Die Quelle
haben. Wie wir sie gefunden haben. Durch Zufall? Und wann wir zurück sein werden.«
Benn sah die Kommissarin herausfordernd an, aber Ela Stein starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe. Ihre Kinnmuskeln arbeiteten, als kämpfe sie mit sich.
»Je weniger Sie wissen, umso unverfänglicher reden Sie mit dem Entführer.«
»So ein Quatsch.«
»Als Sie vorhin am Wagen waren, hat man mir etwas gesagt, was ich Ihnen eigentlich nicht verraten darf.«
»Ich ahne die ganze Zeit, dass irgendetwas nicht stimmt. Was hat man Ihnen gesagt? Was dürfen Sie mir nicht sagen?«
»Sie kommen nicht selbst drauf, nicht wahr?« Die Kommissarin sah Benn jetzt direkt an. Ihre Augen funkelten wütend. »Warum muss ich immer diejenige sein ... Kemper ist frei ...«
»Das wünsche ich mir auch für meine Frau.«
»Und er war in der Hand des Entführers.«
»Das weiß ich doch alles. Dürfen Sie mir nicht sagen, wie er sich befreit hat? Das würde mich nämlich interessieren.«
»Das weiß ich auch nicht.«
Benn kam plötzlich ein furchtbarer Gedanke.
»Haben Sie etwas über meine Frau erfahren? Ist es das, was Sie mir nicht sagen dürfen?« Benn sah kaum noch auf die Straße, seine Augen hingen an ihrem Mund. »Reden Sie! Was ist mit ihr?«
Ela Stein schüttelte den Kopf.
»Nein, nichts von all dem. Aber Berger hat etwas anderes gesagt.«
»Was denn?«, schrie Benn.
»Sie kennen von Kemper das Versteck des Entführers.«
»Umso besser!« Benn ahnte nicht, welcher Hammerschlag ihn erwartete.
»Es wird keine Übergabe der Unterlagen geben.« Ela Stein drückte ihre Hände heftig zusammen. »Sie wollen nicht warten, und sie werden nicht warten. Die Erstürmung des Verstecks wird gerade vorbereitet.«
Kapitel 51
CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE
Benn trat abrupt auf die Bremse.
»Saubande! Verdammte Saubande!« Er schrie wild und hemmungslos auf die Kommissarin ein, beschimpfte sie, verdammte das Bundeskriminalamt. »Rufen Sie an! Verhindern Sie die Erstürmung!«
Sie hatten ihm eine saubere Übergabe versprochen, die seine Frau so wenig wie nur möglich gefährden sollte. Aber daran hielten sie sich nicht. Alles nur leere Versprechungen. Sie spielten falsch.
»Nein«, erwiderte Ela Stein mit fester Stimme, ohne auf seine Beschimpfungen zu reagieren.
»Wenn Sie nicht anrufen, dann lassen sie mich mit Berger sprechen«, sagte Benn, nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte.
»Ich hätte Ihnen das nicht sagen dürfen. Aber ich meine, sie sollten das wissen. Wenn Sie jetzt mit Berger darüber reden, wird das nichts ändern. Sie können nicht verhindern, was dort geschieht. Aber Sie verraten mich damit. Sie hauen mich in die Pfanne. Glauben Sie ja nicht, dass wir dann noch irgendetwas erfahren.«
Benn starrte hilflos auf die Armaturen. Seine unbändige Wut suchte nach einem Ventil. Er schimpfte auf Rainer Kemper, seine Erfindung, seine Ruhmsucht, seine Geldgier und fuhr der Chemikerin über den Mund, als diese ihren Enkel verteidigte.
Schließlich nickte er, rammte den Gang ins Getriebe und raste durch den Ort zum Weingut. Auf die Fragen der beiden Frauen, was er vorhabe, antwortete er nicht, bis er den Wagen auf der Hauptzufahrt des Weinguts stoppte.
»Sie gehen jetzt da rein und holen Ihren Liebling Rasquin heraus. Ich will ihn sprechen!«, blaffte Benn die Chemikerin an.
»Sie spinnen. Da drinnen ist die Polizei«, erwiderte Johanna Grothe von der Rückbank des Wagens her.
»Lassen Sie sich was einfallen. Schicken Sie einen Ihrer Freunde rein, um ihn rauszuholen. Ich will ihn jedenfalls sprechen.«
»Was wollen Sie von ihm?«
»Ich habe eine Idee. Reicht das?«
Benn drehte sich nach hinten und riss der Chemikerin den Rucksack mit Rainer Kempers Unterlagen aus der Hand.
»Wenn Sie nicht tun, was ich verlange, werde ich ein Feuerchen machen. Mit den Unterlagen Ihres Enkels.«
»Das wagen Sie nicht!«, mischte sich die Kommissarin ein.
»Wollen Sie mich daran hindern?« Benn lachte höhnisch auf. »Mich mit Ihrer Waffe zwingen? Versuchen Sie es! Ich werde jetzt das tun, wozu Ihre Verbrecherclique nicht fähig ist.«
Nachdem die Chemikerin ausgestiegen war und auf das Gästehaus zuging, wendete Benn den Wagen und verließ das Weingut wieder.
»Es war ein Fehler, es Ihnen zu sagen«, sagte Ela Stein, während Benn ziellos durch die Straßen fuhr. »Ich hätte nicht geglaubt, dass Sie durchdrehen.«
»Ihre Leute spielen von Anfang an ein falsches Spiel mit mir. Und seitdem Kemper frei ist, ist das Leben meiner Frau
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