Die Quelle
sich verraten. Sie spielten ihr eigenes Spiel.
»Wirklich? Wenn Sie es gewusst hätten, hätten Sie nicht mehr so glaubwürdig reagiert. Seit wann verrät man das letzte As?«
»Sie vergessen, dass meine Frau immer noch verschwunden ist. Warum kümmert sich denn niemand darum?«, schrie er und stieß den Sanitäter beiseite, der ihm gerade einen Verband um den Unterschenkel legte, wo eine Wunde nicht aufhörte zu bluten.
»Immer mit der Ruhe, ja?«, schrie Jost Krüger zurück und machte eine Handbewegung in Richtung der beiden Sanitäter, die daraufhin aus dem Wagen kletterten. »Daran arbeiten wir gerade. Wir quetschen ihn aus. Er heißt übrigens Duvall.«
»Ihn?«, fragte Benn mit mühsam beherrschter Stimme.
»Ja. Der Fahrer ist tot. Ein Teil des Motorblocks hat ihm die Beine zerquetscht.«
Wer hatte den Wagen gefahren? Benn überlegte. Der Entführer. Nein, der andere.
»Und dieser Duvall? Was ist mit ihm?«
»Der ist fast unverletzt. Hat sich im Moment des Aufpralls in seinem Sitz ganz kleingemacht und die Beine nach oben genommen. Dem wird jeder Knochen im Leib schmerzen, aber außer Schnittwunden und Stauchungen ... naja ... er wird gerade verhört.«
»Geht das nicht schneller?«
»Er wird rasch einsehen, dass er nur mit Kooperation seine Lage verbessern kann.«
»Und wenn nicht?« Benn zitterte vor lauter Zweifel. Er traute ihnen nicht mehr.
»Wenn es hell wird, werden wir hoffentlich ein paar Männer mehr hier haben. Wenn wir bis dahin nichts erfahren haben, durchkämmen wir das ganze Gebiet.«
»Das dauert alles zu lange. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mit ihm rede?«
Der Vorgesetzte der Kommissarin musterte Benn.
»Aber nicht allein. Ich habe Sorge, dass Sie durchdrehen.«
»Ihre Sorge ist berechtigt.«
Ihr Wagen stand am Ende der kreuz und quer stehenden Polizeifahrzeuge. Hinter ihnen trat der Wald zu beiden Seiten der Autobahn zurück, ging wieder in freie Feldfläche über. Und mit dem zurückweichenden Wald löste der Wind auch die Nebelbank auf.
Jost Krüger führte sie an den Fahrzeugen vorbei nach vorn in Richtung der Metallsperre, die das Fluchtfahrzeug gestoppt hatte. Die Sperre war von der Bundespolizei wenige Meter hinter dem dichtesten Teil der Nebelbank aufgebaut worden.
Je näher sie der Sperre kamen, umso besser konnte sie Benn trotz des Nebels erkennen. Sie war an der Aufprallstelle verbogen, und auch die Einsatzwagen, die dahinter der Sperre zusätzliche Stabilität verliehen hatten, wiesen Beulen auf.
Die quer über die Autobahn gelegten Nagelbänder, die die Reifen des Wagens zerfetzt hatten, konnte Benn nicht sehen, weil sie weiter vorn mitten in der Nebelbank lagen.
Zwischen den Fahrzeugen standen Scheinwerfer, die durch Batterien mit Strom versorgt wurden. Eine der Lichtquellen war auf das auf der Seite liegende Fluchtauto gerichtet, aus dessen Motor ein qualmender Schleier kräuselte und sich mit dem ausbreitenden Nebel vermischte.
Jost Krüger blieb stehen und wartete, bis Benn den Blick von dem Wagen löste. »Der Wagen ist nicht frontal auf die Sperre gekracht. Er hat sich kurz vorher etwas gedreht. Das hat die Kraft des Aufpralls verteilt.«
Benn starrte auf vier Männer mit Nachtsichtgeräten und Infrarotvisieren. Ihre Gesichter glichen Monstermasken.
»Zwei von ihnen haben vor der Nebelbank beiderseits der Fahrspur gelauert und die Scheinwerfer zerschossen.«
»Was wäre passiert, wenn die Flucht in die andere Richtung erfolgt wäre?«
»Nichts anderes. Da stand ein weiterer Trupp von uns. Die sind mittlerweile am Flugzeug und helfen Ihren Mitfliegern.«
»Das ist gut.« Benn war froh über diese Information. »Und wenn die Flucht auf der anderen Seite der Autobahn erfolgt wäre?«
»Wir kannten die Seite. Die Kommissarin war in ihrer SMS präzise.«
»Riskant.«
»Ein Risiko bleibt immer.«
Jost Krüger stoppte vor einem kastenförmigen Einsatzfahrzeug mit getönten Scheiben. Krüger wollte die Tür aufziehen, als diese von innen geöffnet wurde.
Zunächst erschien eine Hand mit einer Zigarette in der Tür, dann stieg Berger aus dem Wagen, den Rucksack mit den Unterlagen über der Schulter.
»Es bringt nichts«, sagte Berger. »Er will ihr Versteck nur verraten, wenn wir ihn mit den Unterlagen laufen lassen.«
»Dann machen Sie das doch!«, erwiderte Benn.
»Sie haben Vorstellungen ... Natürlich mache ich das nicht.«
Benn nickte. Deutlicher ging es nicht.
»Ich habe es von Anfang an geahnt. Schon im Kommissariat. Sie spielen
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