Die Quelle
überrascht worden.
Malves bot Cognac an und ließ kleine Häppchen reichen, um dann Fernseher und CD-Player einzuschalten.
»Jetzt sind Sie an der Reihe.« Malves sah Kami-Passang auffordernd an. »Erklären Sie uns, was wir sehen.«
Ein Film über sein Experiment im Forschungslabor lief ab, professionell geschnitten, mit wissenschaftlichen Erklärungen, die von einer tragenden Stimme nüchtern und ohne Pathos erklärt wurden.
Kami-Passang zögerte. Er hatte schon von Brjuchanow als einem der führenden Fusionswissenschaftler Russlands gehört. Wenn er sich richtig erinnerte, zählte der Professor zu einer Reihe hervorragend ausgebildeter russischer Wissenschaftler, die nach Jahren der Forschung im Westen in ihre Heimat zurückgekehrt waren, weil man ihnen dort beste Lebensbedingungen und üppige Forschungsetats versprochen hatte.
»Ich habe keine Genehmigung, darüber zu reden«, sagte Kami-Passang.
Malves sah ihn verblüfft an, dann lachte er laut auf und stoppte den Film.
»Sorry. Es ist so viel zu beachten, da habe ich wohl ein wenig geschlampt. Professor Bundy, würden Sie vielleicht ...«
»Ich kann das auch tun.« Professor Brjuchanow lächelte milde. »In Russland wird wie in vielen anderen Ländern auch an der Kalten Fusion geforscht. Natürlich wie überall unter der berühmten Decke. Ich bin, was Sie vielleicht überraschen wird, ein heimlicher Anhänger der Kalten Fusion.«
»Das überrascht mich allerdings. Wie es scheint, gibt es viel mehr Anhänger, als man meint.« Kami-Passang knetete unsicher seine Hände. Was sollte er davon halten? »Auch wenn sie bisher alle im Schatten stehen.«
»So ist das nun mal. Aber der Gedanke ist so faszinierend ... Auch bei unseren Experimenten wurden Ergebnisse erzielt, die man nicht einfach vom Tisch wischen kann. Aber Sie sollen ja den Durchbruch geschafft haben.«
»Sie halten es für möglich?«, fragte Kami-Passang misstrauisch.
»Aber ja.« Professor Brjuchanow lächelte verschmitzt. »Mir leuchtet der Tunnelungseffekt bei der Überwindung der Abstoßungskräfte zweier gleich geladener Teilchen durchaus ein. Auch wenn ich das offiziell, als Vertreter der Wissenschaftselite, nicht sagen darf. Aber ich bin nicht so vermessen, zu meinen, es gäbe nichts Neues auf dieser Welt.«
»Professor Brjuchanow ist ein guter Freund des neuen russischen Präsidenten. Er ist unsere Speerspitze - wenn Sie ihn überzeugen.« Malves griente verschmitzt.
»Ich verstehe Sie nicht.« Kami-Passangs Blicke wanderten unsicher zwischen Malves und Brjuchanow hin und her.
»China wird mächtig. Ist schon mächtig. Zu mächtig. Waren Sie schon einmal in China und haben gesehen, was dort passiert? Sie werden uns überrunden. Und wie schützen wir uns? Gar nicht. Wir helfen ihnen sogar noch. Sie kaufen in aller Welt. Rohstoffe, Land, Firmen, stehlen Wissen. Und jetzt legen sie auch noch Hand an unsere Reserven in der Arktis. Mit jedem Vertrag, tagtäglich, verschiebt sich die Weltordnung.«
»Sie sind kein Freund der Chinesen.«
»Ich?« Professor Brjuchanow lachte kehlig. »Ich sehe das pragmatisch. Ich bin Russe. Mir liegt mein Land am Herzen. Und ich habe eine ganz persönliche Erfahrung. Die Chinesen haben mir eine meiner Erfindungen gestohlen, kopiert, nachgebaut, nutzen sie, ohne mich zu fragen und ohne dass ich mich dagegen wehren kann.«
»Und deshalb stehen Sie auf unserer Seite.« Kami-Passang verstand den Professor so, dass er nach Rache gierte. »Aber wie werden Sie meinem Land helfen?«
»Persönliche Beziehungen sind immer und überall auf der Welt das Salz in der Suppe. Wenn es stimmt, was man mir erzählte ... Sergej hat schon in der Schule auf meinen Rat gehört.« Der russische Professor schmunzelte sichtlich zufrieden.
»Was meinen Sie damit?«, fragte Kami-Passang.
Der Professor lachte laut. »Na - abgeschrieben.«
Kami-Passang konnte nicht anders, als in das schallende Gelächter der anderen einzustimmen.
»Professor Brjuchanow wird nach Ihren Erläuterungen sofort nach Moskau aufbrechen. Vorausgesetzt, Sie überzeugen ihn ... Und am Samstag, wenn der Präsident die Sensation bekannt geben wird, wird er wieder in Stockholm sein. Als erstes Signal, dass wir noch eine Chance haben.«
Noch ein Stein in dem Mosaik, dachte Kami-Passang. Nichts, aber auch gar nichts wurde dem Zufall überlassen.
Kami-Passang sah auf die Uhr, als Malves den russischen Professor zusammen mit Walker Bundy zum wartenden Auto brachte. Während hier in Stockholm der
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