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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Passen Sie auf, dass Sie beim Rollen nicht mit einem der Tankflugzeuge kollidieren.«
    Es folgten Anweisungen, die Benn nicht verstand. Rasquin hantierte an seinen Instrumenten, und der kleine Jet verlor an Höhe.
    Das ging alles so schnell.
    Benn sah bereits das Lichterband der Landebahn.
    Dann klingelte sein Handy.
    »Wo sind Sie?«, fragte der Entführer aggressiv.
    »Wir sind im Landeanflug auf den Flughafen.«
    Der Lotse im Tower mit seinen ständigen Anweisungen lenkte Benn ab.
    »Ausschalten. Ich verstehe kein Wort!«, rief Benn zu Rasquin, der aber erst nach einem Seitenhieb von Benn den Lautstärkeregler zurückschob.
    »Ich habe Sie nicht verstanden«, sagte Benn in das Handy.
    »Sie sollen dort nicht landen!«
    »Wo denn dann?«, brüllte Benn.
    Die Lichterketten zu beiden Seiten der Landebahn wanderten Sekunde um Sekunde weiter auseinander, als bediene jemand einen Regler.
    »Sie landen nicht! Fliegen Sie weiter.«
    »Wir sind im Landeanflug.«
    »Sie sollen weiterfliegen!«, schrie der Entführer und schickte eine Kanonade von Beschimpfungen hinterher.
    »Sie hätten früher anrufen sollen!«, brüllte Benn zurück.
    »Fliegen Sie weiter!«
    Die Lichtpunkte vor Benn wurden immer größer. Der Jet verlor beständig an Höhe. Ein surrendes Geräusch übertönte die Fluggeräusche, dann rasteten die ausgefahrenen Räder ein.
    »Nicht landen! Weiterfliegen!«, schrie Benn den Winzer an.
    »Ich lande jetzt«, erwiderte Rasquin ungerührt.
    »Weiterfliegen, nicht landen!«, dröhnte die Stimme des Entführers in Benns Ohr. Kitzelnde Schweißperlen rannen in seinem Nacken über die Haut, trieben ihn fast zum Wahnsinn.
    Benn griff mit der linken Hand zum Steuerknüppel, riss am Arm des Winzers. Der Jet senkte sich zur linken Seite und die leicht nach oben gestellte Nase stellte sich noch steiler auf.
    »Spinnen Sie?«, brüllte der Winzer.
    »Nicht landen. Durchstarten!«, schrie Benn und zerrte weiter am Arm des Winzers.
    »Hören Sie auf, Sie bringen uns alle um!«
    Benn ließ den Arm des Winzers los und schlug ihm mit der Handkante unter die Nase. Der Winzer ließ vor Schmerzen den Steuerknüppel los, fasste sich an die Nase. Benn griff mit seiner Hand nach der Steuerung und zog daran.
    Das Pfeifen des Triebwerks verwandelte sich in ein ohrenbetäubendes Kreischen. Der Jet machte einen Sprung, dann sackte das Flugzeug ab.
    »Wenn Sie landen wollen, sorge ich für eine Bruchlandung!«, tobte Benn. Er achtete nicht auf das Kreischen in der Kabine. »Denken Sie an Ihren Sohn. So kurz vor dem Ziel lasse ich mich von Ihnen nicht aufhalten!«
    »Sie Irrer!«, flüsterte Rasquin.
    Der Jet hing nach links unten und die Kabine erzitterte, als werde sie von einer mächtigen Unwetterfront durchgeschüttelt. Ein schrilles Warnsignal tönte im Sekundentakt, und die rot blinkenden Lichter an der Kabinendecke und zwischen den Instrumenten zerrten an ihren Nerven. Benn schmeckte salzige Tropfen auf seinen Lippen.
    »Weiterfliegen!«, tönte die unnachgiebige Stimme des Entführers in seinem rechten Ohr.
    »Weiterfliegen!«, brüllte Benn den Winzer an und riss wie von Sinnen am Steuerknüppel.
    Der Jet richtete sich plötzlich auf, als wolle ein Pferd über ein Hindernis setzen. Dann kippte der Jet über den rechten Flügel ab. Benn sah tanzende Lichter. Sie stürzten schräg auf die Landebahn zu.
    »Ich starte durch. Sie Wahnsinniger!« Rasquin drückte Benns Hand zur Seite und ergriff wieder den Steuerknüppel. Steif und mit in den Nacken gerecktem Kopf saß der Winzer in seinem Sitz. Mit aller Kraft kämpfte er mit dem Steuerknüppel, während sein Speichel in Blasen an seinen Mundwinkeln hing.
    Die Landebahn raste weiter auf sie zu. Benn griff erneut an Rasquins Arm, aber in diesem Moment kämpfte sich ihr Flugzeug aus seiner Schräglage. Es taumelte für Sekunden über der Landebahn, dann richtete sich die Nase in den Himmel.
    Das Lichterband verschwand aus Benns Blick. Er sackte schnaufend in seinem Sitz zusammen, schloss erschöpft die Augen.
    »Eindrucksvolles Hörspiel.«
    Die amüsierte und seltsam entfernte Stimme des Entführers ließ Benn sofort wieder hochfahren. Erst jetzt begriff er, dass er die Verbindung nicht unterbrochen hatte.
    Benn hielt das Handy wieder dicht an sein Ohr.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«
    »Nach meinen Spielregeln.«

Kapitel 57
    BERLIN
     
    Für einen Moment befürchtete Hagen, sie kämen, um ihn zu verhaften. So entschlossen traten die beiden Männer auf, die ihn in der Berliner

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