Die Quelle
mit den Füßen leicht ab und schwang herum.
Die bleiche Kommissarin löste gerade mit langsamen Bewegungen ihren Sicherheitsgurt.
»Ist Ihnen etwas passiert?«, fragte Benn.
»Außer tausend gebrochenen Rippen: nein.«
»Kümmern Sie sich zuerst um den Jungen«, ächzte Benn, der sich mühsam aus dem Sitz quälte und die Kabinentür entriegelte. »Ich sehe mich draußen um.«
Benn sprang auf die Böschung und rutschte mit den Füßen weg. Das Gras war feucht und glitschig, und ein kalter, knatternder Wind blies ihm ins Gesicht. Seine kurze Rutschpartie endete neben der zerbeulten Nase des Jets, die sich am Ende der Böschung in den Boden gegraben hatte.
Fluchend rappelte sich Benn auf und sah die Böschung hinauf.
Der Jet hatte die Leitplanke niedergewalzt und dabei war das Fahrgestell abgerissen worden. Anschließend war der Jet auf dem Bauch die Böschung der Autobahn hinuntergerutscht. Die Positionslichter an den Tragflächen brannten noch und das schwache Pfeifen des Triebwerkes verlor sich im Heulen des Windes.
Benn sah nirgends die Lichter, die sie aus der Luft gesehen hatten. Sie mussten auf der Autobahn stehen. Rasquin war von Osten kommend gelandet, nachdem er die Lichter mehrmals überflogen hatte.
Benn warf einen Blick in das Cockpit. Rasquin hing in seinem Sitz. Die Kommissarin betastete gerade mit ihren Fingern vorsichtig sein Gesicht.
Er kletterte am Tragflügel vorbei die Böschung hinauf zur Autobahn, zog sich dabei immer wieder an den langen Gräsern weiter. Als er den Kopf über die Böschung hob, näherte sich von rechts ein Scheinwerferpaar. Das Motorengeräusch war nur zu hören, wenn der heulende Wind eine kurze Pause einlegte.
Zunächst wollte Benn instinktiv die ihn schützende Böschung wieder hinunterrutschen.
Idiot, schalt er sich im nächsten Moment.
Francesca!
Seine Frau musste in dem Wagen sitzen.
Die bange Hoffnung, sie gleich in die Arme schließen zu können, ließ ihn schwer atmen. Jetzt, da es so weit war, vergiftete Unsicherheit seine Gedanken.
Wie sehr hatte sie gelitten? Wie würde sie reagieren? Würde sie ihn mit stummen Vorwürfen in den Augen ansehen oder mit stiller Erleichterung?
Die Fragen waren wie Stränge eines Henkerseils, das um seinen Hals lag, ihm die Luft abschnürte.
Denk nicht so weit! Erst muss sie frei sein!
Mit aller Macht konzentrierte er sich auf den Augenblick.
Was würde der Entführer machen? Er ist ein Schwein. Du musst dir einen Vorteil verschaffen. So offen kannst du ihm doch nicht entgegentreten.
Benn zog sich am zertrümmerten und verbogenen Metall der Leitplanke vorbei über die Böschung auf den Asphalt. Noch erfassten ihn die Scheinwerfer nicht. Er sprang auf, eilte nach links hinter das Wrack des Flugzeugs und suchte an der Böschung festen Halt für seine Füße.
Teile des Rumpfes und das Heck mit dem Seitenleitwerk ragten hoch über die Fahrbahn und boten einen guten Schutz. Der Wind heulte um das Heck wie um eine Hausecke.
Benn zog die Pistole aus der Tasche, dann hockte er sich hin und lugte um das Heck in Richtung der Lichter.
Der Wagen näherte sich nur langsam. Benn zog den Kopf zurück, als die Scheinwerfer das Heck erfassten. Dann schwenkten sie in Richtung der Böschung. Benn richtete sich auf und sah hinüber.
Der Wagen stand keine fünf Meter entfernt mit der Nase Richtung Böschung. Irgendjemand stieg aus, ohne dass die Innenbeleuchtung des Wagens aufflammte, und trat an den Rand der Böschung.
»Die Scheinwerfer ... nicht den Boden ... ich brauche Licht ...«
Eine männliche Stimme. Benn verstand nur Wortfetzen, wenn der heulende Wind urplötzlich aussetzte. Aber mit wem sprach der Entführer? War das überhaupt der Entführer? Doch, die Stimme passte ... Aber mit wem sprach er?
Mit Francesca? Nein.
Natürlich nicht. Francesca war seine Geisel. Sie half ihm doch nicht ...
Die Gestalt ging zum Wagen zurück, kehrte dann zur Böschung zurück.
Ein Handscheinwerfer flammte auf.
Im Lichtstrahl sah Benn eine weitere Person an der Böschung stehen.
Benn zitterte vor Scham. Wie kaputt war er, dass solche Gedanken durch seinen Kopf geisterten?
Das war nicht Francesca.
Kapitel 59
MESEBERG
Hagen empfand den Flug als unangenehm, und als der Helikopter kurz vor der Landung noch einmal schaukelte, als würde er von heftigen Windböen erfasst, wurde ihm dieses Gefühl besonders bewusst.
Kemper neben ihm schien es ähnlich zu gehen. Er saß mit verkrampften Händen in seinem lederbezogenen
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