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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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eingefangen, um ihn unschädlich zu machen. Aber wenn dann das Netz wieder angefahren wird, tritt die Überlastung an einer anderen Stelle auf, und wieder brechen die Netze zusammen.«
    »Wenn das so ist, kann es Wochen dauern, bis ...«
    »Das ist die schlimmste aller Befürchtungen. Bis dahin ist alles zerstört. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie es in unserem Land und in ganz Europa aussehen wird, wenn diese Situation auch nur noch eine Woche andauert. Unser ganzes Leben ist auf Strom aufgebaut.«
    Hagen kaute an seinen Fingernägeln. »Aber nur wegen dieser Erklärung haben Sie mich doch nicht holen lassen.«
    »Richtig. Wir brauchen Ihre Hilfe. Und diese Art der Hilfe bespricht man persönlich. Sie wissen doch ... Sie müssen das richtig verstehen, die Bedeutung begreifen ...«
    »Ich bin keineswegs begriffsstutzig.«
    »... Freunde scheinen eine Lösung für das Problem zu kennen. Sie sagen, dass sie einen ähnlichen Virus in ihren Stromnetzen entdeckt hätten. Entdeckt und unschädlich gemacht haben, bevor er aktiv wurde.«
    »Ich erinnere mich an Experten, die genau davor gewarnt haben ... und mundtot gemacht wurden.«
    »Unsere Freunde sagen, der Virus war in ihrem Netz versteckt für einen Zeitpunkt, an dem er aktiviert werden sollte. Wie ein Schläfer, ein Agent, der jahrelang unerkannt ein ganz normales Leben führt, um dann irgendwann, wenn er gebraucht wird, loszuschlagen.«
    »Es kehrt alles wieder. Nur in anderer Form.«
    »Philosophische Weisheiten sind so ziemlich das Letzte, was ich hören will.« Sieber lief unruhig herum. »Sie sagen, dass nach ihren Erkenntnissen der Virus in ihrem Netz von einem Computer stammt, der auf einer kleinen Insel im chinesischen Meer stand.«
    »Und dieser Virus ist der gleiche, der bei uns in den Netzen tobt?«
    »Das wissen wir noch nicht. Das können wir erst feststellen, wenn wir ihre Hilfe angenommen haben. Wir haben keine andere Chance. Verstehen Sie, was ich meine?« Sieber blieb stehen, drehte sich entschlossen um. »Bringen Sie Kemper nach Meseberg.«

Kapitel 58
    AUTOBAHN A 20
     
    Die Autobahn war überraschend gut als gräuliches Band in der Dunkelheit zu erkennen. Die Wälder beiderseits des Bandes hoben sich schwarz gegen die helleren Grasflächen und Äcker ab.
    Nach dem Durchstarten waren sie nach Norden entlang der Autobahn bis zum Kreuz Rostock geflogen. Rasquin hatte länger als eine halbe Stunde über dem Autobahnkreuz gekreist, bis sich der Entführer wieder gemeldet hatte.
    Nach weiteren zehn Minuten waren sie Richtung Osten abgeschwenkt. Sie flogen entlang der Autobahn A 20 in einer Höhe von unter fünfhundert Metern.
    »Wenn Sie sich mal nichts vormachen«, sagte Rasquin, der wie Benn aus dem Cockpit starrte und nach dem Lichtpunkt am Boden starrte, von dem der Entführer gesprochen hatte. »Was machen Sie, wenn Sie die Unterlagen aus dem Flugzeug werfen sollen?«
    »Wie sollte er sie dann finden?« Benn überprüfte das Display des Satellitenhandys. Noch kein Anruf.
    »Weiß ich doch nicht.«
    »Da! Da vorne ist etwas.« Benn zeigte mit dem Arm geradeaus, denn vor ihnen in der Dunkelheit glomm am Boden ein Lichtpunkt auf. Der winzige Punkt wurde heller und größer.
    Rasquin drosselte die Geschwindigkeit des Jets weiter ab. »Und da ist noch ein Licht.«
    Der zweite Lichtpunkt pulste rötlich. Benn löste seinen Blick erst, als sich der Entführer endlich meldete.
    »Wo sind Sie?«
    »Ich sehe zwei Lichtpunkte unter mir. Eines blinkt wie ... wie eine Warnblinkanlage.«
    »Moment. Ja, ich höre Sie. Jetzt müssen Sie nur noch landen.«
    »Und wo?«
    »Bei den Lichtpunkten. Wo sonst?«
    Rasquin tippte sich nur gegen die Stirn, als Benn ihm eröffnete, dass er auf der Autobahn landen sollte.
    Wortlos hantierte der Winzer an seinen Instrumenten und schaltete alle Scheinwerfer ein. Dann drosselte er die Geschwindigkeit des Jets noch weiter und überflog die beiden Lichtquellen im Tiefflug, um in einer weiten Kurve zu wenden und die Landestelle erneut zu überfliegen.
    Einige hundert Meter hinter den beiden Lichtpunkten führte die Autobahn über eine Brücke, deren Länge Benn auf gut einen Kilometer schätzte.
    »Philippe, vertrau deinem Vater!«, rief Rasquin. »Sei einfach nur tapfer. Was auch immer passiert.«
    Rasquin überflog die Lichtpunkte erneut im Tiefflug. Der gräuliche Beton der Autobahn wandelte sich in Ackerfläche, dann rasten sie über das düstere Schwarz kleiner Waldhaine.
    Benn schien es, als duckten sich die

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