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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Sanitätsfahrzeug. Und die beiden Männer trugen Regenjacken, wie sie auf See üblich waren.
    Er lugte wieder um die Mauerecke. Sie standen bereits am Eingangstor. Das aufgebrochene Tor schien sie nicht zu stören. Der Jüngere drückte das Tor weit auf, während der andere kurz die Auffahrt hinaufsah und sich dann wieder zum Wagen drehte.
    Duvall erkannte das Gesicht im Licht der Fahrzeugscheinwerfer.
    Sollte das wahr sein? Warum nicht? Du bist einfach zu misstrauisch.
    Er schnaufte leise. Einen Tag vor ihrer Abfahrt hatte sich der Hüne mit diesem Mann getroffen. Letzte Absprachen, hatte der Hüne gesagt. Duvall hatte ihn fahren müssen und das Gesicht kurz gesehen, als der Hüne auf einem Parkplatz irgendwo im nördlichen Schleswig-Holstein in den anderen Wagen gestiegen war.
    Duvall trat hinter dem Wachgebäude hervor. Seine Hilfe war eingetroffen.
    ****
    Duvalls Beichte wurde von John Abeking, der unentwegt auf seinem kalten Zigarrenstummel kaute, ohne jede sichtbare Regung aufgenommen. Auch die schwer verletzte Geisel war für Abeking kein Grund, irgendeine Kritik zu äußern. Er sah die Frau mitleidlos an und drehte sich dann wortlos um.
    Seitdem versuchte Abeking immer wieder, über das mitgebrachte Funkgerät mit seiner Zentrale Kontakt aufzunehmen. Aber aus irgendeinem Grund kam keine Verbindung zustande. Auch jetzt ging er wieder vor die Barackentür und hantierte am Funkgerät. Seine halblaut gesprochenen Funkrufe drangen als unverständliches Murmeln in den Raum.
    Duvall und Joe Santos, der mit Muskeln bepackte Laufbursche Abekings, sichteten in der Baracke den mitgebrachten Proviant, als Abeking wieder die Baracke betrat.
    »Es gibt Zeiten, da fasst man ständig in die Kacke.« Abeking trat an den Tisch. »Das Gerät sagt von sich selbst, es wäre in Ordnung. Aber es antwortet niemand. Egal. Wichtig ist nun, dass wir an die Unterlagen kommen, nachdem Kemper Ihnen entkommen ist. Das haben Sie doch verstanden, Duvall?«
    Duvall sah auf und meinte, dass Abeking ganz kurz den Kopf schüttelte. Täuschte er sich oder war das ein Zeichen für Santos? Was für ein Zeichen? Wozu?
    »Sie haben lange gebraucht«, sagte Duvall schnell, denn Abeking schien seinen Blick bemerkt zu haben. »Ich habe nicht mehr mit Ihnen gerechnet.«
    »Finden Sie?«
    »Vielleicht verstehe ich alles besser, wenn ich mehr weiß. Wenn ich weiß, wie wir von hier wegkommen.«
    »Auf dem gleichen Weg, auf dem wir hergekommen sind.«
    »Ist das ein Geheimnis?«
    Abeking zuckte mit den Schultern.
    »Unsere Operationsbasis war ein 46-m-Boot von der Größe eines Seenotkreuzers. Hohe Geschwindigkeit auch bei schwerem Seegang. Das Schiff wird normalerweise für Sicherheitseinsätze auf den norwegischen Ölplattformen eingesetzt. Sie kennen das Skagerrak, den Übergang der Nordsee in die Ostsee? Dort haben wir gewartet. Dorthin sollte das Tauchboot Kemper mitsamt seinen Unterlagen bringen.«
    John Abeking biss ein Stück des kalten Zigarrenstumpens ab und spuckte die Fasern aus.
    »Wir sind sofort los, als die Aktion aus dem Ruder lief. Auf Falster haben wir Benzin und Proviant gebunkert. Vorsorglich.«
    »Ist in Dänemark der Strom nicht ausgefallen?«
    »Die sind nicht an das europäische Stromverbundnetz gekoppelt. Wir haben weit draußen auf See abgewartet, bis wir mit Ihnen Kontakt hatten. Das war gestern. Und heute sind wir schon da.«
    »Mir kam es lange vor.«
    »Warten zehrt an den Nerven. Seit dem Vorfall mit dem Tauchboot sind alle Boote der deutschen Küstenwache auf See. Allgemeine Unsicherheit. Wir haben Haken geschlagen, sind ausgewichen und haben den Rostocker Hafen angelaufen, nachdem der Treffpunkt feststand. Auf der Autobahn ist uns dann auch noch der Wagen verreckt, den wir im Hafen geknackt hatten. Da haben uns die auf Falster gefüllten Benzinkanister auch nicht geholfen. Wir haben Stunden warten müssen, bis ein Fahrzeug kam.«
    »Der Sanitätswagen. Ich verstehe.« Duvall ließ sich von Abekings gleichmütiger Gelassenheit nicht täuschen. Wenn es darauf ankam, war Abeking ein harter Brocken. Die Insassen des Sanitätsfahrzeugs mussten ja irgendwo abgeblieben sein.
    »Sie liegen gefesselt an der Autobahn«, sagte Abeking, als habe er Duvalls Gedanken erraten. »Am Rande eines Rastplatzes. Mit etwas Mühe werden sie sich selbst befreien.«
    »Ganz schön leichtsinnig.«
    Duvall spürte die Spannung, die sich nach seinen Worten aufbaute. Abeking kaute heftig auf seinem Zigarrenstumpen, spuckte plötzlich wütend

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