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Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
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Rückkehr würde er sich einen anderen Job suchen, einen, in der die Wissenschaft nicht dem politischen Zwang ausgesetzt war. Wo er Wissenschaftler sein durfte, ganz und gar. Denn das hier war eine politische Pokerrunde mit höchstem Einsatz. Inszeniert, um die Machtverhältnisse der Welt zu manifestieren.
    Er schüttelte sich bei dem Gedanken, dass Brown und seine Leute mit dem Computervirus, wenn auch so nicht gewollt und begünstigt durch eine gleichzeitig auftretende Überlast, erst Europas Stromversorgung lahmgelegt hatten, und wie sein Land dann mit dem Anti-Virus-Programm die Erfindung für sich beansprucht hatte.
    Das war auch der Grund, warum sich der Beginn der Veranstaltung um mehrere Stunden verzögert hatte. Denn die Meldung über das Funktionieren der Kalten Fusion und die internationale Zusammenarbeit bei der Beendigung des Stromausfalles sollten in ganz Europa vernommen werden, und den Menschen das Vertrauen einflößen, dass so etwas nie wieder geschehen würde. Die Kapselung des Virus in den Steuereinheiten der europäischen Stromnetze hatte jedoch länger gedauert als erwartet.
    »Er ist da!«, unterbrach Malves die Gedanken von Kami-Passang.
    »Wer?«
    »Unser russischer Professor.« Malves deutete auf die kahlköpfige Person, die sich vollkommen unauffällig in einer der hinteren Reihen auf einem der Sitze niederließ. »Das Signal aus Moskau ist also positiv. Darauf hat der Präsident gewartet. Nun kann er in seiner Rede den Bogen zur Arktis-Konferenz und der Vertragsunterzeichnung schlagen.«
    Energieminister Chao neben Kami-Passang fasste sich kurz an sein Ohr. Im Ohr des Energieministers steckte ein winziger Empfänger. Mit einer energischen Geste unterbrach Chao Rainer Kempers Redefluss, denn der Präsident und der Bundeskanzler betraten das Podium.
    »Meine Damen und Herren, der Präsident wird nun zu Ihnen sprechen.«
    ****
    Drei Stunden nach Ende des Stromausfalles fuhren sie los. Benn starrte die ganze Fahrt teilnahmslos aus dem Fenster, nahm wahr, registrierte, ohne dass es ihn berührte.
    Im Radio wurde immer wieder eine Erklärung des Kanzlers wiederholt, der zu Ruhe und Besonnenheit mahnte, die Leistungen der Regierung bei der Bekämpfung des Stromausfalls hervorhob und versicherte, dass alles getan werde, um in den nächsten Tagen Schritt für Schritt die Lebensbedingungen zu verbessern.
    Eine weitere Meldung berichtete über eine Pressekonferenz in Stockholm, auf der der Präsident der Vereinigten Staaten ein neues Energiezeitalter verkündet hatte. Auch für Deutschland sei das ein besonderer Tag, meinte der Sprecher, denn die bekannt gegebene Erfindung sei von einem jungen deutschen Wissenschaftler namens Rainer Kemper gemacht worden.
    Als Kempers Name fiel, hob Benn nur kurz den Kopf. Dann verfiel er wieder in seine düsteren Gedanken.
    Nachdem sie ihn in der Bunkeranlage gefunden hatten, war er nach Berlin in die BKA-Zentrale gebracht worden. Dort hatten sie ihn weitestgehend in Ruhe gelassen, nur gelegentlich verhört, ihn dabei nach den Ereignissen in Frankreich und in der Bunkeranlage befragt.
    Aber er hatte ihnen nichts zu sagen.
    Francesca war tot.
    Der Gebäudekomplex an der Berliner Turmstraße in Moabit war der größte zusammenhängende Justizbereich in ganz Europa. Kriminalgericht, Staatsanwaltschaft und Untersuchungsgefängnis waren hier für Berlin zusammengefasst.
    Teilnahmslos sah er zu, als sich das Zufahrtstor wie von Geisterhand öffnete, ließ sich durch die langen Flure führen, bis sie vor dem Zimmer des Haftrichters anhielten.
    Benn setzte sich auf die Bank im Flur, bewacht von zwei Justizbeamten in blauen Uniformen. Mit hängendem Kopf wartete er auf das, was kommen würde.
    In seinem Kopf herrschte wieder dieses absolute Vakuum. Vollkommene Leere. Gleichgültigkeit. Sie war tot.
    Die beiden Justizbeamten neben ihm standen auf, entfernten sich. Dafür setzte sich jemand anderes zu ihm.
    »Sie werden gleich vom Haftrichter vernommen werden.«
    Der Rauch einer Zigarette stieg in Benns Nase.
    »Der Volksmund sagt: Schweigen ist Gold. Bisher haben Sie sich tapfer geschlagen. Sie erinnern sich an meine Worte in Greifswald? Staatsgeheimnis? Manchmal ist es schlau, abzuwarten, was passiert.«
    Benn starrte weiter auf den Steinboden, hob nicht einmal den Kopf.
    Der Zigarettenrauch entfernte sich.
    »Es ist so weit. Kommen Sie.« Ein Justizbeamter trat heran.
    Benn stand schwerfällig auf, folgte ihm mit schleppenden Schritten.
    Er hörte einen halblauten Ruf. Ela

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