Die Quelle
aufgerissenen Augen und den aufmunternden Blick.
Sie wusste, was passieren würde.
Benn warf sich nach rechts auf den Körper von Santos, hatte den Beifahrersitz als Schutz vor sich.
Im gleichen Moment explodierten die Vorderreifen. Es knallte zweimal. Das Fahrzeug sackte ab, schlingerte. In das erneute Krachen, mit dem die Hinterreifen ihre Luft verloren, mischten sich Duvalls Flüche. Abeking kurbelte panisch am Lenkrad.
Benn kam sich vor, wie in einer zu engen Gondel, die zu einer unkontrollierten Kreiselbewegung ansetzte.
Dann kam der Aufprall. Schlagartig zerrte eine unvorstellbare Kraft an ihm, während in seinen Ohren der Lärm explodierte. Er kam sich vor, als säße er in einer Schrottpresse, so schrill toste das sich verbiegende Metall.
Benn spürte die Streben des Vordersitzes, als sein Körper heftig dagegengepresst wurde. Hell tönendes Splittern mischte sich in das Kreischen des Bleches. Ein Glasregen raste durch den Innenraum und verfing sich in den Sitzen.
Auf dem Mittelsitz wäre er zwischen den beiden Vordersitzen hindurch auf die Motorhaube katapultiert worden. So aber federte ihn der Vordersitz ab und er fiel zurück auf Santos leblosen Körper.
Schmerzhafte Stiche in seinen Oberschenkeln lenkten ihn ab, doch dann wurde er wieder gegen den Vordersitz geworfen, fiel erneut zurück. Der Wagen bäumte sich auf der Seite der Kommissarin wie auf einer Rampe auf, während Benns Seite auf den Asphalt krachte.
Er bekam einen Schlag in die Nieren, als die Kommissarin auf ihn fiel, dann knallte ihre Stirn auf seinen Hinterkopf. Unter ihm zersprang das Seitenfenster, und Splitter drangen in Santos Körper. Halb betäubt begriff Benn, dass der Wagen auf der Seite liegend über den Asphalt rutschte.
Dann war alles vorbei.
Die Türen auf der nach oben zeigenden Fahrerseite wurden aufgerissen. Das Gewicht der Kommissarin verschwand plötzlich von seinem Körper. Benommen drehte Benn seinen Kopf, starrte auf ein vermummtes Gesicht mit einer riesigen Schutzbrille vor den Augen.
»Gesichert!«, schrie der Mund in dem Gesicht.
Kapitel 62
AUTOBAHN A 20
Benn saß neben Ela Stein in einem Einsatzwagen und hörte zu, wie sich die Kommissarin mit einem Mann namens Jost Krüger unterhielt, der sich als ihr Chef vorgestellt hatte. Zwei Sanitäter hatten ihnen Schmerzmittel gespritzt und versorgten ihre Wunden.
»Es war knapp«, sagte Jost Krüger, während ein Sanitäter der Kommissarin die letzten Wunden im Gesicht zupflasterte. »Aber Ihre erste SMS aus dem Flugzeug kam rechtzeitig genug. Als Sie in Laage landen wollten, waren wir vorbereitet. Natürlich hat uns Ihr Weiterflug zurückgeworfen, aber durch die Ortung wussten wir ziemlich genau, wo Sie sind.«
»Ich verstehe nichts«, sagte Benn voller Ungeduld. Es ging ihm alles viel zu langsam. Ihm schien es, als wäre die Polizei mit dem Stoppen des Wagens vollauf zufrieden. Dabei war seine Frau immer noch verschwunden. Statt entschlossen nach ihr zu suchen, spielten sie Heerlager nach der Schlacht.
Er beobachtete den Sanitäter, der ihm immer noch mit einer Pinzette kleine Glassplitter aus dem Oberschenkel zog und die Wunden anschließend desinfizierte.
»Geht es nicht schneller?«, fauchte er den Mann an und wandte sich dann der Kommissarin und ihrem Vorgesetzten zu. »Wovon reden Sie?«
»Ich habe vom Flugzeug aus eine SMS abgeschickt. Und die Antwort bekommen, dass man da sein werde.«
»Davon habe ich nichts bemerkt.«
Ela Stein lachte zufrieden.
»Sie waren ja auch vollkommen mit Johanna Grothe und ihrer Geschichte beschäftigt. Als Sie nach der Bruchlandung aus dem Jet gekrochen sind, habe ich sofort wieder eine SMS abgeschickt.«
»Aber woher wussten Ihre Leute, wo genau wir sind?«
»Unsere Techniker sind auch in der Lage, Satellitentelefone zu orten.« Jost Krüger lächelte zufrieden. »Als es wirklich ernst wurde, haben wir die allerletzten Reserven zusammengekratzt, die wir hatten. Ich meine Benzin, Notstrom, Funk.«
»Ich habe mein Handy kurz vor der Landung wieder eingeschaltet. Dann kam es nur noch darauf an, Zeit zu gewinnen.«
Benn dachte an die Fußverletzung der Kommissarin auf der Böschung. Ihr war es auf jede Sekunde angekommen, die sie hatte herausschinden können.
»Sie wussten die ganze Zeit, dass Hilfe im Anmarsch war.« Seine Stimme bebte vor Zorn. »Sie hätten es sagen müssen.«
Seine Frau und er waren Marionetten. Immer zog irgendjemand an den Fäden, ließ ihn tanzen, wann und wie er wollte. Benn fühlte
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