinterher und sieh nach, sagte er sich, um den Gedanken sofort wieder zu verwerfen.
    Hastig ging er die Treppenstufen so weit nach oben, dass sein Kopf aus dem Loch ragte und er den Raum überblicken konnte.
    Nein, da war nichts.
    Für einen Moment hatte er daran gedacht, dass sie vielleicht gar nicht in das Loch gestiegen war, sondern darauf wartete, dass er das tat und sie dann die Klappe zuwerfen würde.
    Duvall leuchtete erneut auf den Boden am Ende der Treppe.
    Vom Nebenraum drang wieder das Rascheln der Ratten herüber.
    Er sprang aus dem Loch.
    Im feuchten Schlick des Bunkerganges gab es keine Spuren. Nicht einen Schuhabdruck. Sie war nicht da unten.
     
    Er hastete in den vorderen Raum zurück und sah, wie die Barackentür zufiel.
    Mit wenigen Sprüngen war er an der Tür, riss sie auf.
    Ihr Vorsprung betrug dreißig Meter. Sie rannte über den mit Betonplatten ausgelegten Vorplatz auf den Waldsaum zu. Im Laufen sah sie sich um.
    Duvall hetzte los. Wenn sie den schützenden Waldsaum erreichte und im Unterholz ein Versteck fand, würde sie vielleicht eine Chance haben.
    Sie humpelte.
    Sie war zu lange gefesselt, dachte Duvall. Das Laufen fällt ihr nach so langer Zeit schwer. Aber sie gibt nicht auf.
    Er rannte weiter, denn sie war nur noch wenige Meter vom Waldsaum entfernt. Aber auch wenn sie die Bäume erreichte, würde er sie noch sehen. Er hatte ihren Trick rechtzeitig bemerkt.
    Sie erreichte die erste Baumreihe und knickte um, fiel zu Boden.
    Sie krabbelte auf allen vieren weiter, begann zu schreien.
    Duvall war mit wenigen Schritten heran und trat ihr mit dem Fuß gegen den linken Arm. Ihr Arm knickte weg, und sie fiel auf den Bauch.
    »Mit mir nicht!«, schrie Duvall und warf sich auf sie.
    Sie wälzte sich über den Boden. Ihre rechte Hand zuckte in einem großen Bogen auf ihn zu. Ihre Handknöchel traten deutlich hervor, so fest umklammerte sie den Griff seines Messers. Die Klinge schimmerte matt.
    Er packte ihr Handgelenk und bog ihren Arm mit all seiner Kraft nach innen. Es war, als knicke er einen schlaffen Gummischlauch um. Da war kein Widerstand, keine Kraft, die ihm widerstehen konnte.
    Ihr Arm wanderte nach unten über ihre Brust. Die Klinge des Messers fuhr an seiner Nase vorbei nach unten. Er drückte weiter. Sie stöhnte. Die Klinge drang ihr auf der linken Bauchseite in den Körper. Zu spät löste sich ihre Hand am Messergriff.

Kapitel 50
    CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE
     
    »Kommen Sie her, schauen Sie sich das an!«
    Benn und die Kommissarin traten hinter Johanna Grothe, blickten ihr über die Schultern.
    Auf dem Tisch lagen ein großer, brauner Umschlag und die Reste der Plastikfolie, in die der Umschlag zum Schutz zusätzlich eingewickelt worden war.
    Den wasserdichten Rucksack, in dem Kemper seine Kostbarkeiten verstaut hatte, hatten sie auf dem Boden des Anbaues gefunden. Um ihn aus seinem Versteck zu holen, hatten sie vom Wohnhaus aus durch eine kleine Nottür, die in einem der ungenutzten Zimmer im Obergeschoss hinter einer Anrichte versteckt war, auf den Dachboden des Anbaus kriechen müssen, da von diesem selbst kein Weg auf den Dachboden führte.
    Dort war der Rucksack von Kemper zwischen all dem Gerümpel, das bereits seit Jahrzehnten niemand mehr angefasst hatte, hinter einer großen Kiste mit alten Gemälden und gerahmten

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