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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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ihren Leuten etwas vorzumachen.
    »Wir haben uns hier überlegt, ob wir nicht ein paar Unterlagen zusammenstellen, die so aussehen, als ob ...« Plötzlich verstummte die Kommissarin, sah zu Benn. »Das war mein Chef. Aber Berger will uns auch sprechen.«
    Berger, dachte Benn. Der undurchsichtige Berger, den er einfach nicht einordnen konnte. Dessen Bedeutung ihm so unklar war und von dem er einfach vermutete, dass er in die Kategorie gehörte, in die er auch Wellens eingeordnet hatte.
    Dann war Bergers Stimme zu hören. Benn beugte sich zur Kommissarin, um trotz der voll aufgedrehten Lautstärke kein Wort zu verpassen.
    »Über Ihre Situation bin ich bereits informiert. Jetzt geht es um Ihre Rückkehr. Vermeiden Sie, wenn es irgendwie geht, den Kontakt mit der französischen Polizei. Wir haben unsere Freunde bisher nicht informiert. Wir organisieren Hilfe über die Botschaft. Das wird ein paar Stunden dauern, aber die müssen Sie überbrücken. Verstecken Sie sich. Beim nächsten Anruf sagen wir Ihnen Näheres. Das ganze Wie, Wer und Wo. Wir müssen das erst organisieren.«
    »Aber wir haben die Unterlagen nicht. Wir können sie nicht finden.«
    »Aber gleich. Moment.«
    Benn stutzte bei der seltsamen Antwort und konzentrierte sich deshalb sofort wieder auf das Gespräch. Ganz kurz war undeutliches Stimmengemurmel zu hören, als spreche Berger mit jemandem im Hintergrund.
    Dann meldete sich eine andere Stimme. Benns Kopf wurde schlagartig von Hitze überflutet. Seine Wangen glühten, als verbrenne seine Haut seit Stunden in der Wüstensonne.
    Die Stimme war so, wie er sie kannte.
    Frech, fordernd und unverschämt.
    Rainer Kemper verlangte Johanna Grothe zu sprechen.

Kapitel 49
    ALTE BUNKERANLAGE
     
    Beim nächsten Anruf würde er keine Rücksicht mehr nehmen. Das ständige »Ich will meine Frau sprechen« konnte er einfach nicht mehr hören. Jeder musste sein Päckchen tragen. Er doch auch. Wo blieben die Leute, die ihn hier rausholen sollten?
    Duvall quälte sich frierend hoch. Er hatte seine Geisel in einen Nebenraum geschafft und sich dann noch einmal hingelegt, um Kraft zu sammeln. Die Nacht steckte ihm in den Knochen.
    Der widerliche Geschmack in seinem Mund und die kalte Nässe ließen ihn trotz der furchtbaren Nacht wieder zur Flasche greifen. Er wühlte in seinem Proviantrucksack, bis er den Wodka fand. Erst zögerte er noch, dann trank er entschlossen zwei tiefe Schlucke. Es würde ihn wieder auf Betriebstemperatur bringen.
    Irgendwo im Raum raschelte es.
    Ratten. Er hasste Ratten.
    Er sah auf, konnte im Halbdunkel des Raumes aber nur schemenhafte Umrisse erkennen. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt worden. Einige der Bretter waren mit der Zeit verrottet abgefallen, und die Bretter am Fenster neben der Tür hatte er selbst abgerissen, um mehr Licht hereinzulassen.
    Aber das reichte nicht, um wirklich gut sehen zu können.
    Duvall stierte in das Halbdunkel des Raumes, bis er endlich die Wirkung des Alkohols spürte. Seine Stimmung besserte sich, und er dachte daran, dass es ihm wohl noch besser gehen würde, wenn die offene Rechnung aus der Nacht beglichen wäre.
    Er trat an das von den Brettern befreite Fenster neben der Tür und sah hinaus. Der Wagen stand gegenüber im Schutz des Waldsaums. Blätter klebten am Blech und sammelten sich auf dem Dach. Es war ein trüber und feuchter Tag. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel. Es gab keinen goldenen Oktober. Novemberwetter.
    Entschlossen drehte er sich um und durchquerte den Raum, trat durch die Tür in den angrenzenden Raum.
    Eine Klappe im Boden stand offen.
    Sie war verschwunden.
     
    Zunächst wollte er nicht verstehen.
    Sie konnte sich doch gar nicht befreit haben. Wie hatte sie das geschafft?
    Er eilte an die Stelle, wo er sie festgebunden hatte. Der Schnitt war eindeutig. Sie hatte einen scharfen Gegenstand benutzt.
    Hatte er in der Nacht sein Messer verloren? Er klopfte seine Kleidung ab, rannte zurück zu seiner Schlafstelle. Das Messer war tatsächlich weg.
    Aber warum war sie dann nicht schon in der Nacht geflohen?
    Womöglich hatte er das Messer erst heute früh verloren, als er sie in den anderen Raum geschafft hatte. Sie hatte sich gewehrt, ihm sogar wütend fauchend zwischen die Beine gegriffen. Natürlich hatte sie keine Chance gehabt. Aber hatte sie ihn damit abgelenkt?
    Das alles hatte Zeit. Als Erstes musste er sie finden.
    Duvall trat an die offen stehende Bodenklappe. Eine Treppe führte nach unten in die Dunkelheit. Eilig holte er

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