Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Quelle

Die Quelle

Titel: Die Quelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Schomburg
Vom Netzwerk:
Form.«
    »Ich verstehe es nur allmählich«, sagte Benn leise.
    »Bei der Kernfusion ist nicht Holz die verbrannte Materie, sondern der Wasserstoff.« Hagen wartete einen Moment, horchte dem Klang seiner Worte. »Die Wasserstoffatome werden erhitzt, bis sie miteinander verschmelzen - Sie müssen sich das so vorstellen, als ob das Holz im Kamin verbrennt. Bei verbrennendem Holz entstehen Wärme und Asche, bei verschmelzendem Wasserstoff entstehen Neutronen und Helium. Das Helium ist die Asche beim Feuer, und diese kleinen vagabundierenden Gesellen, die Neutronen, sind diejenigen, die die Wärme produzieren. Und das Magnetfeld, in dem der Wasserstoff verschmilzt, ist der Kamin, in dem das Holzfeuer brennt.«
    Benn nickte verstehend. »Eine andere Form eines Ofens.«
    »Alle bisherigen Experimente, auch die in Caderache geplanten, konnten das alles entscheidende Problem nicht lösen. Bisher wird zur Erzeugung der Kernfusion immer mehr Energie verbraucht, als man durch die Kernfusion gewinnt.« Hagen atmete hörbar. »Das Problem der Energieeffizienz ist noch ungelöst. Ich gebe vorne hundert Energieeinheiten rein, um die Hitze für die Kernfusion zu erzeugen, bekomme aber als Ergebnis nur fünfzig Energieeinheiten zurück.«
    »Ein schlechtes Geschäft«, sagte Benn. »Das ist ja wie bei einer miesen Bankanlage: Ich lege hundert Euro an, und später erhalte ich nur fünfzig zurück. Und damit haben Kemper und Sie zu schaffen?« Benn verstand immer weniger, warum Kemper entführt worden war. Das alles hörte sich nach einem grandiosen Fehlschlag an.
    »Zur Herstellung und Aufrechterhaltung dieses Magnetfeldes, in dem sich die Fusion abspielt, gibt es zwei Konzepte. Bei dem einen wird Strom zur Herstellung des Magnetfeldes innerhalb von Röhren genutzt. Das will man in Caderache realisieren. In dem anderen Konzept sind es außen liegende Spulen. Daran forschen die Wissenschaftler in Greifswald. Die Ingenieure und Handwerker in Greifswald bauen eine solche Versuchsanordnung - allein das kostet schon Milliarden.«
    »Jetzt verstehe ich, warum Sie von einem Staatsgeheimnis reden. Bei dem Thema und den Summen muss ja alles streng geheim sein!« Benn lachte bitter auf. »Ein Milliarden-Steuergelder-Grab.«
    Hagen schüttelte energisch den Kopf.
    »Nein. In Greifswald arbeiten vierhundert Wissenschaftler aus vielen Nationen zusammen und tauschen sich auch weltweit aus. Nichts ist geheim. Warum auch? Warum soll man Forschungsergebnisse schützen, die erst in dreißig oder fünfzig Jahren in reale Anwendungen münden? Für Patente und deren Schutz ist es einfach noch zu früh. Gehen Sie hin und schauen Sie es sich an!«
    »Wie? Ich kann da hingehen und mir das ansehen?«
    »Aber ja! Den Reaktorraum, den Bau der Supraleiter, diese seltsamen Fusionsspulen - alles. Noch ist Zeit. Eigentlich sollte der erste Test schon längst erfolgt sein, aber wenn man schon bei einem Bau eines normalen Hauses mit Verzögerungen rechnen muss, dann wird klar, warum sie immer noch nicht fertig sind.«
    »Dann verstehe ich Ihre Geheimniskrämerei überhaupt nicht mehr. Wo kommt da Kemper ins Spiel? Wenn Sie mir das so ausführlich erklären, dann muss da eine Verbindung zu ihm existieren. Anders kann ich mir das nicht erklären. Hat Kemper irgendeine Lösung für irgendein unüberwindliches Problem gefunden?«
    »Sie haben es erfasst. So ist es. Aber ganz anders, als Sie vielleicht denken.« Hagen lachte heiser. »Kemper pfeift auf die Großprojekte der Physiker. Er ist Chemiker!«
    »Ich verstehe gar nichts mehr«, murmelte Benn hilflos.
    »Chemiker und Physiker sind sich manchmal spinnefeind«, erwiderte Hagen. »Den Chemikern wird vorgeworfen, die Quantenwelt der Physiker wäre für sie eine nur schwer verdaubare Realität. Sie würden noch in der Traumwelt leben, dass Atome die kleinste Einheit der Welt wären.
    Die Chemiker wiederum sagen, dass sich darin nur die Arroganz der Physik manifestiert. Die täten angeblich so, als sei mit dem heutigen Wissensstand der Physik das Ende der Erkenntnis erreicht. Die Chemiker erinnern dann gerne daran, dass die Chemie die Physik erst möglich gemacht hat.«
    »Ich habe immer noch nicht die Verbindung zu Kemper begriffen.« Benn musterte Hagens vor Eifer gerötetes Gesicht. »Verstanden habe ich, dass Kemper Chemiker ist und vielleicht mit einer Entdeckung den Physikern auf die Füße tritt. Mit einfachen Worten ausgedrückt.«
    Hagen unterbrach seine Wanderung und drehte sich zu Benn.
    »Kemper scheint

Weitere Kostenlose Bücher